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Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Titel: Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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rauben, also müsste ich, so gut ich es vermochte, die Gabe des Feuers gegen sie anwenden. Die Geschehnisse dieser Nacht waren erst der Beginn unseres Krieges.
    Ich fand das schrecklich traurig, denn ich bewunderte Eudoxia, aber ich wusste, dass ich sie in unserem Kampf zu sehr gedemütigt hatte, als dass sie je einlenken würde.
    Ich schaute zu Akasha auf. »Wie kann ich dieses Geschöpf im Kampf töten?«, fragte ich. »Dein Blut ist in ihr, und dein Blut ist in mir. Aber es muss doch ein deutlicheres Zeichen für das, was du von mir erwartest, geben.«
    Ich blieb eine Stunde dort, vielleicht länger, ehe ich endlich ging. Avicus und Mael fand ich noch, wo ich sie zurückgelassen hatte.
    »Sie hat mir ihr Blut gegeben«, erklärte ich. »Ich will mich nicht damit rühmen, ihr sollt es einfach wissen. Und ich glaube, dass das ihr Zeichen für mich ist. Ich glaube, sie möchte nicht Eudoxia übergeben werden; und wenn sie provoziert wird, wird sie töten.« Avicus sah verzweifelt aus.
    Er sagte: »Während der ganzen Jahre in Rom hatten wir Glück, dass wir von keinem mächtigen Bluttrinker herausgefordert wurden.«
    Ich stimmte ihm zu. »Mächtige Bluttrinker meiden ihresgleichen«, erklärte ich. »Aber dir ist doch sicher klar, dass wir Eudoxia herausfordern! Wir könnten fortgehen, wie sie es verlangte.«
    »Sie hat kein Recht dazu«, sagte Avicus. »Warum kann sie nicht versuchen, uns zu lieben?«
    »Uns lieben?« Ich wiederholte sein Worte. »Wie kommst du auf diese seltsame Idee? Ich weiß, dass du in sie verliebt bist. Natürlich. Ich habe es dir angesehen. Aber warum sollte sie uns lieben?«
    »Eben weil wir mächtig sind«, entgegnete er. »Sie ist nur von Schwächlingen umgeben, die kaum eine halbes Jahrhundert alt sind. Wir hätten ihr viel zu erzählen, Dinge, die sie möglicherweise noch nicht weiß.«
    »Ja, dasselbe dachte ich auch, als ich sie anfangs sah. Aber was sie angeht – es soll wohl nicht sein.«
    »Warum?«, fragte er noch einmal.
    »Wenn sie so mächtige Bluttrinker wie uns wollte, dann wären sie schon hier«, erklärte ich. Und dann fügte ich niedergeschlagen hinzu: »Wir können immer noch nach Rom zurückkehren.« Darauf hatte er keine Antwort. Ich wusste selbst nicht, ob ich das wirklich meinte.
    Während wir die Stufen hinauf- und durch die unterirdischen Gänge zurückgingen, nahm ich ihn beim Arm und sagte: »Du denkst nur an sie, du machst dich ganz verrückt. Du musst wieder der Alte werden. Hör auf, sie zu lieben, mit reiner Willenskraft kannst du das.«
    Er nickte. Aber er war so bekümmert, dass er es nicht verbergen konnte. Ich schaute zu Mael hinüber und stellte fest, dass er dies alles wesentlich ruhiger hinnahm, als ich gedacht hätte. Dann kam die unausweichliche Frage: »Hätte sie Avicus getötet, wenn du dich ihr nicht entgegengestellt hättest?«
    »Sie war drauf und dran«, antwortete ich. »Aber Avicus ist sehr alt, älter als du und ich. Vielleicht sogar älter als sie. Und heute Nacht hast du ja gesehen, wie stark er ist.« Unruhig, voller böser Ahnungen und trüber Gedanken begaben wir uns zu unserer unheiligen Ruhe.
    Sobald ich am folgenden Abend erwachte, wusste ich, dass Fremde im Hause waren. Ich war wütend, blieb aber klar genug, um mir ins Gedächtnis zu rufen, wie sehr Zorn schwächt. Mael und Avicus kamen sofort zu mir, und wir drei entdeckten Eudoxia mit dem von Furcht geschüttelten Asphar und noch zwei weiteren jungen Bluttrinkern, die wir zuvor noch nicht gesehen hatten. Sie hatten sich in meiner Bibliothek niedergelassen, als wären sie geladene Gäste.
    Eudoxia trug ein prächtiges orientalisches Gewand aus einem schweren Stoff mit Trompetenärmeln, dazu weiches persisches Schuhwerk. Ihre schwarze Lockenpracht hatte sie über den Ohren mit Perlen und Juwelen aufgesteckt.
    Dieser Raum war nicht so elegant eingerichtet wie der, in dem sie mich empfangen hatte, denn ich hatte seine Möblierung und sonstige Ausstattung noch nicht vollendet, und so war Eudoxia sein prunkvollstes Schmuckstück.
    Wieder fiel mir auf, wie schön ihr schmales Gesicht und besonders ihr Mund waren, wenn auch ihre kalten schwarzen Augen elektrisierten wie zuvor.
    Mir tat der arme Asphar Leid, weil er solche Angst vor mir hatte, und die beiden anderen Bluttrinker, beide noch Jünglinge nach menschlichen Maßstäben und jung auch nach den Maßstäben der Unsterblichen, hatten ebenfalls mein Mitgefühl. Muss ich erwähnen, dass sie schön waren? Sie waren Heranwachsende, als

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