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Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Titel: Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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mir äußerst unangenehm. Ich hielt ihn wahrhaftig nicht mehr für naiv oder für einen Teil des Lokalkolorits. Dazu kam, dass ich mich selbst zutiefst verachtete, doch ich musste mir eingestehen, dass mich, wie stets nach einem solchen Erlebnis, neue Lebenskraft durchflutete, und natürlich, o ja, natürlich fühlte ich mich wieder ganz jung.
    In der kühlen Stille der kleine n Kirche mit dem geneigten Dach und den arglosen Heiligen schrieb ich etwa eine Stunde lang. Dann kam Merrick herein, sprach ihre Gebete und setzte sich neben mich, als ob nichts gewesen wäre. Aufgeregt flüsterte sie mir zu, dass wir gehen sollten. »Ich habe dein Vertrauen missbraucht, junge Frau«, flüsterte ich eilig.
    »Sei kein Narr«, kam die prompte Antwort, »du hast genau das getan, was ich wollte. Denkst du, ich hätte mich freiwillig demütigen lassen? Bestimmt nicht.«
    »Du verdrehst meine Worte«, antwortete ich streitlustig. Sie umschlang meinen Nacken, hielt meinen Kopf, so fest sie konnte, und küsste mich.
    »Komm jetzt«, sagte sie, als spräche sie zu einem Kind. »Wir verschwenden nur Zeit. Lass uns gehen.«

14
    Eine Stunde lang konnten wir mit dem Jeep fahren, dann lief die Fahrspur in einem Pfad aus. Also schulterten wir unsere Macheten und folgten dem Pfad zu Fuß. Wir sprachen nur wenig, da wir unsere ganze Energie für die Durchquerung des schwierigen, stetig ansteigenden Geländes brauchten. Aber selbst da überkam mich wieder dieses Gefühl von Glückseligkeit, und Merricks kraftvollen, schlanken Körper vor mir zu sehen versetzte mich in unentwegtes, schuldbewusstes Entzücken.
    Trotz der Hochlage schien der Dschungel in dieser Gegend ganz undurchdringlich, und abermals umhüllten uns die Wolken mit ihrer wundersamen, lieblichen Feuchtigkeit. Unermüdlich hielt ich nach Ruinen Ausschau, und wirklich sahen wir zu beiden Seiten der Strecke welche. Doch ob sie einst Tempel oder pyramidenartige Gebäude oder noch etwas anderes gewesen waren, konnte ich nicht feststellen. Merrick interessierte sich nicht dafür und bestand darauf, stur vorwärts zu streben.
    Die Hitze drang durch meine Kleider. Mein rechter Arm schmerzte vom Gewicht der Machete. Die Insekten wurden unerträglich lästig, aber ich hätte um nichts in der Welt irgendwo anders sein wollen.
    Ganz plötzlich blieb Merrick stehen und winkte mich zu sich heran. Wir hatten eine Art Lichtung erreicht - oder das, was davon übrig geblieben war -, und ich sah verfallene Schutthaufen, wo einst Häuser gestanden hatten, und ein oder zwei Unterkünfte, die noch ihre alten Strohdächer trugen.
    »Das war die kleine Siedlung«, sagte Merrick, während sie den unglückseligen Ort begutachtete.
    Ich erinnerte mich an die Dörfer »Eins« und »Zwei«, die Matthew Kemp auf der Karte und in seinen damaligen Briefen erwähnt hatte. Eine ganze Weile lang stand Merrick da und starrte auf die Überreste. Dann sagte sie in geheimnisvollem Tonfall: »Spürst du etwas?«
    Bis dahin hatte ich nichts gespürt, doch kaum hatte sie die Frage gestellt, wurde ich mir einer Unruhe in der Luft bewusst, die einen übersinnlichen Ursprung zu haben schien. Ich beschloss, alle meine Sinne darauf zu richten. Die Empfindung war sehr stark. Ich kann nicht sagen, dass ich eine Persönlichkeit oder eine Ausstrahlung spürte. Ich spürte eine Bewegung. Einen Augenblick lang auch eine Drohung und dann gar nichts mehr. »Was hältst du davon?«, fragte ich Merrick. Sogar ihre unbewegliche Haltung verursachte mir Unbehagen. »Das sind nicht die Geister der Dorfbewohner«, antwortete sie. »Und ich würde jede Wette eingehen, dass genau das, was wir hier spüren, die Dorfbewohner veranlasst hat, fortzuziehen.« Merrick machte sich wieder auf den Weg, und ich folgte ihr zwangsläufig. Ich hatte mich inzwischen fast genauso in die Sache verrannt wie sie.
    Nachdem wir die überwucherten Trümmer der Siedlung umgangen hatten, tauchte der Pfad wieder auf. Der Dschungel jedoch wurde noch dichter: Wir mussten uns den Weg regelrecht frei hacken, und hin und wieder spürte ich einen scheußlichen Schmerz in meiner Brust. Ganz plötzlich, wie durch Zauberei, ragte vor mir der unförmige Klotz einer verblassten Steinpyramide auf, deren Stufen von Unterholz und dichten Schlingpflanzen bedeckt waren.
    Die Pyramide musste irgendwann schon einmal von jemandem freigelegt worden sein, denn viele der seltsamen eingeritzten Muster waren sichtbar, ebenso wie die steil ansteigenden Stufen. Nein, von den Maja war das

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