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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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»Nr. 118, sagen Sie? Aber vergessen Sie nicht, dass heutzutage auf neun von zehn Kirchhöfen die Steine vertauscht sind. Man weiß es niemals sicher, ehe man nicht fragt! « Und ohne jede Warnung zückte er die Minuskelbotschaft und hielt sie dem Patienten vor die Augen. Er hätte sich keine stärkere Wirkung wünschen können, denn Charles Ward verlor das Bewusstsein.
    Diese gesamte Unterhaltung fand natürlich ohne Wissen der Nervenärzte statt, damit sie den Vater und Dr. Willett nicht beschuldigten, einen Verrückten in seinem Wahn noch zu bestärken. So hoben Willett und Mr. Ward den ohnmächtigen jungen Mann ohne fremde Hilfe auf und legten ihn aufs Sofa.
    Als der Patient wieder erwachte, murmelte er mehrmals etwas von einer Nachricht, die er unverzüglich Orne und Hutchinson zukommen lassen müsse. Darum eröffnete der Doktor ihm, als er anscheinend wieder ganz bei Bewusstsein war, dass zumindest eine dieser sonderbaren Kreaturen sein erbitterter Feind sei und Dr. Allen dazu geraten habe, ihn zu ermorden. Diese Enthüllung verursachte keine sichtliche Wirkung, aber die Besucher hatten an Charles schon zuvor den Ausdruck eines gehetzten Mannes wahrgenommen.
    Danach wollte Charles nichts mehr sagen, also verabschiedeten sich sein Vater und Willett von dem jungen Mann, nicht ohne ihn zuvor nochmals vor dem bärtigen Allen zu warnen. Charles entgegnete darauf nur, dass diese Person in sicherem Gewahrsam sei und niemandem Schaden zufügen könne, selbst wenn sie es wolle. Diese Aussage unterstrich er mit einem beinahe bösen Kichern, das schmerzvoll zu hören war. Willett und Mr. Ward machten sich keine Sorgen, dass Charles dem monströsen Paar in Europa irgendwelche Nachrichten zukommen lassen könne, da sie wussten, dass die Klinikleitung alle ausgehende Post begutachtete und keine seltsame oder verstiegene Botschaft durchgehen ließ.
    Es gibt noch einen kuriosen Nachtrag zum Falle Orne und Hutchinson, falls es sich bei den im Exil lebenden Hexenmeistern tatsächlich um diese Männer handelte. Von einer unklaren Vorahnung inmitten des Grauens in dieser Zeit geleitet, heuerte Willett einen internationalen Pressedienst an, um ihm Ausschnitte über auffällige aktuelle Verbrechen und Unfälle in Prag und Ost-Transsilvanien zuzuschicken, und nach sechs Monaten glaubte er, unter den verschiedenen Texten, die er erhalten hatte und übersetzen ließ, zwei sehr bedeutsame Artikel gefunden zu haben. Der eine berichtete von einem nächtlichen Einsturz eines Hauses im ältesten Viertel von Prag und dem Verschwinden eines bösartigen alten Mannes mit Namen Josef Nadeh, der seit Menschengedenken der einzige Bewohner dieses Hauses gewesen war.
    Der andere Artikel berichtete über eine gewaltige Explosion in den transsilvanischen Bergen östlich des Rakus und die völlige Vernichtung des übel beleumdeten Schlosses Ferenczy mitsamt all seinen Bewohnern. Der Schlossherr habe bei den Bauern und den Soldaten in einem so schlechten Ansehen gestanden, hieß es, dass er schon bald für eine ernsthafte Befragung nach Bukarest zitiert worden wäre, hätte nicht dieser Vorfall seine Lebensbahn unterbrochen, die schon so lange währte, dass sie die Erinnerung aller Anwohner überstieg.
    Willett ist davon überzeugt, dass die Hand, die jene Minuskeln schrieb, auch fähig war, stärkere Waffen zu nutzen, und obwohl der Verfasser ihm Curwens Vernichtung übertrug, muss er sich imstande gefühlt haben, Orne und Hutchinson selbst aufzuspüren und mit ihnen fertigzuwerden. Wie deren Los ausgesehen haben mag, will sich der Arzt lieber nicht vorstellen.
    6
    Am folgenden Morgen eilte Dr. Willett ins Haus der Wards, um bei der Ankunft der Detektive anwesend zu sein. Allens Vernichtung oder Inhaftierung – oder auch die Curwens, falls man den unausgesprochenen Anspruch, dessen Reinkarnation zu sein, für bare Münze nahm – war für ihn das oberste Gebot. Diese Überzeugung teilte er Mr. Ward mit, während sie auf die Männer warteten. Dieses Mal hielten sie sich im Erdgeschoss auf, da man in letzter Zeit die oberen Räume des Hauses wegen eines eigenartigen, widerlichen Geruches mied, der über allem lag – ein Geruch, den die älteren unter den Dienstboten mit einem Fluch in Zusammenhang brachten, der auf dem verschwundenen Porträt von Curwen gelegen habe.
    Um neun Uhr trafen die drei Detektive ein und erstatteten unverzüglich Bericht über alles, was sie herausgefunden hatten. Bedauernswerterweise war es ihnen nicht gelungen, den

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