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Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Titel: Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Lande zu schaffen, mit Ausfuhrgenehmigung und Zollgebühren und allem. Ob nun diese letztgenannte Tätigkeit illegale Handlungen beinhaltete, wusste ich nicht. Das gehörte ins Fachgebiet der Feldassistenten, sozusagen. Diese Leute haben natürlich eine vage Vorstellung davon, dass die Talamasca ein straff organisierter Orden übersinnlicher Ermittler ist, aber sie mögen ihre untergeordnete Arbeit im Allgemeinen und erfreuen sich enormer Gehälter. Und sie versuchen nie, sich Einblick in die Regeln des Ordens zu verschaffen oder ihn zu durchschauen. Viele von ihnen sind erfahrene Glücksritter. Bei ihren Tätigkeiten kommt es so gut wie nie zu Gewaltanwendung. Und sie schätzen die Gelegenheit, gutes Geld aus einer relativ vertrauenswürdigen Quelle zu beziehen.
    Endlich kam der Tag unserer Abreise. Aaron hatte schon längst die Geduld mit uns verloren, und da er nie den Dschungel bereist hatte, war er ziemlich aufgeregt wegen unseres Plans. Doch er begleitete uns netterweise zum Flughafen.
    Der Flug ging nach Süden, nach Guatemala City, wo wir uns darüber informierten, dass das Majadorf Santa Cruz del Flores existierte und in nordöstlicher Richtung lag. Merrick war unglaublich aufgeregt.
    Eine kleine Propellermaschine brachte uns zu einer hübschen Stadt im Norden, die unserem Ziel näher lag. Und von dort aus machten wir uns mit unseren Feldassistenten in zwei gut ausgerüsteten Jeeps auf den Weg.
    Ich genoss die Wärme, das Geräusch des sanften Regens, den weichen Klang der spanischen Sprache und die Stimmen der Eingeborenen. Der Anblick der Indios in ihren hübschen weißen Kleidern und mit den sanften Gesichtern gab mir das Gefühl, in den kulturellen Reichtum eines fremden und noch unverdorbenen Landes einzutauchen.
    Natürlich gibt es in jenem Teil der Welt viele Unruhen, aber wir konnten uns davon fern halten. Und ich konzentrierte mich auf die angenehmen Seiten.
    Ich stellte fest, dass ich außerordentlich glücklich war. Es kam mir vor, als wäre ich wieder jung, und Merricks Anblick in dem khakifarbenen Safarianzug mit den kurzen Hosen fand ich so wunderbar anregend, wie ich ihre souveräne Haltung für meine Nerven als beruhigend empfand.
    Merrick lenkte unseren Jeep. Sie fuhr wie eine Verrückte, aber solange der zweite Wagen unseres kleinen Konvois mithalten konnte, beklagte ich mich nicht. Ich zog es vor, nicht an die zahllosen vollen Benzinkanister in unserem Gepäck zu denken und daran, was für ein Feuerwerk es gäbe, wenn wir gegen einen Gummibaum krachten. Ich vertraute einfach darauf, dass eine Frau, die einen Geist herbeirufen konnte, auch in der Lage war, einen Jeep über eine gefährliche Strecke zu steuern.
    Der Dschungel war atemberaubend schön. Bananen- und Zitronenbäume wuchsen auf beiden Seiten der hügelan steigenden Straße, so dicht, dass sie uns fast den Weg versperrten. Hier und da ragten riesenhafte Mahagonibäume bis zu vierzig, fünfzig Meter in die Höhe, und aus dem luftigen Baldachin schallten der Angst einflößende, aber unverkennbare Schrei der Brüllaffen und das Kreischen zahlloser exotische Vögel.
    Wir befanden uns inmitten einer eigenen kleinen, in Grün getauchten Welt, doch immer wieder erreichten wir einen hohen Felsvorsprung, von dem aus wir das Dschungeldach überblicken konnten, das sich unter uns über die Hänge aus vulkanischem Gestein hinstreckte.
    Bald merkten wir, dass wir einen in Wolken gehüllten Wald durchquerten, und wir stellten fest, wie wundersam es sich anfühlte, von Wolken umhüllt zu sein, während die warme Feuchtigkeit durch die offenen Fenster des Jeeps drang und sich auf unserer Haut niederschlug.
    Merrick wusste, dass ich es herrlich fand.
    »Ich verspreche dir«, sagte sie, »das letzte Stück ist nicht mehr anstrengend.«
    Endlich erreichten wir Santa Cruz del Flores, ein Dschungeldorf, so klein und so entlegen, dass die letzten politischen Unruhen es nicht einmal berührt hatten.
    Merrick verkündete, dass alles fast noch genauso sei, wie sie es in Erinnerung hatte - ein kleines Häufchen bunt getünchter Häuser mit Strohdächern und eine kleine, aber bemerkenswert schöne Steinkirche im spanischen Stil. Schweine, Hühner und wilde Truthähne stöberten überall herum. Und ich entdeckte einige wenige Maisfelder, die dem Dschungel abgetrotzt worden waren. Der Dorfplatz bestand aus gestampftem Lehm.
    Als unsere beiden Jeeps dort einrollten, kamen die Einheimischen herbei und begrüßten uns sehr wohlwollend, was mich in meiner

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