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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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– praktisch der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, sodass ich nachts aus Akeleys einsamem Gutshaus floh und in einem gestohlenen Wagen durch die wilde Berglandschaft Vermonts raste. Obwohl ich von Henry Akeley viele Informationen erhielt und er mir auch seine Mutmaßungen mitteilte, ich Dinge sah und hörte, die bei mir einen zugegebenermaßen äußerst lebhaften Eindruck hinterließen, so kann ich doch nach wie vor nicht beweisen, ob ich mit meinen Schlussfolgerungen richtig liege oder nicht. Denn im Grunde genommen besagt Akeleys Verschwinden gar nichts. Außer den Einschusslöchern innen und außen fand man in seinem Haus nichts Ungewöhnliches. Alles wirkte so, als sei er nur zu einer Wanderung in den Bergen aufgebrochen, von der er aber nicht mehr zurückkehrte. Es gab nicht das geringste Anzeichen dafür, dass sich ein Besucher im Haus aufgehalten hatte oder dass jene abscheulichen Zylinder und Apparate im Arbeitszimmer gelagert worden waren. Dass Akeley eine tödliche Angst empfand angesichts der dicht gedrängten bewaldeten Berge und der zahllosen dahinplätschernden Bäche der Gegend, in der er geboren wurde und aufgewachsen war, ist ebenfalls bedeutungslos – schließlich leiden Tausende unter solch krankhaften Ängsten. Außerdem lassen sich seine Befürchtungen und sein sonderbares Verhalten leicht mit einer exzentrischen Veranlagung erklären.
    Die ganze Sache begann, jedenfalls soweit es mich betrifft, mit den historischen und beispiellosen Überschwemmungen, die Vermont am dritten November 1927 heimsuchten. Damals war ich, und bin es noch heute, Literaturprofessor an der Miskatonic-Universität in Arkham, Massachusetts, und erforschte nebenbei begeistert die volkstümlichen Überlieferungen Neuenglands. Kurz nach dem Hochwasser fanden sich unter den zahlreichen Zeitungsberichten über Leid, Elend und organisierte Hilfsmaßnahmen so viele merkwürdige Geschichten über Dinge, die man angeblich in den angeschwollenen Flüssen gesehen hatte, dass etliche meiner Freunde eifrig darüber diskutierten und mich darum baten, ein wenig Licht in die Sache zu bringen. Ich fühlte mich geschmeichelt, dass sie meine Volkskundestudien so ernst nahmen, und tat, was ich konnte, um diese unklaren, verworrenen Berichte herunterzuspielen, die mir eindeutig Auswüchse alten bäuerlichen Aberglaubens zu sein schienen. Es amüsierte mich zu sehen, wie mehrere durchaus gebildete Personen auf der Meinung beharrten, dass sich hinter den obskuren Gerüchten ja Tatsachen verbergen könnten.
    Die Geschichten, von denen ich auf diese Weise erfuhr, waren größtenteils Zeitungen entnommen; bei einem dieser Märchen handelte es sich jedoch um einen Augenzeugenbericht, der einem meiner Freunde von seiner Mutter aus Hardwick, Vermont, in einem Brief mitgeteilt wurde. Alle Fälle stimmten im Wesentlichen überein, auch wenn es sich um drei voneinander unabhängige Ereignisse handelte – das eine stand mit dem Winooski River in der Nähe von Montpelier in Verbindung, das andere mit dem West River in Windham County jenseits von Newfane, und ein drittes ereignete sich am Passumpsic in Caledonia County nördlich von Lyndonville. Natürlich erwähnten die verstreuten Berichte noch weitere Vorfälle, doch eine genaue Untersuchung ergab, dass sie anscheinend alle auf die genannten drei zurückzuführen waren. In allen Fällen behaupteten Landbewohner, in dem reißenden Wasser, das von den unbesiedelten Bergen herabströmte, überaus bizarre und verstörende Dinge gesehen zu haben. Die Beobachtungen brachte man allgemein mit einem primitiven, halb vergessenen Sagenkreis in Verbindung, der von alten Leuten bei dieser Gelegenheit neu belebt wurde.
    Die Leute berichteten von Gebilden offensichtlich organischen Ursprungs, die nichts gleichkamen, was sie je zuvor gesehen hatten. Natürlich wurden in dieser tragischen Zeit viele menschliche Leichen von den Flüssen fortgeschwemmt; diejenigen aber, die diese sonderbaren Dinge beschrieben, waren fest davon überzeugt, es habe sich – trotz einiger oberflächlicher Ähnlichkeiten bezüglich Größe und Gestalt – nicht um Menschen gehandelt. Laut den Zeugen konnten es auch keine Tiere sein, jedenfalls keine, die in Vermont bekannt waren. Es handelte sich ihrer Aussage nach um rosafarbene Wesen von ungefähr anderthalb Metern Länge, die Leiber waren krustentierartig und wiesen je ein gewaltiges Paar Rückenflossen oder Membranschwingen sowie mehrere gelenkige Gliedmaßen auf.

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