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Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Titel: Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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allein in mein Zimmer. Sie war in Nachthemd und Morgenmantel und wirkte erschöpft. Ihr dichtes braunes Haar hatte sie an den Schläfen mit zwei Bernsteinkämmen zurückgesteckt. Ihre Züge spiegelten Erleichterung, als sie mich betrachtete. Ich lag, von zwei Kissen im Rücken gestützt, im Bett und hatte ein Buch über die Maja aufgeschlagen vor mir.
    »Ich dachte, du würdest sterben«, sagte sie offen. »Ich habe für dich gebetet, wie ich noch nie zuvor gebetet habe.«
    »Glaubst du, Gott hört deine Gebete?«, fragte ich, doch dann wurde mir klar, dass sie nichts von Gott gesagt hatte. »Sei ehrlich«, bat ich sie, »war ich wirklich ernsthaft in Gefahr?« Die Frage schien ihr einen Schock zu versetzen. Sie versank in Schweigen, wie im Widerstreit mit sich, was sie sagen sollte. Allein ihre Reaktion auf die Frage war für mich schon eine Antwort, also wartete ich geduldig, bis sie sich zu sprechen entschloss.
    »In Guatemala hieß es mehrmals, dass du nicht mehr lange durchhalten würdest«, antwortete sie. »Ich schickte sie weg. Wenn sie auf mich hörten und tatsächlich den Raum verließen, setzte ich die Maske auf. Dann konnte ich deinen Geist sehen. Er schwebte unmittelbar über deinem Körper. Ich sah, wie er darum kämpfte, sich von deinem Körper zu befreien und aufzusteigen. Ich konnte sehen, wie er lang ausgestreckt über dir schwebte, ein Duplikat deiner selbst, und sobald er aufstieg, legte ich meine Hand auf ihn, drückte ihn nieder und zwang ihn dahin zurück, wo er hingehörte.«
    Ich verspürte überwältigende Liebe für sie. »Gott sei Dank, dass du das getan hast«, sagte ich. Sie wiederholte, was ich im Dschungel gesagt hatte: »Das Leben gehört den Lebenden.«
    »Du erinnerst dich an diese Worte?«, fragte ich. »Du hast es oft wiederholt«, erwiderte sie. »Du hast geglaubt, du sprächest zu jemandem, zu dem Bewussten, den wir im Eingang der Höhle sahen, ehe wir daraus flüchteten. Du dachtest, ihr führ tet eine Diskussion. Und eines frühen Morgens, als ich in dem Stuhl neben deinem Bett aufwachte und dich bei Bewusstsein fand, sagtest du, du hättest gewonnen.«
    »Was sollen wir mit der Maske machen?«, fragte ich. »Ich kann mir gut vorstellen, dass sie mich immer wieder in ihren Bann zieht. Ich sehe vor mir, wie ich sie insgeheim an anderen teste. Ich stelle mir vor, dass ich ihr krankhaft verfallen bin.«
    »Dazu werden wir es nicht kommen lassen«, sagte sie. »Außerdem hat sie auf andere Leute nicht diese Wirkung.«
    »Woher weißt du das?«, fragte ich.
    »Als es dir immer schlechter ging und unsere Leute ins Zelt kamen, um uns zu helfen, ergriffen sie sie, weil sie natürlich dachten, es sei ein Souvenir. Einer fragte, ob wir sie von den Dorfbewohnern gekauft hätten. Er war der Erste, der hindurchschaute.
    Er sah nichts. Und dann nahm sie einer nach dem anderen und schaute hindurch.«

    »Und hier in New Orleans?«
    »Auch Aaron sah nichts, als er sie aufsetzte«, sagte Merrick. Und dann fügte sie mit trauriger Stimme hinzu: »Ich habe ihm nicht alles erzählt, was geschehen ist. Das musst du tun - wenn du möchtest, dass er es erfährt.«
    »Und du?«, drängte ich. »Was siehst du, wenn du nun durch die Maske schaust?«
    Merrick schüttelte den Kopf. Sie schaute weg, presste verzweifelt die Zähne in ihre Unterlippe, und dann sah sie mich an. »Ich sehe Honey, wenn ich hindurchschaue! Fast immer. Ich sehe Honey in the Sunshine, mehr nicht. Ich sehe sie unter den Eichen draußen vorm Mutterhaus, ich sehe sie im Garten. Ich sehe sie, wann immer ich durch die Maske blicke. Um sie herum bleibt die reale Welt, wie sie ist. Aber Honey ist immer da.« Sie ließ einen Augenblick verstreichen, dann gestand sie: »Ich glaube, Honey hat das alles ausgelöst. Honey hat mich mit diesen Albträumen dazu getrieben: Onkel Vervain kam gar nicht wirklich in diesen Träumen vor. Es war immer nur Honey in the Sunshine in ihrer Gier nach Leben. Und wie kann ich ihr das verübeln? Sie hat uns in dieses Land geschickt, um die Maske zu holen, durch die sie ins Diesseits gelangen kann. Ich habe mir geschworen, ich werde das nicht zulassen. Ich meine, ich lasse nicht zu, dass sie durch mich immer stärker und stärker wird. Ich lasse mich nicht von ihr benutzen, sie wird mich nicht vernichten. Es ist so, wie du sagst. Das Leben gehört den Lebenden.«
    »Denkst du nicht, es wäre gut, wenn du sie ansprächest? Wenn du ihr deutlich klar machtest, dass sie tot ist?«
    »Das weiß sie«, sagte Merrick

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