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Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Titel: Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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traurig. »Sie ist ein mächtiger, hinterlistiger Geist. Wenn du als Generaloberst mir sagst, dass du versuchen willst, sie zu exorzie ren, und ich deshalb mit ihr kommunizieren soll, dann tue ich es - aber allein auf mich gestellt, werde ich ihr nie, niemals nachgeben. Sie ist zu gerissen. Sie ist zu stark.«
    »Ich werde dich nie darum bitten«, sagte ich schnell. »Komm, setz dich hier neben mich. Lass mich dich in den Arm nehmen. Ich bin viel zu schwach, um dir etwas zu tun.«
    Wenn ich nun auf all das zurückblicke, weiß ich nicht, warum ich Merrick nicht alles über diesen Geist mit dem schmalen Gesicht erzählte, darüber, wie er während meiner gesamten Erkrankung immer wieder erschien und besonders dann, als ich dem Tode nahe war. Vielleicht hatte ich ihr diese Vision in meinem Fieberwahn anvertraut. Ich weiß nur, dass wir nicht mehr ausführlich darüber sprachen, als wir die Ereignisse noch einmal rekapitulierten.
    Wie ich persönlich auf diesen Geist reagierte, war klar - ich hatte Angst vor ihm. Ich hatte seinen Begräbnisplatz beraubt, der ihm so teuer war. Ich hatte es gewaltsam und aus Eigennutz getan, und wenn meine Krankheit auch die Lust, das Geheimnis der Höhle zu erforschen, weitgehend ausgelöscht hatte, so fürchtete ich doch die Rückkehr des Geistes. Und ich sah diesen Geist tatsächlich wieder. Das war viele Jahre später, und zwar in jener Nacht auf Barbados, als Lestat mich besuchte und beschloss, mich gegen meinen Willen zu einem Vampir zu machen.
    Wie du ja weißt, war ich zu der Zeit nicht mehr der betagte David. Es ereignete sich nämlich nach unserer grässlichen Heimsuchung durch den Körperdieb. Ich fühlte mich damals mit meinem neuen, jungen Körper unbesiegbar und dachte mit keinem Gedanken daran, Lestat um ewiges Leben zu bitten. Als klar wurde, dass er mich zwingen würde, kämpfte ich mit allen mir zur Verfügung stehenden Kräften gegen ihn an. Irgendwann während dieses fruchtlosen Unterfangens, mich vor dem vampirischen Blut zu bewahren, rief ich Gott und alle Engel an, jeden, von dem ich mir Hilfe erhoffte. Ich wandte mich auf Portugiesisch, der alten Candomble-Sprache, an meinen orisha, Oxalá. Ich weiß nicht, ob meine Gebete von meinem orisha erhört wurden, doch plötzlich drängten schwache Geister in den Raum, von denen nicht einer Lestat auch nur irgendwie zu erschrecken oder zu hindern vermochte. Und als er mein Blut trank, bis ich an der Schwelle des Todes stand, und meine Augen sich schon schlossen, da sah ich ihn - den bronzehäutigen Geist aus der Höhle. Als ich den Kampf um mein Leben verlor, ganz zu schweigen von dem Kampf um meine Sterblichkeit, da schien es mir, dass ich den Geist aus der Höhle bei mir stehen sah. Er streckte mir die Arme entgegen, und Schmerz malte sich auf seinem Gesicht.
    Seine Gestalt verschwamm immer wieder, doch er war deutlich zu erkennen. Ich sah die Spangen an seinen Armen, ich sah das lange rote Gewand, ich sah die Tränen auf seinen Wangen. Das Ganze dauerte nur einen winzigen Augenblick. Die fassbaren und spirituellen Dinge dieser Welt flackerten auf und erloschen. Ich fiel in eine Starre. Bis zu dem Moment, als Lestats übernatürliches Blut in meinen Mund floss, fehlt mir die Erinnerung. Und dann sah ich nur noch Lestat, und ich wusste, dass meine Seele sich einem neuen Abenteuer zuwandte, einem, das mich weit über meine grauenvollsten Träume hinaustragen würde. Den Geist aus der Höhle erblickte ich nie wieder. Aber nun lass mich mit Merricks Geschichte zum Ende kommen. Es gibt nicht mehr viel zu erzählen.
    Nach einer Woche der Erholung im Mutterhaus schlüpfte ich in meinen gewohnten Tweedanzug und ging hinunter, um zusammen mit den anderen Mitgliedern des Ordens zu frühstücken. Später wanderten Merrick und ich im Garten umher, der von üppig dunkelgrünen Kameliensträuchern überquoll, die im Winter selbst noch bei leichtem Frost gedeihen. Der Anblick der rosafarbenen und roten und weißen Blüten ist mir unvergesslich geblieben. Riesenhaftes grünes Elefantenohr und Orchideen mit pur purnen Blüten wuchsen ringsum. Wie schön doch Louisiana im Winter sein kann! Wie fruchtbar und lebensprühend und unnahbar.
    »Ich habe die Maske unter meinem Namen in den Safe einschließen lassen, in ein versiegeltes Fach«, erzählte Merrick. »Ich schlage vor, dass sie da auch bleibt.«
    »Aber gewiss«, antwortete ich. »Nur musst du mir eins versprechen: Wenn du jemals deine Meinung darüber ändern solltest, ruf mich, ehe

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