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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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wieder wegzuschicken vermögt ... Habet die Worte zur Bannung allerzeyt bereyt, und zögert nicht, so es irgend Zweyfel gibt, wen Ihr vor Euch habt ... Dreimal hab’ ich mit Dem gesprochen, was darinnen beygesetzt gewesen ...« Barmherziger Himmel, was ist das für eine Gestalt hinter dem Rauchschleier?
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    Marinus Bicknell Willett hegt keinerlei Hoffnung, dass außer einigen verständnisvollen Freunden irgendwer auch nur einen Teil seiner Geschichte glauben wird, also hat er nicht einmal versucht, sie außerhalb seines intimsten Kreises zu erzählen. Nur einige wenige Außenstehende haben sie je zu hören bekommen, und von ihnen lachen die meisten darüber und meinen, der Doktor werde tatsächlich langsam alt. Man hat ihm geraten, einen langen Urlaub zu machen und in Zukunft alle Fälle von Geisteskrankheit strikt abzulehnen.
    Mr. Ward allerdings weiß, dass der bewährte Arzt nur die schreckliche Wahrheit berichtet. Hatte er nicht mit eigenen Augen die widerliche Öffnung im Keller des Bungalows gesehen? Hatte Willett ihn an diesem unheilvollen Morgen um elf Uhr nicht überwältigt und krank nach Hause geschickt? Hatte er an jenem Abend und am nächsten Tag nicht vergeblich bei dem Doktor anzurufen versucht, und war er nicht selbst am folgenden Mittag zu dem Bungalow gefahren, wo er seinen Freund besinnungslos, aber unverletzt auf einem der Betten liegend im Erdgeschoss gefunden hatte? Willett hatte röchelnd geatmet und langsam die Augen geöffnet, als Mr. Ward ihm etwas Branntwein aus seinem Auto verabreichte. Dann erschauderte Willett und schrie laut auf: »Dieser Bart ... diese Augen ... Grundgütiger, wer sind Sie?« Eine sonderbare Anrede an einen gepflegten, blauäugigen und glatt rasierten Gentleman, den er seit dessen Jugend kannte.
    Im hellen Sonnenlicht des Mittags sah man, dass der Bungalow seit dem vorigen Morgen unverändert war. Willetts Kleidung hatte keinen Schaden davongetragen, wies nur einige Flecken und abgewetzte Stellen an den Knien auf, doch ihr schwacher, beißender Geruch erinnerte Mr. Ward daran, dass sein Sohn ebenso gerochen hatte, als er in die Klinik eingewiesen worden war. Die Taschenlampe des Arztes fehlte, aber seine Aktentasche war hier, so leer, wie er sie mitgebracht hatte.
    Bevor er sich in irgendwelchen Erklärungen erging, überwand Willett sich mühevoll und schwankte taumelnd in den Keller, um an der verhängnisvollen Plattform vor den Wäschezubern zu rütteln. Sie gab nicht nach. Er ging hinüber zu seiner bislang unbenutzten Werkzeugtasche, die er am Vortag hier abgestellt hatte, nahm sich ein Stemmeisen und riss die störrischen Planken eine nach der anderen ab. Darunter war nach wie vor die glatte Betonoberfläche sichtbar, doch von einer irgendwie gearteten Öffnung keine Spur. Keinerlei Dämpfe wölkten dem verdatterten Vater, der dem Arzt die Treppe hinabgefolgt war, dieses Mal entgegen, um ihm die Sinne zu rauben. Es war nichts als glatter Beton unter den Planken – kein unreiner Brunnenschacht, keine Welt unterirdischer Schrecken, keine geheime Bibliothek, keine Curwen-Dokumente, keine albtraumhaften Gruben voller Gestank und Geheul, kein Laboratorium, weder Regale noch gemeißelte Formeln, nein ... Dr. Willett erbleichte und ergriff den jüngeren Mann am Arm. »Gestern«, fragte er leise, »haben Sie es hier gesehen ... und gerochen?«
    Und als Mr. Ward, der selbst vor Grauen und Erstaunen erstarrt war, die Kraft fand, zustimmend zu nicken, da gab der Arzt einen Laut von sich, der halb Seufzer und halb Keuchen war, und er nickte ebenfalls: »Dann will ich es Ihnen erzählen.«
    Im sonnendurchflutetsten Raum, den sie im Erdgeschoss gefunden hatten, flüsterte nun also der Arzt eine Stunde lang dem erstaunten Vater seine entsetzliche Geschichte zu. Nachdem die aufdräuende Gestalt sich aus dem grünlich schwarzen Brodem aus der Schale löste, gab es nichts weiter zu berichten, und Willett war zu erschöpft, um darüber nachzudenken, was denn wirklich geschehen war.
    Beide Männer schüttelten hilflos und verstört den Kopf, und einmal wagte Mr. Ward es, leise zu fragen: »Glauben Sie, es wäre sinnvoll zu graben?«
    Der Doktor blieb stumm, erschien es doch höchst unangebracht für irgendein menschliches Gehirn, eine Antwort zu geben, da Mächte aus unbekannten Sphären jetzt so eindeutig auf diese Seite des Großen Abgrunds eingegriffen hatten.
    Erneut fragte Mr. Ward: »Aber wo ist es hin? Es hat Sie heraufgebracht, das wissen Sie, und irgendwie das Loch

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