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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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enthielten die mumifizierten Hüllen von Lebewesen, deren Groteskheit die aberwitzigsten Träume der Menschen überboten.
    Irgendeine Vorstellung von diesen Monstrositäten zu vermitteln ist unmöglich. Sie gehörten der reptilischen Gattung an, wobei ihre Körperformen zuweilen an ein Krokodil, dann wieder an einen Seehund erinnerten, häufiger jedoch an nichts, wovon der Zoologe wie auch der Paläontologe jemals gehört haben. Ihre Größe reichte an die eines kleinen Menschen heran und ihre Vorderbeine liefen in zartgliedrige und offenkundige Füße aus, die menschlichen Händen und Fingern eigentümlich ähnelten. Doch am sonderbarsten von allem waren ihre Köpfe, die eine Form aufwiesen, die sämtlichen bekannten biologischen Prinzipien Hohn sprach. Nichts lässt sich etwas Derartigem passend gegenüberstellen – blitzartig schossen mir so verschiedenartige Vergleiche wie zur Katze, zur Bulldogge, zum sagenhaften Satyr und zum Menschen durch den Sinn. Sogar Jupiter selbst besaß keine solch mächtige, vorspringende Stirn, zugleich jedoch verwiesen die Hörner, die fehlenden Nasen und die alligatorartigen Kiefer diese Organismen jenseits aller anerkannten Kategorien. Kurzfristig zweifelte ich an der Echtheit der Mumien und hegte fast den Verdacht, es handele sich um künstliche Götzenbilder; aber schon bald entschied ich, dass sie tatsächlich irgendeiner paläogenen Spezies angehörten, die gelebt hatte, als die Stadt ohne Namen noch bevölkert gewesen war. Um ihre Groteskheit zu krönen, waren die meisten von ihnen in prächtige Roben aus den kostbarsten Stoffen gehüllt und verschwenderisch mit Schmuck aus Gold, Juwelen und unbekannten glänzenden Metallen behangen.
    Die Bedeutung dieser kriechenden Geschöpfe musste immens gewesen sein, denn sie spielten die Hauptrolle in den furiosen Darstellungen der Wand- und Deckenfresken. Mit unerreichtem Können hatte der Künstler sie in ihrer eigenen Welt gemalt, mit Städten und Gärten, die ihren Körpermaßen entsprechend angelegt waren; und ich konnte nicht umhin, zu vermuten, dass ihre in Bildern aufgezeichnete Geschichte allegorisch aufzufassen sei und womöglich die Entwicklung jener Rasse darstellte, die ihnen huldigte. Diese Wesen, so sagte ich mir, waren für die Bewohner der Stadt ohne Namen etwa das, was die Wölfin für Rom war, oder was irgendein Totemtier für einen Indianerstamm ist.
    Von dieser Sichtweise ausgehend, vermochte ich im Groben ein wunderbares Epos der Stadt ohne Namen nachzuvollziehen; die Geschichte einer mächtigen Küstenmetropole, die über die Welt herrschte, bevor Afrika aus den Wogen stieg, und ihres Überlebenskampfs, als das Meer zurückwich und die Wüste sich in das fruchtbare Tal ausbreitete, das die Stadt umschloss. Ich sah ihre Kriege und Siege, ihre Aufstände und Niederlagen, und schließlich ihren furchtbaren Kampf gegen die Wüste, als Tausende ihrer Bewohner – hier allegorisch verkörpert von den grotesken Reptilwesen – gezwungen waren, sich auf wunderbare Weise ihren Weg durch den Fels hinabzuwühlen in eine andere Welt, von der ihre Propheten ihnen geweissagt hatten. All das war eindrucksvoll unheimlich und realistisch, und die Ähnlichkeit mit dem grauenvollen Abstieg, den ich bewältigt hatte, war unübersehbar. Ich erkannte sogar einzelne Gänge wieder.
    Als ich durch den Korridor weiter dem helleren Licht entgegenkroch, sah ich die späteren Stadien des gemalten Epos – das Abschiednehmen der Rasse, die die Stadt ohne Namen und das sie umgebende Tal mehr als zehn Millionen Jahre lang bewohnt hatte; der Rasse, deren Seelen nicht scheiden wollten von den Schauplätzen, an denen ihre Körper so lange verweilt hatten, wo sie, als die Erde noch jung war, als Nomaden sesshaft geworden waren und jene urtümlichen Schreine in den jungfräulichen Fels schlugen, die anzubeten sie nie aufhörten.
    Nun, im besseren Licht, betrachtete ich die Bilder genauer, und eingedenk dessen, dass die seltsamen Reptilien stellvertretend für die unbekannten Menschen stehen mussten, grübelte ich über die Bräuche der Stadt ohne Namen. Viele Dinge waren außergewöhnlich und unerklärlich. Die Zivilisation, die über eine Schriftsprache verfügte, hatte offenbar eine höhere Stufe erklommen als jene unermesslich jüngeren Kulturen der Ägypter und Chaldäer, und doch gab es sonderbare Lücken. Zum Beispiel konnte ich keinerlei Darstellungen über den Tod oder über Bestattungsbräuche finden, außer solchen, die mit Krieg, Gewalt

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