Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
Vom Netzwerk:
Durchgang gebahnt hatte. Ich hatte unendliche Angst davor, mich erneut dort hindurchzuwinden, da meine erste Durchquerung nicht ohne Lärm verlaufen war, und nachdem ich nun die Spuren gesehen hatte, fürchtete ich nichts so sehr, als Geräusche zu verursachen. Zudem verdoppelte die Kassette die Schwierigkeit, den schmalen Spalt zu bewältigen.
    Aber ich kletterte so gut ich konnte auf den Hügel und schob die Kassette durch die Öffnung vor mir. Mit der Taschenlampe im Mund schlängelte ich mich dann selbst hindurch – wie zuvor wurde mein Rücken von den hervorstehenden Steinen aufgerissen.
    Als ich versuchte, wieder nach der Kassette zu greifen, fiel sie ein Stück weit den Geröllhang hinab und erzeugte dabei ein erschreckendes Scheppern mitsamt Echo, das mich in kalten Schweiß ausbrechen ließ. Ich sprang ihr sofort hinterher und hob sie auf, ohne weiteren Lärm zu machen – doch einen Augenblick später erzeugten sich lösende Geröllstücke unter meinen Füßen ein plötzliches und alles übertreffendes Getöse.
    Dieses Getöse besiegelte mein Schicksal. Denn – ob ich mich irrte oder nicht – ich glaubte, eine grauenhafte Antwort darauf aus den hinter mir liegenden Räumen zu vernehmen. Ich glaubte, einen schrillen, pfeifenden Laut zu hören, der nicht von dieser Welt war und in Worten nicht zutreffend beschrieben werden kann. Falls es so war, dann birgt das Folgende eine grausige Ironie – denn ohne meine Panik in dieser Situation wäre es zu der zweiten Sache nie gekommen.
    Meine Panik jedoch war absolut und ungeschmälert. Ich nahm die Taschenlampe zur Hand, griff ungeschickt nach der Kassette und sprang und rannte wild vorwärts, von nichts anderem getrieben als dem irrsinnigen Verlangen, schnellstens aus diesen albtraumhaften Ruinen zu fliehen, hinaus in die wirkliche Welt aus Wüste und Mondschein, die so hoch über mir lag.
    Ich bemerkte kaum, dass ich den Schuttberg erreichte, der sich in die gewaltige Schwärze jenseits des eingestürzten Daches erhob, und ich stieß und schnitt mich wiederholt dabei, als ich den Steilhang aus scharfkantigen Blöcken und Bruchstücken erklomm.
    Dann kam die große Katastrophe. Gerade als ich blindlings den Gipfel überquerte, unvorbereitet auf den steilen Abhang dahinter, glitt ich aus und stürzte in einer Schuttlawine hinab, deren kanonenartiges Donnern die schwarzen Höhlen mit ohrenbetäubenden Echos erfüllte.
    Ich kann mich nicht daran erinnern, wie ich diesem Chaos entfloh, aber eine Momentaufnahme wachen Bewusstseins zeigt mir, wie ich inmitten des Getöses den Korridor entlangstürze und taumele und krieche – noch immer im Besitz der Kassette und der Taschenlampe.
    Als ich mich dann jener urzeitlichen Basaltkrypta näherte, die ich so fürchtete, brach endgültig der Wahnsinn aus. Denn als das Echo der Lawine erstarb, hörte ich wiederum das fürchterlich fremdartige Pfeifen, das ich zuvor schon zu vernehmen geglaubt hatte. Dieses Mal konnte ich nicht mehr daran zweifeln – und schlimmer noch, diesmal hörte ich es nicht in meinem Rücken, sondern aus einem Raum vor mir.
    Vermutlich habe ich laut aufgeschrien. Ich sehe ein unklares Bild vor mir, wie ich durch das teuflische Basaltgewölbe der Älteren Wesen raste und wie ich diesen verfluchten, unirdischen Laut aus dem offenen, unbewachten Tor unendlicher Finsternis hörte. Auch spürte ich Wind – nicht mehr bloß eine kühle, feuchte Zugluft, sondern einen heftigen, zielgerichteten Stoß, der wild und eisig aus der abscheulichen Schlucht heraufblies, aus der auch das obszöne Pfeifen drang.
    Dann folgen Erinnerungen daran, wie ich über Hindernisse aller Art hüpfte und sprang, und der Windstoß und das kreischende Geräusch wurden mit jedem Augenblick stärker und schienen mich mit voller Absicht zu umschlingen, während sie voller Bosheit aus den Räumen hinter mir und vor mir hervorjagten.
    Obwohl ich den Wind im Rücken hatte, behinderte er merkwürdigerweise mein Vorankommen, anstatt es zu beschleunigen: als wäre er ein Fangseil, ein Lasso, das jemand um mich geworfen hatte. Ich achtete nicht mehr auf den Krach, den ich machte, kletterte über die große Hürde der Blöcke und befand mich wieder in dem Bauwerk, das hinaus an die Oberfläche führte.
    Ich weiß noch, dass ich den Torbogen sah, der sich in den Maschinenraum öffnete, und dass ich fast laut aufgeschrien hätte, als ich die Schrägebene erblickte, die zwei Stockwerke tief zu einer der blasphemischen offenen Falltüren

Weitere Kostenlose Bücher