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Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Titel: Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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tanzten ihre Pupillen unstet umher. Endlich sah sie mich an und wurde etwas ruhiger.
    »Was hast du gesehen? Dorfgeister?«, fragte ich. »Nein«, war die Antwort. »Ich sah Honey in the Sunshine. Sie beobachtete mich. Ich sah Honey! Ach, du lieber Gott, ich sah Honey … Verstehst du nicht, was sie getan hat?« Ich antwortete nicht sofort, aber ich hatte es natürlich verstanden. Ich ließ es Merrick aussprechen.
    »Sie hat mich hierher geführt, hat mich zu dieser Maske geführt, durch die ich sie sehen kann. Sie hat mir ein Mittel an die Hand gegeben, mit dem sie ins Diesseits vordringen kann!«
    »Hör mir zu, Liebling«, sagte ic h und griff nach Merricks Handgelenk. »Kämpfe gegen ihren Geist an! Sie hat nicht mehr Anspruch auf dich als jeder andere Geist auch. Das Leben gehört den Lebenden, Merrick, und das Leben muss höher geschätzt werden als der Tod! Du warst nicht daran schuld, dass Honey in the Sunshine ertrunken ist, das hast du von ihr selbst gehört.« Merrick antwortete mir nicht. Sie stützte die Ellbogen auf die Knie und legte ihre Stirn in die rechte Handfläche, während sie mit der linken Hand die Maske hielt. Ich glaubte, sie starrte sie an, aber ich war mir nicht sicher. Sie begann zu zittern. Sanft nahm ich ihr die Maske fort und legte sie vorsichtig auf mein Feldbett. Dann fielen mir die Gegenstände ein, die ich beim Verlassen der Höhle zusammengerafft hatte. Ich griff in meine Tasche und zog die Gegenstände heraus. Es waren vier geschnitzte, herrlich vollkommene olmekische Figürchen, zwei stellten kahle, fettleibige Wesen dar, die anderen beiden sehnige, grimmig blickende Götter. Als ich die winzigen Gesichter betrachtete, durchlief mich ein Schauer. Ich hätte schwören können, dass ich für einen Sekundenbruchteil einen Stimmenchor vernahm, als hätte jemand den Lautsprecherknopf an einer Musikanlage aufgedreht. Dann brandete greifbare Stille gegen mich an. Mir brach der Schweiß aus.
    Diese kleinen Wesen, diese kleinen Götter, trugen den gleichen Glanz wie die Maske.
    »Wir nehmen diese Sachen mit nach Hause«, erklärte ich. »Und was mich betrifft, will ich noch einmal zu der Höhle, sobald ich mich wieder kräftiger fühle.« Merrick sah zu mir auf.
    »Das meinst du doch nicht ernst«, sagte sie. »Du würdest diese Geister herausfordern?«
    »Ja, ich würde sie herausfordern. Ich sage nicht, dass wir die Maske mitnehmen und hindurchschauen sollen. Lieber Gott, nicht im Traum! Aber ich kann dieses Geheimnis nicht einfach ungelöst lassen. Ich muss da noch einmal hin und alles so gründlich wie möglich untersuchen. Danach, denke ich, sollten wir uns an eine der Universitäten wenden, die sich hier engagieren, und den Leuten dort erzählen, was wir entdeckt haben. Versteh mich recht, ich habe nicht vor, die Maske zu erwähnen. Zumindest nicht, bis sichergestellt ist, dass wir sie auf jeden Fall behalten können.«
    Die Sache mit den Universitäten und den Ausgrabungsplätzen und Ansprüchen auf Relikte war ziemlich verzwickt, und im Augenblick wäre ich der Auseinandersetzung nicht gewachsen gewesen. Mir war heiß. Mein Magen drehte sich fast um, was mir nur sehr selten passiert. »Ich muss die Höhle noch einmal besuchen. Gott steh mir bei, ich weiß jetzt, warum es dich so sehr hierher drängte. Ich will wenigstens noch einmal in die Höhle, vielleicht sogar zweimal, wie soll ich sonst wissen - « Ich brach ab. Die Übelkeit ließ nur langsam nach.
    Merrick starrte mich an, offenbar im Geheimen zutiefst besorgt. Sie sah aus, als wäre ihr genauso schlecht wie mir. Mit beiden Händen fuhr sie sich in das dichte Haar und schob es von ihrer Stirn zurück. Die grünen Augen schienen zu glühen. »Also, du weißt, dass wir vier Männer bei uns haben, die die Maske problemlos aus dem Land schaffen und nach New Orleans bringen können. Soll ich sie ihnen gleich übergeben?«, fragte ich. »Nein, unternimm noch nichts damit«, sagte Merrick und stand auf. »Ich gehe jetzt in die Kirche.«
    »Warum?«, fragte ich.
    »Um zu beten, David!«, erwiderte sie ungeduldig und schaute mich grimmig an. »Gibt es eigentlich etwas, woran du wirklich glaubst?«, wollte sie dann wissen. »Ich gehe in die Kirche, um zu beten.« Und sie machte sich auf den Weg.
    Sie war etwa zwanzig Minuten fort, als ich mir dann doch ein Glas Rum einschenkte. Ich war so durstig! Es war ein merkwürdiges Gefühl, solchen Durst und gleichzeitig eine solche Übelkeit zu verspüren. Man hörte ein paar Hühner oder

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