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Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Titel: Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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verließ und mich zu dem geheimen Ort unter einem verlassenen Gebäude begab, wo ich den eisernen Sarg aufbewahrte, in dem ich zu schlafen pflegte.
    Ein solcher Ort ist für unsere Art nichts Ungewöhnliches - ein trübseliges altes Gebäude, das man für sich beansprucht, oder auch ein durch dicke Stahltüren von der Außenwelt abgetrennter Kellerraum, den Sterbliche nicht aus eigener Kraft öffnen können. Ich hatte mich in der eisigen Dunkelheit niedergelegt und den Deckel des Sarges über mir einrasten lassen, als eine unerklärliche Panik von mir Besitz ergriff. Es war, als spräche jemand zu mir, verlangte, dass ich ihm zuhörte, versuchte mir mitzuteilen, dass ich einen schrecklichen Fehler begangen hätte und dass ich dafür mit meinem Gewissen bezahlen müsse, und dass ich töricht und eitel gehandelt hätte.
    Es war zu spät, ich konnte auf diese aufwühlenden Gefühle nicht mehr reagieren. Der Morgen schlich heran und stahl mir alles Leben, alle Wärme. Und der letzte Gedanke, der mich noch durchfuhr, war der, dass ich die beiden aus purer Eitelkeit allein gelassen hatte, weil sie mich ausgeschlossen hatten. Aus gekränkter Eitelkeit hatte ich mich wie ein Schuljunge verhalten, und ich würde dafür zahlen müssen.
    Auf einen Sonnenaufgang folgt unvermeidlich auch der Sonnenuntergang, und nach einer angemessenen Dosis Schlaf erwachte ich für einen neuen Abend. Meine Augen öffneten sich, meine Hände griffen sofort nach dem Sargdeckel, nur um gleich wieder zurückzufahren und neben meinem Körper niederzusinken.
    Etwas hielt mich davon ab, den Sarg schon zu öffnen. Obwohl ich die erstickende Atmosphäre kaum länger ertragen konnte, blieb ich liegen, in der einzigen wirklich echten Schwärze, die meinen hervorragenden Vampiraugen je gegönnt war. Ich blieb liegen, weil mich die Panik der vergangenen Nacht wieder überfallen hatte - das durchdringende Bewusstsein, dass ich ein hochmütiger Narr gewesen war, als ich Merrick und Louis allein zurückließ. Es kam mir vor, als ob sogar die mich umgebende Luft in stürmischer Bewegung wäre, ja selbst das Metall des Sarges durchdrang, so dass ich sie einatmen musste. Irgendetwas ist ganz schrecklich schief gegangen, aber es war unvermeidlich, dachte ich bedrückt und lag bewegungslos, als hätte Merrick einen ihrer gnadenlosen Zauber über mich verhängt. Aber dieser Zauber kam nicht von ihr. Er wurde durch Gram und Bedauern erzeugt - fürchterliches, verzehrendes Bedauern. Ich hatte sie an Louis verloren. Natürlich würde ich sie heil und gesund vorfinden, denn nichts auf der Welt hatte Louis dazu bringen können, ihr das Dunkle Blut zu schenken, versuchte ich mich selbst zu überzeugen, nichts, nicht einmal Merricks Bitten. Und sie, sie würde es nie verlangen, wäre niemals so töricht, ihre strahlende, einzigartige Seele auszuliefern. Nein, es war Gram, weil sie sich liebten, diese beiden, und ich sie zusammengebracht hatte. Und nun würden die beiden alles miteinander erleben, was zuvor Merrick und ich geteilt hatten.
    Nun, ich konnte nicht darum trauern. Es war geschehen, und nun musste ich sie aufsuchen. Ich musste sie zusammen sehen, sehen, wie sie sich anschauten, und ich musste ihnen noch weitere Versprechen abringen. Doch das war nichts anderes als eine Methode, mich zwischen sie zu drängen, und dann hatte ich zu akzeptieren, dass nun Louis der strahlende Stern an Merricks Himmel war und ich neben seinem Licht verblasst war. Erst nach einer geraumen Weile bewegte ich die laut kreischenden Scharniere des Sarges, stieg hinaus und langsam die steilen Stufen des feuchten, alten Kellers hinan, den vernachlässigten oberen Räumen entgegen. Schließlich verharrte ich in einem großen unbenutzten, nur aus Ziegelmauern bestehenden Raum, der vor vielen Jahren als Supermarkt gedient hatte. Nichts erinnerte mehr an seinen früheren Glanz, bis auf ein paar völlig verschmutzte Schaukästen und zerbrochene Regale, und auf dem unebenen Holzboden lag eine dicke Schmutzschicht. Ich stand in Frühlingshitze und Staub und atmete den Geruch nach Moder und Tonziegeln ein, während ich durch die ungeputzten Schaufenster auf die verlassene Straße spähte, in der ein paar kümmerliche Lichter beharrlich brannten.
    Warum blieb ich hier?
    Warum war ich nicht unmittelbar zu Louis und Merrick gegangen? Warum hatte ich mich nicht aufgemacht, um zu trinken, wenn ich unbedingt Blut wollte, und mich dürstete ja auch tatsächlich, das war mir klar. Warum stand ich allein im

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