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Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Titel: Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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hervor: »Ich liebe dich, Merrick, ich liebe dich, wie ich Aaron geliebt habe, wie ich Louis und Lestat liebe.«
    Ich sah eine Welle heftigen Schmerzes über ihr Gesicht huschen, wie ein Lichtstrahl aus ihrem Innersten.
    »Bedaure nicht, dass du gekommen bist«, sagte sie, als ich die Arme nach ihr ausstreckte, um sie festzuhalten. Sie nahm meine Hände und umfasste sie mit warmem, feuchtem Griff. »Bedaure es nicht. Ich tu’s auch nicht. Nur versprich mir, dass du nicht die Nerven verlierst und mich womöglich ohne weitere Erklärung hier sitzen lässt. Reiß dich nicht übereilt von mir los, nur weil du vielleicht eine falsche Vorstellung von Ehre hast. Sonst könnte meine geistige Gesundheit tatsächlich Schaden nehmen.«
    »Du willst sagen, ich soll dich nicht auf dieselbe Weise verlassen, wie ich es mit Aaron gemacht habe«, sagte ich mit belegter Stimme. »Nein, mein liebster Schatz, das verspreche ich dir. Das werde ich nicht tun. Dafür ist es schon viel zu spät.«
    »Nun - ich liebe dich«, verkündete sie flüsternd. »Ich liebe dich, wie ich dich immer geliebt habe. Nein, mehr noch, glaube ich, weil dir jetzt dieses Übernatürliche anhaftet. Aber was ist mit diesem Geist, der in dir lebt?«
    »Welchem Geist?«, fragte ich.
    Aber sie war schon tief in ihren eigenen Gedanken versunken. Sie nahm einen weiteren Schluck, diesmal direkt aus der Flasche. Ich konnte nicht mehr ertragen, dass der Tisch zwischen uns stand. Ich erhob mich langsam, zog Merrick an den Händen hoch, bis sie neben mir stand, und umarmte sie innig. Ich küsste ihre Lip pen. Das altvertraute Parfüm stieg mir in die Nase, und ich küsste ihre Stirn. Dann drückte ich ihren Kopf dicht an mein pochendes Herz. »Hörst du es?«, flüsterte ich. »Was für ein Geist könnte da sein außer meinem eigenen? Mein Körper ist verwandelt, sonst nichts.«
    Das Verlangen nach ihr überwältigte mich, das Verlangen, sie zu erkennen, indem ich ihr Blut trank. Ihr Duft machte mich rasend! Aber ich hatte absolut keine Chance, meinem Verlangen nachzugeben. Nur küssen musste ich sie noch einmal. Und es war kein keuscher K USS .
    Geraume Zeit verharrten wir eng umschlungen, und ich streute ehrfürchtige kleine Küsschen über ihr Haar, während der Duft ihres Parfüms quälende Erinnerungen in mir wachrief. Wie gern hätte ich als Schutz gegen all die Dinge, die wie ich befleckt waren, einen Wall um sie errichtet!
    Schließlich wich sie wie unter einem Zwang vor mir zurück, ein wenig unsicher auf den Füßen.
    »In all den Jahren hast du mich nicht so berührt«, murmelte sie leise. »Und ich hatte ein solches Verlangen nach dir! Erinnerst du dich? Denkst du noch an die Nacht im Dschungel, als ich dich endlich meinen Wünschen gefügig machte? Weißt du noch, wie betrunken du warst und wie großartig? Ach, es war viel zu schnell vorbei.«
    »Ich war ein Dummkopf, und dennoch - all diese Erinnerungen liegen weit zurück«, flüsterte ich. »Wir sollten nicht verderben, was war. Komm, ich habe dir ein Hotelzimmer reserviert, und ich werde dafür sorgen, dass du dort während der Nacht sicher bist.«
    »Warum, um alles in der Welt? Es gibt doch Oak Haven immer noch«, sagte sie versonnen. Sie machte eine rasche Kopfbewegung, um einen klaren Blick zu bekommen. »Ich werde heimgehen.«
    »Nein, das tust du nicht. Du hast zu viel getrunken. Hör zu, du hast mehr als die halbe Flasche geleert. Und ich weiß, dass du den Rest auch noch trinkst, sobald du im Auto sitzt.«
    Merrick stieß ein verächtliches Lachen aus. »Immer noch der vollendete Gentleman«, sagte sie. »Und der Generaloberst. Du kannst mich zu meinem alten Haus hier in der Stadt begleiten. Du weißt schließlich ganz genau, wo es liegt.«
    »In dieses Viertel, selbst wenn es noch nicht besonders spät ist? Bestimmt nicht. Und ganz nebenbei, dein reizender alter Hausmeister ist ein unfähiger Trottel. Mein Schatz, ich bringe dich ins Hotel.«
    »Das ist verrückt«, sagte sie und stolperte fast. »Ich brauche keinen Aufpasser. Ich möchte in mein Haus. Du bist eine Nervensäge. Das warst du schon immer.«
    »Und du bist eine Hexe und ein Trunkenbold«, sagte ich lächelnd. »Komm, wir schrauben jetzt die Flasche zu.« Und das tat ich dann. »Und nun stecken wir sie in deine Leinentasche, und dann bringe ich dich ins Hotel. Nimm meinen Arm.« Für eine Sekunde sah Merrick mich schelmisch und herausfordernd an, doch dann zuckte sie träge mit den Schultern, lächelte schwach, überließ mir die

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