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Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Titel: Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Tasche und hakte sich bei mir ein.

3
    Unterwegs gaben wir uns wieder und wieder den leidenschaftlichsten Umarmungen hin. Merricks wohlvertrautes Chanel-Parfüm verzauberte mich und drehte die Zeit für mich zurück. Doch der Duft ihres Blutes, der aus ihren pulsierenden Adern aufstieg, stachelte mich noch viel stärker an. Meine widersprüchlichen Begierden verursachten mir die größten Qualen. Als wir, kaum einen Häuserblock vom Café entfernt, in die Rue Decateur einbogen, sah ich ein, dass wir ein Taxi brauchten. Kaum dass wir im Wagen saßen, ergab ich mich und streute glühende Küsse über Merricks Gesicht und Kehle und schwelgte in dem Duft ihres Blutes und der Hitze, die ihren Brüsten entströmte. Sie selbst hatte beinahe jeden Widerstand aufgegeben und flüsterte vertraulich und drängend, ob ich noch wie ein normaler Mann mit ihr schlafen könnte. Ich erklärte ihr, dass das gar nicht in Frage käme, und gleichgültig, ob sie betrunken wäre oder nicht, dürfe sie nicht vergessen, dass ich nun die Natur eines Raubtieres hätte und nichts anderes.
    »Nichts anderes?«, wiederholte sie und unterbrach unser inniges Liebesspiel, um einen Schluck aus ihrer Flasche zu nehmen. »Und was war mit dieser Geschichte im Dschungel von Guatemala? Antworte mir. Du hast es nicht vergessen! Das Zelt, das Dorf … du erinnerst dich. Lüg mich nicht an, David. Ich weiß, was in dir vorgeht. Ich will wissen, was aus dir geworden ist.«
    »Psst, Merrick«, sagte ich, aber ich konnte mich nicht zurückhalten. Bei jedem Kuss ließ ich meine Zähne über ihre Haut gleiten. »Was in Guatemala geschah, war eine lässliche Sünde«, rang ich mir ab. Ich verschloss ihr den Mund mit einem Kuss und saugte heftig an ihrer Zunge, doch ohne sie mit meinen bösartigen Zähnen zu ritzen. Ich spürte, wie sie meine Stirn mit einem weichen Tuch - wohl ihrem Schal oder einem Taschentuch - abtupfte, und schob es fort.
    »Lass das«, sagte ich. Ich fürchtete, dass mir blutiger Schweiß ausgebrochen war. Sie begann wieder, mich zu küssen, und hauchte verführerische Worte gege n meine Haut. Ich fühlte mich elend. Ich spürte zwar heftiges Verlangen nach ihr, aber ich wusste auch, dass nur den winzigsten Schluck Blut von ihr zu nehmen für mich mehr als riskant wäre. Ich würde mich fühlen, als hätte ich sie besessen, und sie würde, trotz ihrer scheinbaren Naivität, was diese Sache betraf, feststellen, dass sie mir danach sklavisch ergeben war.
    Ältere Vampire hatten mich warnend auf beinahe jede Lage hingewiesen, in die ich geraten könnte. Und Armand und Lestat waren beide der felsenfesten Ansicht, dass man den »kleinen Trunk« keineswegs für harmlos halten dürfe. Ich wurde plötzlich wütend.
    Ich umfing Merricks Hinterkopf, zerrte die lederne Spange aus ihrem dicken braunen Haarschopf und ließ sie achtlos zu Boden fallen, während ich me ine Finger tief in ihre Mähne grub und abermals ihre Lippen küsste. Sie hatte die Augen geschlossen. Als wir endlich vor den breiten Türen des Windsor Court Hotel hielten, war ich unendlich erleichtert. Merrick nahm noch einen Schluck Rum, ehe der Portier ihr aus dem Taxi half. Wie die meisten geübten Trinker schien sie sicher auf den Füßen zu stehen, obwohl man sie in Wahrheit nicht als nüchtern bezeichnen konnte.
    Da ich die Suite für sie schon vorab reserviert hatte, brachte ich sie unverzüglich hinauf, schloss die Tür auf und trug Merrick zum Bett.
    Die Suite war sehr schön, vielleicht die schönste der ganzen Stadt, mit geschmackvollen, klassischen Möbeln und gedämpften Leuchten. Und ich hatte Vasen voller Blumen für Merrick bestellt.
    Das allerdings erwartete ein Mitglied der Talamasca auch nicht anders. Für Sparsamkeit gegenüber unseren Kollegen im Außendienst waren wir nicht gerade bekannt.
    All die vielen Erinnerungen im Zusammenhang mit Merrick umwogten mich wie Nebel und wollten mich nicht loslassen. Sie schien jedoch nichts zu merken. Sie trank ohne weitere Umstände ihre Flasche leer, lehnte sich gegen die Kissen, und kurz darauf fielen ihre lichten grünen Augen zu. Lange Zeit betrachtete ich sie nur. Sie lag wie hingegossen zwischen den Kissen auf der dicken samtenen Tagesdecke. Mit ihren weißen, leichten Baumwollkleidern, den schmalen, schlanken Gelenken und den Sandalenriemchen an den Füßen bot sie einen nachgerade biblischen Anblick. Ihr Gesicht mit den hohen Wangenknochen und der weichen Kinnlinie sah im Schlaf wunderschön aus.
    Ich konnte einfach kein

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