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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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übrigens nicht zu hoch vorstellen; eher wie ein deutsches Mittelgebirge. Nur zwei oder drei Gipfel ragen knapp über tausend Meter hinaus. Brattleboro ist eine kleine, nach wie vor sehenswerte Stadt mit Holz- und Lederindustrie und vielen gut erhaltenen Häusern aus dem 19. Jahrhundert. Im alten Bahnhofsgebäude (das in unserer Erzählung eine so vielfältige Rolle spielt) ist heute das bescheidene Brattleboro Museum and Art Center untergebracht. Nach Newfane sind es von Brattleboro etwa 15 Kilometer; dort beginnt der Weg ins Unbekannte … (anders gesagt, von dort an sind Lovecrafts Ortsangaben nicht mehr »real«).
    Wie alle längeren Erzählungen Lovecrafts ist auch die folgende voller Mythologie, voller Anspielungen auf genuine und artifizielle Götter und Dämonen, rätselhafte Orte und kosmische Abgründe. Yuggoth – der dunkle Planet voller Flüsse mit schwarzem Pech – musste jeden Leser sofort an Pluto erinnern, der von C. W. Tombaugh am 23. Januar 1930 entdeckt worden war, was aber erst am 14. März auf der Titelseite der New York Times der Öffentlichkeit bekannt gemacht wurde. Eine erste frühere Fassung (die Robert M. Price rekonstruieren konnte) kommt noch ohne Erwähnung von Yuggoth-Pluto aus. In der ersten Erwähnung Yuggoths (in dem Gedichtzyklus ›Fungi from Yuggoth‹, 27. September 1929 – 4. Januar 1930) wird noch nicht ganz klar, dass ein Planet gemeint ist. Direkt prophetisch war Lovecraft ohnehin nicht; die Existenz mindestens eines weiteren Planeten hinter Neptun war aufgrund gravitativer Phänomene bereits lange vermutet worden: Nach Pluto wurde jahrzehntelang systematisch gesucht. Schon am 16. Juli 1906 (Lovecraft war noch keine 16 Jahre alt) erschien in Scientific American ein Leserbrief aus seiner Feder über die wahrscheinliche Existenz transneptunischer Planeten. Astronom war ja einer der ersten Berufswünsche des Autors gewesen. Ohne Frage hat Lovecraft dem neuen Planeten aber seine imaginative Taufe für die Annalen der Fantastik verliehen.
    Einige Male verdichtet sich das Netz mythologischer Begriffe zur Evokation eines eigenen Symbolkosmos’, dessen Bausteine aus der Antike, vor allem aber aus Lovecrafts eigenen früheren Erzählungen und denen der von ihm bewunderten Meister unheimlicher Literatur herrühren. Eine dieser Passagen einer »totalen« allumfassenden Mythologie etwa beschwört Yuggoth, den Großen Cthulhu, Tsathoggua, Yog-Sothoth, R’lyeh, Nyarlathotep, Azathoth, Hastur, Yian, Leng, den See von Hali, Bethmoora, das gelbe Zeichen, L’mur-Kathulos, Bran und das Magnum Innominandum. Man muss schon ein guter Kenner des Fantastischen sein, um hier alles zu verstehen. Yuggoth ist wie gesagt Lovecrafts Name für den Planeten Pluto, der Große Cthulhu ist aus seiner Erzählung von 1926 bekannt, Tsathoggua ist eine ähnliche Schöpfung von Clark Ashton Smith, während Yog-Sothoth wieder Lovecrafts Pandämonium entstammt. R’lyeh ist natürlich Cthulhus submaritime Festung. Nyarlathotep und Azathoth sind andere Lovecraftsche »Götter« (zu letzterem vgl. die Einführung zu ›The Haunter of the Dark› in Band 2 dieser Ausgabe). Nun aber weitet Lovecraft seinen Kosmos symbolischer Bezüge aus: Hastur ist ein Begriff aus einer Kurzgeschichte von Ambrose Bierce (1842–1913/14?), ›Haïta the Shepherd‹ (1891). Yian ist eine halbmythische Stadt aus Robert W. Chambers’ Novelle ›The Maker of Moons‹ von 1896, wieder aufgegriffen von ihm in seinem letzten großen unheimlichen Werk, dem Roman Slayer of Souls (New York 1920). Leng wiederum entstammt genuiner zentralasiatischer Mythologie (die aber von Lovecraft völlig verfremdet wird); es ist das Heimatland des tibetischen Heros Gesar. Der »See von Hali« greift einen Begriff von Ambrose Bierce und Robert W. Chambers (1865–1933) auf (dessen Vorgeschichte zu kompliziert ist, als dass sie hier dargestellt werden könnte). Bethmoora dagegen wurzelt im privaten Kosmos des Lord Dunsany: es ist eine Stadt in seiner gleichnamigen Novelle (Erstpublikation: Saturday Review vom 24. Oktober 1908). Mit dem »gelben Zeichen« sind wir wieder bei Chambers, nämlich bei seiner wohl berühmtesten, bis heute ungemein verstörenden Erzählung ›The Yellow Sign‹ (1895). L’mur-Kathulos ist schwierig, aber Kathulos ist der böse atlantische Zauberer in dem Roman Skull-Face von Lovecrafts Brieffreund Robert E. Howard (1906–1936), der zuerst in drei Teilen in Weird Tales von Oktober bis November 1929 erschien. Lesern von Weird

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