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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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Portugiesen Tony Gomes aus Brava aufzuspüren, obwohl sie alles versucht hatten. Auch von Dr. Allens Herkunft oder derzeitigem Aufenthalt hatten sie nicht die geringste Spur entdeckt. Doch sie hatten eine beträchtliche Menge an lokalen Gerüchten und Fakten über den zurückhaltenden Fremden gesammelt. Allen war den Einwohnern von Pawtuxet von Anfang an irgendwie unnatürlich vorgekommen, und die meisten hatten die Ansicht vertreten, sein dichter, sandfarbener Bart sei entweder gefärbt oder falsch – eine Annahme, die dadurch bestätigt wurde, dass man in Allens Zimmer im Bungalow neben einer dunklen Brille einen solchen künstlichen Bart gefunden hatte. Seine Stimme, und das konnte Mr. Ward aufgrund seines Telefongespräches mit ihm bestätigen, klang so tief und hohl, dass man sie nicht wieder vergaß, und sein Blick wirkte selbst durch die dunkel getönten Gläser seiner Hornbrille hindurch böse. Im Laufe einer Kaufverhandlung hatte ein Ladenbesitzer Allens Handschrift gesehen und erklärt, sie sei ihm äußerst sonderbar und unleserlich erschienen; dies wurde durch die unklaren Bleistiftnotizen belegt, die man in seinem Zimmer fand und die der Händler als die von Allen wiedererkannte.
    In Zusammenhang mit den Fällen von Vampirismus im vergangenen Sommer schrieben die meisten Leute die Täterschaft eher Allen als Ward zu. Die Detektive hatten auch Aussagen der Beamten eingeholt, die nach dem unangenehmen Zwischenfall mit dem ausgeraubten Lastwagen den Bungalow aufgesucht hatten. Sie hatten zwar weniger das Finstere an Dr. Allen bemerkt, in ihm aber die dominante Figur in der merkwürdigen, düsteren Unterkunft erkannt. Es war dort zu dunkel gewesen, um ihn genau zu betrachten, doch würden sie ihn auf jeden Fall wiedererkennen. Sein Bart habe etwas sonderbar ausgesehen, und sie glaubten, eine leichte Narbe über seinem, hinter dunklem Brillenglas versteckten, rechten Auge gesehen zu haben.
    Die Durchsuchung von Allens Zimmer hatte außer dem Bart und der Brille und einigen Bleistiftnotizen in unleserlicher Schrift nichts zum Vorschein gebracht. Als Willett diese Notizen sah, erkannte er dieselbe Handschrift wie in den alten Manuskripten von Curwen und den zahlreichen Aufzeichnungen des jungen Ward aus der letzten Zeit, die er in der verschwundenen Katakombe des Grauens gesehen hatte.
    Dr. Willett und Mr. Ward beschlich bei diesen nach und nach vorgebrachten Informationen eine drückende, subtile und heimtückische kosmische Furcht, und ihre Nerven bebten geradezu, als sie den unsicheren, wahnsinnigen Gedanken verfolgten, der ihnen beiden zugleich kam. Der falsche Bart und die Brille, die unleserliche Curwen-Handschrift – das alte Porträt mit der winzigen Narbe – und der veränderte junge Mann in der Klinik mit einer ebensolchen Narbe – die tiefe, hohle Stimme am Telefon –, hatte sich Mr. Ward nicht daran erinnert gefühlt, als sein Sohn diese erbärmlichen Töne gekrächzt hatte, die, wie er behauptete, alles waren, was er noch hervorbringen könne? Wer hatte je Charles und Allen zusammen gesehen? Ja, die Beamten einmal, aber wer später? War es nicht nach Allens Verschwinden gewesen, dass Charles schlagartig seine wachsende Furcht verlor und ganz in den Bungalow übersiedelte?
    Curwen – Allen – Ward –, welche gotteslästerliche und abscheuliche Fusion waren zwei Epochen und zwei Personen eingegangen? Diese verdammenswürdige Ähnlichkeit des Gemäldes mit Charles – hatte das Bild nicht immerfort gestarrt und gestarrt, war es dem Jungen nicht beständig mit seinen Blicken gefolgt, wenn er durchs Zimmer ging? Und weshalb ahmten sowohl Allen als auch Charles die Handschrift von Joseph Curwen nach, sogar wenn sie allein und unbeobachtet waren? Und dann die fürchterlichen Taten dieser Leute – die verschollenen Gewölbe des Schreckens, die den Arzt über Nacht hatten altern lassen, die ausgehungerten Untiere in den verpesteten Schächten, die grauenhafte Beschwörungsformel, die eine so unbeschreibliche Wirkung erzielt hatte, die Botschaft in Minuskelschrift, die Willett in seiner Tasche gefunden hatte, die Papiere und die Briefe und das ganze Gerede von Gräbern und ›Salzen‹ und Entdeckungen – wohin führte das alles?
    Schließlich tat Mr. Ward das einzig Folgerichtige. Er wappnete sich vor der Erkenntnis, warum er es tat, und gab den Detektiven etwas, das sie den Ladenbesitzern in Pawtuxet zeigen sollten, die den unheimlichen Dr. Allen gesehen hatten – es handelte sich um eine

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