Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Titel: Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
Vom Netzwerk:
gesehen«, sagte ich. »Was ist passiert?«
    »Ich weiß nicht, was passiert ist«, sagte er beinahe heftig. »Sag du es mir.« Er machte eine auffordernde Handbewegung. »Komm her, David, setz dich hierher in deinen vertrauten Sessel, nahe zu mir.« Ich folgte seinen Worten.
    Er trug nicht nur elegante Kleidung, er hatte auch ein dezentes maskulines Duftwasser benutzt. Seine Augen glühten nervös, als er mich ansah. »Ich kann nur noch an sie denken, David. David, ich sage dir, es ist, als hätte ich Claudia nie geliebt«, gestand er mit brechender Stimme. »Wirklich, seit ich Merrick traf, ist es, als hätte ich zuvor weder Liebe noch Gram gekannt. Es ist, als wäre ich Merricks Sklave. Gleichgültig, wohin ich gehe, egal, was ich tue, ich denke an Merrick«, erklärte er. »Wenn ich trinke, wird selbst das Opfer in meinen Armen für mich zu Merrick. Pst, sag nichts, ich bin noch nicht fertig. Ich denke an Merrick, wenn ich vor Sonnena ufgang in meinem Sarg liege. Ich denke an sie, wenn ich wieder erwache. Ich muss einfach zu ihr, und sobald ich getrunken habe, gehe ich los, damit ich sie sehen kann, David, ja, ich gehe zum Mutterhaus, suche ihre Nähe, gehe an den Ort, den wir laut deinem Verbot schon seit langer Zeit nicht mehr besuchen dürfen. Ich gehe trotzdem hin. Ich war auch letzte Nacht da, als du ihr nachspioniert hast. Ich sah dich. In der Nacht davor war ich ebenfalls dort. Und wenn ich sie hinter den hohen Fenstern sehe, stehe ich in Flammen. Ich will sie. Ich sage dir, wenn sie nicht bald da rauskommt, folge ich ihr hinein, ob ich will oder nicht, obwohl ich dir schwöre, dass ich nicht weiß, was ich von ihr will, außer bei ihr zu sein.«
    »Hör auf, Louis, lass mich dir erklären, was passiert ist -«
    »Wie, zum Teufel, kannst du das erklären? Ich schütte dir jetzt gerade mein Herz aus, Mann«, sagte er. »Ich muss gestehen, dass es schon begann, als ich sie zum ersten Mal sah. Du hast es gewusst. Du hast es gesehen. Und du hast versucht, mich zu warnen. Aber ich hatte keine Ahnung, dass meine Gefühle so stark werden könnten. Ich war sicher, dass ich sie würde im Zaum halten können. Guter Gott, wie vielen Sterblichen habe ich während dieser zweihundert Jahre widerstanden, wie oft habe ich irgendeiner Menschenseele den Rücken gekehrt, obwohl es mich so schmerzlich zu ihr hinzog, dass ich weinen musste!«
    »Hör auf damit, Louis, hör mir zu.«
    »Ich werde ihr nicht schaden, David«, beteuerte er, »ich schwöre es. Ich will ihr nichts antun. Ich kann nicht einmal den Gedanken ertragen, von ihr zu trinken, wie ich es damals mit Claudia gemacht habe. Ach, Claudia zum Vampir zu machen war ein schrecklicher Fehler. Aber Merrick werde ich nichts antun, ich schwöre es, aber ich muss sie sehen, ich muss mit ihr zusammen sein, ich muss ihre Stimme hören. David, kannst du sie nicht aus Oak Haven heraus locken? Kannst du sie dazu bringen, sich mit mir zu treffen? Tu etwas, damit sie ihren geliebten Rum aufgibt und in ihr altes Haus zurückkehrt! Du musst das doch schaffen. Ich sage dir, ich verliere bald den Verstand!«
    Kaum hielt er inne, platzte ich dazwischen und ließ mich nicht mehr unterbrechen.
    »Sie hat dich behext, Louis!«, erklärte ich. »Es ist ein Zauber, ein Bindezauber. Nun sei ruhig und hör mir zu. Ich kenne ihre Tricks. Und ich weiß über Zauberei Bescheid. Ihr Zauber ist so alt wie Ägypten, so alt wie Rom und Griechenland. Sie hat dich verhext, Mann. Hat dich mit einem Bindezauber belegt, damit du dich in sie verlieben musst. Verdammt, ich hätte ihr das blutbefleckte Kleid wegnehmen müssen. Kein Wunder, dass ich es nicht anrühren sollte. Dein Blut war darauf. Ach, wie dumm war ich, dass ich nicht gemerkt habe, was sie vorhatte! Wir haben sogar noch über solche Zauber gesprochen. Ach, sie ist wirklich unmöglich! Ich habe ihr das blutige Kleid dagelassen, und sie hat es für einen uralten Liebeszauber benutzt.«
    »Nein, das kann nicht sein«, sagte er beißend. »Das kann ich einfach nicht so akzeptieren. Ich liebe sie, David. Du zwingst mich, Worte aus zusprechen, die dich sehr verletzen müssen. Ich liebe sie, und ich will sie; ich will in ihrer Nähe sein. Ich will die Weisheit und die Güte, die ich in ihr gefunden habe. Das ist kein Zauber.«
    »Es ist ein Zauber, Mann, glaub mir«, sagte ich. »Ich kenne sie, und ich kenne Zauberei. Sie hat dein Blut dafür benutzt. Verstehst du nicht? Diese Frau glaubt nicht nur an Zauberei, sie versteht sie zu nutzen. Etwa

Weitere Kostenlose Bücher