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Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Titel: Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Truthähne, ich konnte es nicht unterscheiden, ansonsten war es im Dorf ganz still, und niemand kam ins Zelt, um meine Einsamkeit zu stören. Ich starrte die Maske an und merkte dabei, dass mein Kopf schrecklich schmerzte, dass hinter meinen Augen ein pochender Schmerz eingesetzt hatte. Da ich bisher nie unter Kopfschmerzen gelitten hatte, dachte ich mir nicht viel dabei, bis ich feststellte, dass die Maske vor meinen Augen verschwamm. Ich versuchte, den Blick ganz fest darauf zu richten. Es ging nicht. Weiterhin war mir am ganzen Körper schrecklich heiß, und jeder kleine Insektenstich meldete sich quälend.
    »Das ist doch Unsinn«, sagte ich laut, »ich habe mir jede verdammte Impfung verpassen lassen, die die moderne Medizin kennt, inklusive einiger, die es noch nicht gab, als Matthew das Fieber bekam.« Dann wurde mir klar, dass ich Selbstgespräche führte. Ich goss mir noch einen ordentlichen Schluck Rum ein und trank das Glas in einem Zug aus. Mir kam der Gedanke, dass ich mich viel besser fühlen würde, wenn im Zelt nicht ein solches Gedränge herrschte, und ich wünschte mir, dass die Leute alle weggingen.
    Doch dann sagte ich mir, dass ich gar keine Gesellschaft hatte! Es war niemand hereingekommen. Ich versuchte, mich an die letzten Minuten zu erinnern, aber irgendwie hatte mein Gedächtnis eine Lücke. Ich wandte mich um und betrachtete abermals die Maske, und dann trank ich noch mehr Rum, denn ich war mittlerweile auf den Geschmack gekommen. Ich stellte das Glas ab und griff nach der Maske.
    Sie war so leicht, wie sie kostbar war. Ich hielt sie so, dass das Licht hindurchschien, und für eine Sekunde wirkte sie eindeutig lebendig. Eine Stimme flüsterte mir fiebrig etwas zu, über all die Kleinigkeiten, um die ich mich sorgen müsste, und jemand sagte: »Wenn Tausende von Jahren vergangen sind, werden andere kommen.« Nur, dass ich die Worte nicht in einer mir bekannten Sprache hörte. »Und doch verstehe ich dich«, sagte ich laut, und dann sagte die flüsternde Stimme etwas, das wie ein Fluch und eine düstere Voraussage klang. Es ging irgendwie darum, dass bestimmte Dinge besser unerforscht bleiben sollten. Das Zelt schien sich zu bewegen. Genauer gesagt, die Stelle, an der ich mich befand, schien sich zu bewegen. Ich drückte die Maske gegen meine Haut und gewann etwas festeren Stand. Doch die Welt hatte sich verändert. Und ich war anderswo. Ich stand auf einem hoch gelegenen Pavillon und konnte rings herum die herrlichen Berge sehen, deren untere Hänge von tiefgrünem Wald bedeckt waren. Der Himmel war leuchtend blau. Ich schaute nach unten und sah Tausende von Leuten, die sich um den Pavillon drängten. Auf Pyramiden ringsum standen ebenfalls Unmengen von Leuten. Sie tuschelten und riefen und sangen. Und auf meinem Pavillon verharrte eine kleine Gruppe treuer Gefolgsleute an meiner Seite.
    »Du wirst nun den Regen auf uns herabrufen«, sagte die Stimme an meinem Ohr, »und er wird fallen. Aber eines Tages wird statt des Regens Schnee fallen, und an diesem Tage wirst du sterben.«
    »Nein, es wird nicht so kommen!«, widersprach ich. Ich merkte, dass mir schwindelig wurde. Ich würde gleich von dem Pavillon stürzen. Ich wandte mich um und griff nach den Händen meiner Gefährten. »Seid ihr Priester? Sagt mir, was ihr seid«, bat ich. »Ich bin David, und ich verlange, dass ihr es mir sagt. Ich bin nicht der, für den ihr mich haltet.«
    Mir wurde bewusst, dass ich mich in der Höhle befand. Ich war beinahe auf die weiche Erde gesunken. Merrick schrie mich an, dass ich aufstehen solle. Vor mir stand dieser weinende Geist. »Der Einsame Geist! Wie oft hast du mich angerufen?«, fragte das hoch gewachsene Geschöpf betrübt. »Wie oft hast du, der Hexenmeister, deinen Griff nach der einsamen Seele ausgestreckt? Du hast kein Recht, die zu beschwören, die zwischen Leben und Tod schweben. Lass die Maske hier. Die Maske irrt sich, verstehst du nicht, was ich sage?«
    Merrick rie f meinen Namen. Ich spürte, wie mir die Maske vom Gesicht gerissen wurde. Ich schaute auf. Ich lag auf meiner Pritsche, und Merrick stand über mich gebeugt. »Himmel, ich bin krank!«, sagte ich. »Ich bin sehr krank. Hol den Schamanen. Nein, dazu ist keine Zeit. Wir müssen uns sofort zum Flughafen aufmachen.«
    »Ruhig, sei ruhig, und bleib still liegen«, sagte Merrick. Doch Angst verdüsterte ihre Züge. Ich vernahm deutlich, was sie dachte: Jetzt passiert genau das Gleiche wie damals, genau wie es bei Matthew war.

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