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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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Military Band »Zobo«, eine Art Mischung aus Mundharmonika und Mirliton. Seine musikalischen Freunde schätzten ihn dabei wegen seines präzisen Rhythmusgefühls. Zumindest einmal (September 1920) hat er auch öffentlich auf einer Tagung ein Lied vorgetragen, wie man ihn sich in seinem Auftreten überhaupt nicht »verklemmt« vorstellen darf. Was er von dem alten Deutschen Erich Zann imaginiert, ist aber eine ganz andere Musik, eine ins Irdische hereingeholte Musik der Sphären (die zu hören nach alter Überzeugung Wahnsinn und Tod bedeutet).
    Der Leser wüsste wahrlich gerne, was jene verlorenen Blätter Zanns zu offenbaren gehabt hätten ... Der Name Rue d’Auseil ist vielleicht symbolisch (von au seuil, also »Straße der Schwelle, des Übergangs«). Dies ist einer der letzten Texte Lovecrafts, die erzähltechnisch noch stark an Poe orientiert sind.
    Die Geschichte erschien in The National Amateur 44, Nr. 4, März 1922, und drei Jahre später in Weird Tales, Mai 1925.

Die Musik des Erich Zann
    Ich habe die Stadtpläne mit größter Sorgfalt untersucht, doch die Rue d’Auseil nie wiedergefunden. Und es waren nicht nur moderne Pläne, die ich zurate zog, denn mir ist bewusst, dass Straßennamen sich oft ändern. Ganz im Gegenteil, ich bin tief in die Geschichte der Stadt eingetaucht und habe persönlich jede Gegend, gleich welchen Namens, erforscht, in der möglicherweise die Straße zu finden ist, die ich als Rue d’Auseil kenne. Doch ungeachtet all meiner Bemühungen bleibt die demütigende Tatsache bestehen, dass ich weder das Haus noch die Straße oder auch nur die Umgebung zu finden vermag, wo ich in den letzten Monaten meines Hungerlebens als Student der metaphysischen Wissenschaften die Musik des Erich Zann hörte.
    Dass meine Erinnerung gelitten hat, verwundert mich nicht; denn im Laufe meines Aufenthalts in der Rue d’Auseil wurde meine Gesundheit körperlich wie geistig schwer erschüttert, und ich entsinne mich nicht, jemals einen meiner wenigen Bekannten dorthin mitgenommen zu haben. Doch dass ich diesen Ort nicht wiederzufinden vermag, ist so eigenartig wie verwirrend; denn er lag nur eine halbe Stunde Fußweg von der Universität entfernt und unterschied sich durch einige Eigentümlichkeiten so sehr von anderen Orten, dass kaum jemand, der dort gewesen ist, ihn vergessen könnte. Allerdings bin ich nie einem Menschen begegnet, der die Rue d’Auseil gekannt hätte.
    Die Rue d’Auseil lag auf der anderen Seite eines finstren, von baufälligen Lagerhäusern gesäumten Flusses, den eine massige Brücke aus dunklem Stein überspannte. Es war stets dämmrig an diesem Fluss, als wehre der Rauch der umliegenden Fabriken die Sonne fortwährend ab. Überdies stiegen vom Fluss üble Gerüche auf, die ich nirgends sonst gerochen habe und die mir eines Tages vielleicht dabei helfen, ihn zu finden, da ich sie sofort wiedererkennen würde. Jenseits der Brücke lagen enge, gepflasterte Straßen mit Eisengeländern; dann kam ein erst mählicher und dann unglaublich steiler Anstieg, ehe man die Rue d’Auseil erreichte.
    Ich habe noch keine so enge und steile Straße wie diese gesehen. Sie glich fast einer Klippe, war für alle Fahrzeuge gesperrt, bestand an mehreren Stellen aus Treppenfluchten, und am oberen Ende schloss eine hohe efeubewachsene Mauer sie ab. Das Pflaster war unregelmäßig, bestand mal aus Steinplatten, mal aus Kopfsteinen, und manchmal nur aus nackter Erde, auf der eine zähe grünlich graue Vegetation wuchs. Die Häuser waren hoch, von Spitzdächern gekrönt und unglaublich alt; sie neigten sich auf verrückte Weise nach hinten, nach vorn und zur Seite. Zuweilen schienen zwei gegenüberliegende Häuser, die beide nach vorn geneigt waren, sich wie ein Bogen über der Straße zu vereinen; auf jeden Fall tauchten sie dadurch die Straße in Dunkelheit. An einigen Stellen verbanden hohe, über die Straße gespannte Brücken die Häuser miteinander.
    Die Einwohner dieser Straße hinterließen bei mir einen eigenartigen Eindruck. Zuerst schrieb ich das der Tatsache zu, dass sie alle sehr still und zurückhaltend waren; doch später kam ich zu dem Schluss, dass es an ihrem hohen Alter liegen müsse. Ich weiß nicht, wie ich dazu kam, in einer solchen Straße zu wohnen, aber ich war nicht ich selbst gewesen, als ich dorthin zog. Ich hatte in vielen armen Gegenden gelebt und war stets wegen Geldmangels an die Luft gesetzt worden, bis ich schließlich auf jenes wacklige Haus in der Rue d’Auseil

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