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Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Titel: Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Großvater die dunkle Haut meiner Mutter sah, sagte er, sie wäre nicht sein Kind. Und meine Großmutter, sie ging und legte das Kind der Großen Nananne auf die Türschwelle. Sand ras Brüder und Schwestern, die heirateten alle Weiße. Weil mein Großvater auch ein Weißer war. Sie leben alle in Chicago. Der Mann, der Sandras Vater war, besaß in Chicago einen eigenen Jazzclub. Wenn die Leute erst einmal Chicago und New York mögen, dann wollen sie nicht mehr hier unten bleiben. Ich selbst, ich mag beide Städte nicht.« »Willst du sagen, du bist schon da gewesen?«, fragte ich.
    »Oh, ja, ich bin mit Cold Sandra hingefahren«, sagte sie.
    »Natürlich haben wir unsere weißen Verwandten nicht besucht. Aber wir haben sie im Telefonbuch nachgeschlagen. Cold Sandra sagte, sie wollte einen Blick auf ihre Mutter werfen, aber nicht mit ihr sprechen. Und wer weiß, vielleicht hat sie einen bösen Zauber auf sie gelegt. Das könnte sie mit denen allen gemacht haben. Cold Sandra hatte solche Angst, nach Chicago zu fliegen. Aber noch mehr Angst hatte sie zu fahren. Und vorm Ertrinken! Sie hatte Albträume deswegen. Sie wollte um nichts in der Welt über die Dammstraße fahren. Sie hatte Angst, der See würde sie holen. Sie hatte vor vielen Dingen Angst.« Sie brach ab. Ihr Gesicht nahm einen abwesenden Ausdruck an.
    Dann, mit einem winzigen Stirnrunzeln, fuhr sie fort: »Ich kann mich nicht erinnern, dass mir Chicago gut gefallen hätte. Und ich glaube, in New York habe ich nicht einen Baum gesehen.
    Ich konnte es nicht abwarten, wieder heimzukommen. Auch Cold Sandra liebte New Orleans. Sie kam immer wieder hierher zurück. Außer beim letzten Mal.«
    »War sie intelligent, deine Mutter?«, fragte ich. »Hatte sie einen lebhaften Geist, so wie du?«
    Darüber musste sie nachdenken. »Sie hat keine Erziehung genossen«, sagte Merrick. »Sie las keine Bücher. Ich, ich lese gerne. Wissen Sie, durch Lesen lernt man sehr viel. Ich lese auch alte Zeitschriften, die irgendwo herumliegen. Ich hatte mal ganze Berge vom Time Magazine, aus einem alten Haus, das abgerissen wurde. Ich habe so gut wie jedes Heft durchgelesen, wirklich jedes einzelne. Über Kunst und Wissenschaft und über Bücher und Musik und Politik und jeden einzelnen Artikel, bis die Blätter sich lösten. Ich lese auch Bücher aus der Bücherei, oder aus dem Supermarkt; ich lese Zeitung. Ich lese in alten Gebetbüchern. Und ich habe Bücher über Magie gelesen. Ich besitze viele Bücher über Magie, die ich Ihnen bisher noch nicht gezeigt habe.«
    Sie zuckte leicht mit den Schultern, dabei sah sie klein und müde aus, aber in ihrer Verwunderung über alles, was geschehen war, immer noch wie das Kind, das sie war. »Cold Sandra wollte nie lesen«, sagte sie. »Ihr fändet sie nie vor dem Fernseher, wenn die Abendnachrichten laufen. Die Große Nananne erzählte immer, sie hätte sie zu den Nonnen in die Schule gegeben, aber Cold Sandra benahm sich daneben, so dass sie sie immer wieder nach Hause schickten. Außerdem war Cold Sandra so hellhäutig, dass sie selbst keine Farbigen mochte, sie wissen schon! Man sollte meinen, sie hätte es besser gewusst, wo ihr eigener Vater sie deswegen weggegeben hatte, aber nein! Tatsache ist, sie war cremefarben wie eine Mandel:
    Man sieht es auf dem Foto. Aber sie hatte diese hellen gelblichen Augen, und das ist das absolut Verräterische, diese gelben Augen. Sie hasste es auch, als man damit anfing, sie Cold Sandra zu nennen.«
    »Wie kam sie zu dem Spitznamen?«, fragte ich. »Haben schon die Kinder sie so genannt?«
    Wir waren fast an unserem Ziel angekommen. Ich erinnere mich, dass ich noch so viel mehr über diese fremdartigen gesellschaftlichen Zusammenhänge wissen wollte, die sich so völlig von allem, was ich kannte, unterschieden. Zu der Zeit hatte ich gerade das Gefühl, dass ich meine Möglichkeiten in Brasilien ziemlich vertan hatte. Die Worte der alten Frau hatten mich wie ein Stich ins Herz getroffen.
    »Nein, das fing bei uns zu Hause an«, erzählte Merrick. »Ich glaube, so ein Spitzname ist der schlimmste. Als die Nachbarn und die anderen Kinder ihn hörten, sagten sie: ›Deine eigene Nananne nennt dich Cold Sandra.‹ Aber hängen blieb er durch das, was sie tat. Sie benutzte die Magie immer, um Leute zu behexen, das sagte ich ja schon. Sie bannte die Leute mit dem bösen Blick. Ich habe mal gesehen, wie sie eine schwarze Katze häutete, und das will ich nie wieder erleben.«
    Ich muss wohl angeekelt geguckt

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