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Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Titel: Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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überwucherte Hof war, was ein Voodoo-Doktor auf Haiti wohl sein Peristyl genannt hätte.
    An der Seite, zwischen den vereinzelten Gruppen dichter Eibenbäume, sah ich zwei rechteckige eiserne Tischchen und einen großen Topf - Kessel wäre wohl die bessere Bezeichnung -, der auf einem dreibeinigen Kohlenbecken ruhte. Der Kessel und das Kohlenbecken irritierten mich irgendwie, mehr vielleicht als alles sonst hier. Der Kessel an sich schien mir etwas Böses auszustrahlen. Besorgt nahm ich eine Art Surren wahr; ich fürchtete, dass es durch Bienen hervorgerufen würde. Ich habe schreckliche Angst vor Bienen, und wie viele Mitglieder der Talamasca fürchte ich mich davor, weil Bienen in einem geheimnisvollen Zusammenhang mit den frühesten Ursprüngen unseres Ordens stehen; aber hier ist nicht der Platz, um das zu erklären. Lassen Sie mich mit der knappen Bemerkung fortfahren, dass mir die Herkunft des Geräusches bald klar wurde - es waren Kolibris, die sich in dem weiten, überwucherten Platz tummelten, und während ich ganz still neben Merrick stand, bildete ich mir ein, ich sähe die kleinen Vögel nahe dem Schuppendach in den üppig rankenden, blütenbedeckten Kletterpflanzen herumschwirren. »Onkel Vervain hat sie geliebt«, flüsterte Merrick mir gedämpft zu. »Er hat Futterstellen für sie aufgehängt. Er konnte sie an ihren Farben auseinander halten und gab ihnen wunderschöne Namen.«
    »Ich liebe sie auch, Kind«, sagte ich. »In Brasilien hat man einen hübschen Namen für sie, man nennt sie auf Portugiesisch ›Blütenküsser‹.«
    »Ja, solche Sachen wusste Onkel Vervain auch«, erzählte sie. »Er hatte ganz Südamerika bereist. Onkel Vervain sagte, er könnte die erdnahen Geister, die ihn umschwebten, immer sehen.« Sie beließ es dabei. Aber ich spürte deutlich, dass es ihr sehr schwer fallen würde, all diesem hier, ihrem Heim, Lebewohl zu sagen. Und was den Gebrauch der Phrase »erdnahe Geister« betraf, da war ich gehörig beeindruckt. Wie von so vielen anderen Dingen an ihr auch. Natürlich würden wir das Haus für sie erhalten, das würde ich sicherstellen. Wir würden es vollkommen renovie ren, wenn sie es so wollte.
    Sie sah sich um, ihre Augen verweilten einen Moment auf dem eisernen Kessel auf seinem Dreibein.
    »Onkel Vervain konnte den Kessel kochen lassen«, sagte sie leise. »Er häufte Kohlen darunter. Ich kann mich noch an den Geruch des Rauchs erinnern. Die Große Nananne pflegte auf den Stufen an der Hintertür zu sitzen und ihn zu beobachten. Die anderen hatten alle Angst.«
    Sie ging nun weiter und betrat den Schuppen, wo sie vor den Heiligenfiguren stehen blieb und auf die flackernden Kerzen und die vielen Opfergaben starrte. Ra sch schlug sie ein Kreuz und legte zwei Finger ihrer Rechten auf den nackten Fuß der großen, schönen Figur der Jungfrau. Was sollten wir tun?
    Aaron und ich standen dicht hinter ihr, rechts und links neben ihren Schultern, wie zwei Schutzengel. Auf den Tellern vor dem Altar waren frische Speisen ausgelegt. Ich roch süßliches Parfüm und Rum. Offensichtlich hatten einige der Leute, die das Gebüsch bevölkerten, diese mysteriösen Opfergaben gebracht. Aber ich schreckte zurück, als ich sah, dass eines der seltsamen Objekte, die dort in scheinbarer Unordnung angehäuft lagen, wahrhaftig eine menschliche Hand war.
    Sie war direkt am Handgelenk abgetrennt worden und zu einer grässlichen Klaue eingeschrumpft, aber das war noch nicht das Entsetzlichste: Sie wimmelte nur so von Ameisen, die auch schon unter den Speisen ein Schlachtfest angerichtet hatten. Als ich merkte, dass sich diese ekligen Insekten über alles hergemacht hatten, spürte ich einen seltsamen Abscheu, den nur Ameisen auslösen können.
    Doch zu meinem Erstaunen hob Merrick diese Hand geziert mit Daumen und Zeigefinger auf und schüttelte die räuberischen Ameisen mit ein paar kurzen, heftigen Bewegungen ab. Von der Zuschauermenge aus den Büschen kam kein Laut, doch mir war, als schöben sie sich näher heran. Das Flügelschwirren der Vögel steigerte sich zu einem hypnotischen Ton, und wieder rieselte ein sanfter Regenschauer herab. Doch kein Tropfen drang durch das Blätterdach. Nichts traf auf dem blechernen Dach auf. »Was soll mit diesen Sachen geschehen?«, fragte Aaron sanft. »Wenn ich dich recht verstehe, willst du nicht, dass etwas hier zurückbleibt?«
    »Wir bauen alles ab«, sagte Merrick. »Wenn Ihnen das recht ist. Das alles hat sich längst überlebt. Wenn Sie Ihre

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