Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Titel: Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
Vom Netzwerk:
du auch nur das Mindeste unternimmst.«
    »Ich habe nicht den Wunsch, Honey je zu sehen!«, murmelte Merrick vor sich hin. »Ich sagte es schon einmal. Sie will mich nur benutzen, und das werde ich nicht zulassen. Ich war zehn, als sie ermordet wurde. Ich bin es leid, so schrecklich leid, um Honey zu trauern. Du brauchst dir deshalb nie wieder Sorgen zu machen. Ich werde die Maske nicht mehr anrühren, wenn ich es irgend vermeiden kann, glaub mir.«
    Soweit ich weiß, hat Merrick ihr Versprechen gehalten. Nachdem wir einen ausführlichen Bericht über unsere Expedition an eine uns genehme Universität verfasst hatten, schlossen wir die Unterlagen und die Maske für immer fort, zusammen mit den Götterstatuetten und dem Ritualmesser, das Merrick für die Ausübung ihres Zaubers benutzt hatte, außerdem alle Originalunterlagen von Matthew und die zerfallende Landkarte von Onkel Vervain. All das gaben wir in Oak Haven zur Aufbewahrung, und zwar so, dass nur Merrick und ich Zugriff darauf hatten. Im Frühling erhielt ich dann von Aaron einen Anruf aus Amerika. Er berichtete mir, dass Detektive in der Gegend von Lafayette ein Autowrack gefunden hätten. Anscheinend hatte Merrick sie zu einer Stelle in den Sümpfen geführt, in dem das Auto von Cold Sandra vor Jahren versunken war. Die Leichen waren so gut erhalten, dass man sicher sagen konnte, dass zwei Frauen in dem Wagen gesessen hatten. Die Schädel wiesen schwere, wahrscheinlich lebensbedrohliche Verletzungen auf. Aber niemand konnte sagen, ob die Opfer noch gelebt hatten, als sie im Sumpf versenkt wurden.
    Cold Sandra identifizierte man anhand der diversen Gegenstände in ihrer Plastikhandtasche, speziell einer goldenen Taschenuhr in einem kleinen Lederbeutel. Merrick hatte die Uhr sofort wiedererkannt, und die Inschrift gab ihr Recht.
    »Meinem geliebten Sohn Vervain von deinem Vater, Alexis Andre Mayfair, 1910.«
    Was nun Honey in the Sunshine betraf, so wusste man nicht mehr, als dass das Skelett von einem etwa sechzehnjährigen Mädchen stammte. Das war alles.
    Sofort packte ich einen Koffer. Per Telefon erklärte ich Merrick, dass ich schon fast unterwegs sei.
    Aber ganz ruhig sagte sie: »Bleib da, David. Es ist alles vorbei. Wir haben sie beide in der Familiengruft auf dem St.Louis-Friedhof beigesetzt. Sonst gibt es nichts zu tun. Sobald du es mir erlaubst, fahre ich nach Kairo zurück an meine Arbeit.«
    »Liebling, du kannst meinetwegen sofort dorthin zurück! Aber du musst unbedingt einen Zwischenstopp in London einlegen.«
    »Es würde mir nicht einfallen, wieder loszuziehen, ohne dich gesehen zu haben«, sagte sie. Ich hielt sie im letzten Moment davon ab, aufzulegen. »Merrick, die goldene Uhr gehört jetzt dir. Lass sie reinigen, lass sie reparieren. Und behalt sie. Keiner kann sie dir absprechen.«
    Am anderen Ende der Leitung war nichts als irritierendes Schweigen.
    Schließlich antwortete sie: »David, ich habe dir doch erzählt, dass Onkel Vervain mir immer erklärt hat, dass ich sie nicht bekomme. Er sagte, sie tickt für Sandra und Honey. Nicht für mich.«
    Diese Worte machten mir irgendwie Angst. »Halte die Erinnerung an sie in Ehren, Merrick, aber auch deine Wünsche«, drang ich in sie. »Das Leben und seine Kostbarkeiten gehören den Lebenden.«
    Eine Woche später saßen wir zusammen beim Lunch. Merrick sah frisch und appetitlich aus wie immer. Ihr braunes Haar war mit der Lederspange zusammengefasst, die mir so lieb geworden war. Sofort erklärte sie mir: »Ich habe nicht die Maske benutzt, um ihre Leichen zu finden. Ich möchte, dass du das weißt.« Dann fuhr sie fort: »Ich bin nach Lafayette hinausgefahren. Instinkt und Gebete haben mich an die Stelle geführt. Wir haben mehrere Stellen trocken gelegt, ehe wir fündig wurden. Man könnte sagen, die Große Nananne half mir, sie zu finden. Sie wusste, wie wichtig es mir war. Und Honey - nun, ich spüre sie immer noch in meiner Nähe. Manchmal bin ich ihretwege n traurig, manchmal beginne ich schwach zu werden -«
    »Nein! Du redest von einem Geist«, unterbrach ich sie, »und ein Geist ist nicht unbedingt die Person, die du gekannt und geliebt hast.«
    Danach sprach sie nur noch über ihre Arbeit in Ägypten. Sie war glücklich, dass sie wieder auf dem Weg dorthin war. Man hatte in der Wüste aufgrund von Luftaufnahmen einige neue Entdeckungen gemacht, und Merrick hatte ein Treffen anberaumt, durch das sie womöglich Zugang zu einem neuen, bis dahin unerforschten Grab bekäme.
    Es war

Weitere Kostenlose Bücher