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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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Dort, wo sich eigentlich ein Kopf befinden sollte, war ein ellipsenartig zusammengerolltes Gebilde, bedeckt mit unzähligen sehr kurzen Fühlern. Es war wirklich bemerkenswert, wie sehr die Aussagen aus unterschiedlichen Quellen miteinander übereinstimmten. Allerdings wurde diese erstaunliche Tatsache dadurch geschmälert, dass die alten Legenden, die in früheren Zeiten im gesamten Bergland heimisch gewesen waren, mit ihrer morbiden, anschaulichen Bildsprache auf die Vorstellungskraft all dieser Augenzeugen eingewirkt haben mochten. Ich war zu der Schlussfolgerung gelangt, dass die Zeugen – in allen Fällen handelte es sich um naive und einfach gestrickte Hinterwäldler – in den reißenden Fluten zerschundene und aufgequollene Leichen von Menschen oder Vieh gesehen hatten; die fast vergessenen Legenden ließen sie dann den bedauerlichen Opfern ein absurdes Aussehen verleihen.
    Die alten Überlieferungen waren unklar, schwer einzuordnen und der jüngeren Generation größtenteils unbekannt. Ihr einzigartiger Charakter war offensichtlich auf den Einfluss wesentlich älterer Erzählungen der Indianer zurückzuführen. Auch wenn ich Vermont nie besucht hatte, war ich mit diesen Sagen vertraut durch die überaus seltene Abhandlung von Eli Davenport, die Material aus der Zeit bis 1839 umfasst, das aus den Erzählungen der ältesten Einwohner des Bundesstaates gewonnen wurde. Es fanden sich tatsächlich große Ähnlichkeiten mit Erzählungen, die ich persönlich von älteren Bauern in den Bergen New Hampshires gehört hatte. Um es kurz zu fassen: Es gab Hinweise auf eine verborgene Rasse monströser Wesen in den entlegenen Bergen – in den tiefen Wäldern auf den höchsten Gipfeln und in den dunklen Tälern, wo Bäche aus unbekannten Quellen entspringen. Diese Wesen sah man nur selten, doch Männer, die sich weiter als üblich auf gewisse Berge oder in tiefe Steilschluchten, die sogar von Wölfen gemieden wurden, gewagt hatten, berichteten von ihren Spuren. Es handelte sich um sonderbare Fuß- oder Klauenspuren im Schlamm der Bachufer und auf unbewachsenen Stellen, und um merkwürdige Steinkreise, die nicht von der Natur so angeordnet zu sein schienen und in deren näherer Umgebung kein Gras wuchs. Es gab zudem einige Höhlen von unbekannter Tiefe in den Berghängen; die Ausgänge waren von Felsblöcken auf eine Art verschlossen, die von keinem Zufall herrühren konnte. Überdurchschnittlich viele der merkwürdigen Spuren führten zu diesen Höhlen oder von ihnen fort – sofern die Richtung der Spuren überhaupt zu bestimmen war. Am schlimmsten aber waren die Dinge, die nur sehr selten von wagemutigen Leuten im Zwielicht der entlegensten Täler und in den dichten Wäldern der Berghöhen, auf die sonst niemand stieg, gesehen wurden.
    Das alles wäre weniger beklemmend gewesen, hätten die verstreuten Darstellungen nicht so viele Ähnlichkeiten untereinander aufgewiesen. So gab es zwischen all den Gerüchten mehrere Übereinstimmungen: die Behauptung etwa, bei den Kreaturen handele es sich um eine Art riesiger hellroter Krebse mit zahlreichen Beinpaaren und zwei großen fledermausartigen Schwingen auf dem Rücken. Manchmal gingen sie auf allen Beinen, ein andermal nur auf dem hintersten Beinpaar, während sie die restlichen Gliedmaßen zum Transport großer Gegenstände unbekannter Art benutzten. Einmal hatte man eine erhebliche Anzahl der Wesen beobachtet: Eine Gruppe von ihnen watete durch einen seichten Waldbach, drei der Wesen führten den offensichtlich diszipliniert angeordneten Trupp an. Bei einer Gelegenheit hatte man ein Exemplar fliegen gesehen – es erhob sich nachts vom Gipfel eines kahlen, einsamen Berges und verschwand am Himmel, nachdem sich die großen flatternden Schwingen einen Augenblick lang vor dem Vollmond abgezeichnet hatten.
    Im Großen und Ganzen schienen diese Wesen die Menschen in Frieden zu lassen, allerdings schrieb man ihnen das Verschwinden einiger waghalsiger Einzelgänger zu – vor allem Personen, die ihre Häuser zu nahe an gewissen Wäldern oder zu hoch auf gewissen Bergen erbaut hatten. Viele Gegenden betrachtete man bald als ungeeignet für die Besiedlung, und das hielt selbst dann noch vor, wenn der Grund für diese Einschätzung schon seit Langem in Vergessenheit geraten war. Die Menschen erschauderten beim Anblick mancher nahe gelegener Felswände, auch wenn sie gar nicht wussten, wie viele Siedler dort verschwunden und wie viele Bauernhäuser auf den unteren Hängen dieser

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