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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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Erfolg einstellte – vielleicht aber auch aus Furcht vor einem möglichen Erfolg. Es ist eine interessante Spekulation, was der beharrliche und unversöhnliche Weeden wohl getan hätte, wäre er zu dieser Zeit vor Ort gewesen.
    4
    Im Herbst des Jahres 1770 entschied Weeden, dass es an der Zeit sei, andere in seine Entdeckungen einzuweihen, denn er hatte viele Fakten gesammelt, die man miteinander verbinden konnte, und einen zweiten Augenzeugen, um sich gegen den möglichen Vorwurf zu wehren, Eifersucht und Hass hätten seine Fantasie entfacht. Als Ersten zog er Kapitän James Mathewson von der Enterprise ins Vertrauen, der ihn einerseits gut genug kannte, um nicht an seiner Aufrichtigkeit zu zweifeln, und andererseits in der Stadt einflussreich genug war, um Gehör zu finden.
    Das Gespräch fand in einem der oberen Zimmer von Sabins Taverne in Docknähe statt, und Smith war dabei, um buchstäblich jede Aussage zu bestätigen. Es war offensichtlich, dass Kapitän Mathewson ungeheuerlich beeindruckt war. So wie eigentlich jeder andere Bewohner der Stadt hatte auch er seine eigenen finsteren Mutmaßungen über Joseph Curwen, und so bedurfte es lediglich dieser Bestätigung und faktischen Erweiterung, um ihn vollends zu überzeugen. Am Ende des Gesprächs war er sehr ernst und bat die beiden jungen Männer um striktes Stillschweigen.
    Er sagte, er wolle die Informationen etwa zehn der gebildetsten und einflussreichsten Bürgern von Providence unter vier Augen mitteilen, sie um ihre Meinung fragen und ihren Rat befolgen. Verschwiegenheit sei in jedem Fall sehr wichtig, da wohl weder die Sicherheitspolizei noch die Truppen der Stadt in dieser Sache helfen könnten. Vor allem dürfe der leicht erregbare Pöbel nichts erfahren, damit sich in dieser ohnehin schon schwierigen Zeit nicht die schreckliche Massenpanik von Salem wiederhole, durch die Curwen vor bald einem Jahrhundert vertrieben wurde und hierher nach Providence flüchtete.
    Seiner Ansicht nach waren die richtigen Personen, die man ins Vertrauen ziehen konnte: Dr. Benjamin West, dessen Pamphlet über den jüngsten Transit der Venus ihn als Gelehrten und kühnen Denker etabliert hatte; Reverend James Manning, Rektor der Hochschule, die gerade aus Warren zugezogen und vorläufig im neuen Schulhaus in der King Street untergebracht war, bis das eigene Haus auf dem Hügel über der Presbyterian Lane fertiggestellt sei; der ehemalige Gouverneur Stephen Hopkins, der ein Mitglied der Philosophischen Gesellschaft von Newport gewesen war und ein sehr intelligenter Mann sei; John Carter, der Herausgeber der Gazette; die vier Gebrüder Brown: John, Joseph, Nicholas und Moses, die anerkannt reichsten Finanzmänner der Stadt – John war zudem ein Amateurwissenschaftler; der alte Dr. Jabez Bowen, der beträchtlich belesen sei und der über Curwens merkwürdige Käufe vieles aus erster Hand berichten könne; sowie Kapitän Abraham Whipple, ein Seeräuber von phänomenaler Kühnheit und Kraft, auf den man bei eventuell notwendigen handgreiflichen Auseinandersetzungen würde zählen können. Wären diese Männer überzeugt, könne man sie zu gemeinsamen Erwägungen zusammenbringen. Bei ihnen läge dann auch die Entscheidung, ob man den Gouverneur der Kolonie, Joseph Wanton aus Newport, informieren würde, bevor man etwas unternahm.
    Die Mission des Kapitäns Mathewson war erfolgreicher, als er es in seinen kühnsten Vorstellungen erwartet hatte. Obwohl ein, zwei der ausgewählten Vertrauensmänner sich etwas skeptisch gegenüber der gespenstischen Seite von Weedens Geschichte zeigten, gab es keinen, der nicht von der Notwendigkeit eines geplanten, geheimen Vorgehens überzeugt gewesen wäre.
    Es war klar, dass Curwen für das Wohlergehen der Stadt und der Kolonie eine wie auch immer geartete Bedrohung darstellte, und er musste, koste es, was es wolle, ausgeschaltet werden. Ende Dezember 1770 traf sich die Gruppe der bedeutenden Bürger im Haus von Stephen Hopkins und beriet sich über denkbare Maßnahmen. Weedens Aufzeichnungen, die er Kapitän Mathewson überlassen hatte, wurden sorgfältig vorgelesen, und er sowie Smith waren hinzugebeten worden, um über die Einzelheiten auszusagen.
    Etwas, das Furcht sehr nahe kam, ergriff die versammelten Männer, noch ehe das Treffen vorüber war, doch diese Furcht verband sich mit einer grimmigen Entschlossenheit, die Kapitän Whipple mit seinen schroffen Schimpfworten lautstark zum Ausdruck brachte. Den Gouverneur wollten sie nicht in

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