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Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Titel: Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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gemacht hat.«
    »Das hat dich erschöpft«, sagte Louis rücksichtsvoll. »Willst du nicht doch erst ein wenig ruhen?«
    »Nein, ich muss jetzt mit dir darüber sprechen«, sagte ich. Und dann beschrieb ich ihm unser Treffen in dem Café und alles, was zwischen uns vorgegangen war, einschließlich meiner Erinnerungen an das Kind Merrick von einst.

5
    Und in der Tat erzählte ich ihm alles, was ich Ihnen hier schon berichtet habe.
    Selbst die spärlichen Erinnerungen, die ich an das erste Zusammentreffen mit Merrick hatte, offenbarte ich und auch meine unterdrückte Furcht, als ich feststellen musste, dass ihre auf den Daguerreotypien abgebildeten Vorfahren Aaron und mich billigend betrachtet hatten.
    Als ich an diese Stelle meines Berichtes gelangte, reagierte Louis sehr bestürzt, aber er wollte nicht, dass ich unterbrach, sondern ermunterte mich fortzufahren.
    Ich erwähnte nur kurz, dass das Treffen auch andere, nämlich erotische Erinnerungen an Merrick wachgerüttelt hatte, betonte aber, dass Merrick seine Bitte nicht abgewiesen hatte. Ich erläuterte ihm, dass Merrick ihn gesehen hatte, dass sie schon wusste, wer und was er war, lange bevor sie durch die Talamasca etwas über die Vampire erfahren hatte. In Wahrheit hatte sie, und das wusste ich genau, niemals Informationen über die Vampire erhalten.
    »Ich erinnere mich an mehr als eine Begegnung mit ihr«, gab Louis zu. »Ich hätte es dir sagen sollen, aber du müsstest ja langsam wissen, wie ich bin.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich erzähle immer nur das Nötigste«, sagte er mit einem kleinen Seufzer. »Ich möchte gern glauben, was ich sage, aber
    es fällt mir schwer. Nun, um ehrlich zu sein, ich bin Merrick wirklich schon begegnet. Es stimmt. Und ja, sie schleuderte mir tatsächlich einen Fluch entgegen. Das hätte eigentlich genügen müssen, um sie in Ruhe zu lassen. Ich hatte jedoch keine Angst, denn ich hatte etwas an ihr falsch eingeschätzt. Wenn ich so gut Gedanken lesen könnte wie du, hätte es dieses Missverständnis nicht gegeben.«
    »Also, das musst du mir erklären«, sagte ich. »Es war in einer Seitenstraße, einer ziemlich gefährlichen Ecke«, sagte er. »Ich dachte, sie wollte sterben. Sie ging ganz allein in tiefster Dunkelheit dort entlang, und als sie meine absichtlich lauten Schritte hinter sich hörte, reagierte sie nicht einmal, indem sie sich umschaute oder schneller ging. Ihr Verhalten war leichtsinnig und für eine Frau, welcher Art auch immer, sehr ungewöhnlich. Ich glaubte, sie sei ihres Lebens müde.«
    »Jetzt verstehe ich dich.«
    »Aber dann, als ich ihr ganz nahe war«, erzählte Louis weiter, »blitzten ihre Augen wild auf, und sie schleuderte mir eine gedankliche Warnung entgegen, die ich so deutlich vernahm, als hätte sie sie laut ausgesprochen: ›Rührst du mich an, so zerschmettere ich dich.‹ Das ist in etwa die passendste Übersetzung aus dem Französischen. Sie stieß noch weitere Flüche aus, irgendwelche Namen, ich bin mir nicht sicher, was sie bedeuteten. Ich habe mich nicht aus Angst vor ihr zurückgezogen. Ich wollte sie einfach nicht weiter herausfordern. Mein Durst hatte mich zu ihr getrieben, weil ich dachte, sie wünschte sich den Tod.«
    »Ich verstehe«, wiederholte ich. »Das passt zu dem, was sie mir erzählt hat. Aber ich glaube, sie hat dich auch ein paar Mal von weitem gesehen.«
    Er dachte einen Moment lang darüber nach. »Eine alte Frau war da, eine sehr machtvolle alte Frau.«
    »Dann wusstest du also von ihr?«
    »David, als ich dich darum bat, mit Merrick zu sprechen, wusste ich etwas über sie, ja. Aber es ist schon eine Weile her. Als die alte Frau noch lebte, hat sie mich wirklich manchmal gesehen, da bin ich sicher, und die wusste auch, was ich bin.« Er hielt für einen Moment inne, dann fuhr er fort. »Damals, vor der Wende zum zwanzigsten Jahrhundert, gab es überall VoodooFrauen, die über uns Bescheid wussten. Aber wir waren trotzdem sicher, denn kein Mensch glaubte, was sie erzählten.«
    »Natürlich nicht«, stimmte ich zu.
    »Aber weißt du, ich habe diesen Frauen nie richtig Glauben geschenkt. Und als ich dann Merrick traf, nun, da spürte ich etwas von ungeheurer Macht, etwas meinem Verständnis völlig Fremdartiges. Und nun sprich du weiter, bitte. Erzähl mir, was heute Nacht geschah.«
    Ich berichtete genau, wie ich Merrick ins Windsor Court Hotel gebracht hatte und wie mich dann dieser Zauber in seinen Bann brachte und mir auf der Straße diverse Erscheinungen

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