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Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Titel: Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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seine Gesundung – nicht, weil ich ihn mir, sondern weil ich ihn der irdischen Welt erhalten will.
     
    Ich schlug das Buch zu, voller Selbstekel, weil ich ihm von Dem Blut gegeben hatte. Aber es hatte ihm geholfen. Das wusste ich. Und ich täte es immer wieder, wenn er krank würde. Die Zeit verrann zu schnell.
    Alles geschah viel zu schnell. Meine früheren Entscheidungen schwankten, und Amadeo wurde mit jeder Nacht schöner. Die Lehrer reisten mit den Jungen nach Florenz, um ihnen die dortigen Malereien zu zeigen. Und alle kamen begeistert zurück, von dem Wunsch beseelt, noch angestrengter zu lernen als zuvor. Ja, sie hatten Botticellis Werke gesehen, und sie waren großartig. Arbeitete der Meister an einem Werk? Ja, gewiss, aber er hatte sich fast ganz auf religiöse Themen verlegt. Das hing mit Savonarola zusammen, einem streng gläubigen Mönch, der in seinen Predigten die Florentiner ob ihrer Weltlichkeit verdammte. Savonarola hatte in Florenz große Macht gewonnen, und Botticelli glaubte an ihn. Man hielt ihn sogar für einen seiner Anhänger. Das betrübte mich ungemein. Tatsächlich machte es mich fast rasend. Aber immerhin war ich gewiss, egal, was Botticelli malte, es würde immer großartig sein.
    Und die Fortschritte, die Amadeo machte, trösteten mich etwas. Nein, mehr als das – sie stürzten mich in freudige Verwirrung. Amadeo war inzwischen der glänzendste Schüler meiner kleinen Akademie. In Philosophie und Rechtskunde brauchte er schon bessere Lehrer. Man konnte zuschauen, wie er aus seinen Kleidern herauswuchs; seine Konversation war gewandt und bezaubernd, und die jüngeren Knaben liebten ihn alle. Wir besuchten Bianca jetzt jede Nacht. Ich gewöhnte mich an die Gesellschaft kultivierter Fremder, an den endlosen Strom der Besucher von jenseits der Alpen, die herkamen, um Italiens antiken, geheimnisvollen Zauber zu entdecken. Nur gelegentlich sah ich Bianca einem ihrer unglückseligen Gäste den vergifteten Kelch reichen. Nur gelegentlich spürte ich, wie ihr schwarzes Herz klopfte, und sah tief in ihren Augen den Schatten verzweifelter Schuld. Wie sie dann das unglückliche Opfer belauerte, wie sie es schließlich mit hintergründigem Lächeln verabschiedete! Was Amadeo anging, so wurden unsere Zusammenkünfte in meinem Schlafgemach immer intimer. Und wenn wir uns umarmten, gab ich ihm mehr als einmal den blutigen Kuss, spürte dann seinen Körper erschauern und sah in seinen halb geschlossenen Augen, wie dieser Kuss ihn in seiner Gewalt hatte. Was sollte dieser Wahnsinn? War Amadeo für die Welt oder für mich bestimmt?
    Wie sehr ich mich doch belog. Ich sagte mir, der Junge könnte sich noch immer bewähren und sich so die Freiheit verdienen, mich und mein Haus reich und unversehrt zu verlassen, um anderswo seine Ausbildung zu vervollkommnen. Aber mittlerweile hatte ich ihm so viel von dem geheimnisvollen Blut gegeben, dass er mich mit Fragen überhäufte. Was war ich für ein Geschöpf? Warum erschien ich nie bei Tage? Und warum aß und trank ich nichts? Er schlang seine warmen Arme um das mysteriöse Wesen. Er vergrub sein Gesicht am Hals des Ungeheuers.
    Ich schickte ihn in die besten Bordelle, damit er erfuhr, welche Freuden Frauen schenken können – und auch Jünglinge. Er hasste mich dafür, und doch genoss er es, aber wenn er dann heimkam, dürstete er nach nichts anderem als dem blutigen Kuss. War ich in meinem Studio nur mit ihm allein und arbeitete verbissen an dem Entwurf einer Landschaft oder einer heroischen Personengruppe, machte er spöttische Bemerkungen. Wenn ich erschöpft auf mein Bett niedersank, um die letzten Stunden vor Sonnenaufgang zu verschlafen, schlief er neben mir.
    Während dieser Zeit hatten wir mehrfach Empfänge im Palazzo gegeben. Bianca, klug und gewandt wie je, war ihrer mädchenhaften Schönheit entwachsen, doch ihre zarten Züge, ihr sicheres Auftreten blieben unverändert, nur war an die Stelle verheißungsvoller Jugend die Vollkommenheit der erwachsenen Frau getreten.
    Häufig merkte ich, wie ich sie unverwandt anblickte und mich fragte, was geschehen wäre, wenn ich meine Aufmerksamkeit nicht Amadeo zugewandt hätte. Wie war das überhaupt gekommen? Hätte ich nicht Bianca umwerben, sie überreden können? Und noch während ich das dachte, wurde mir dummerweise klar, dass mir das immer noch offen stand, dass ich Amadeo, mit Reichtum und einer ausgezeichneten Stellung im Leben versehen, fallen lassen, ihn, wie die anderen Jungen, der Sterblichkeit

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