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Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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einen Schutthaufen – der gleich darauf bei einem bösartigen Wirbelsturm ganz in sich zusammenbrach – schlängelte und mich dann im Lodern des sardonischen Mondlichts wiederfand. Es war das boshafte, gleichförmige Strahlen des irremachenden Mondes, das mir schließlich meine Rückkehr dorthin zu Bewusstsein brachte, was mir einstmals als die objektive, wache Welt bekannt gewesen war.
    Ich kroch auf allen vieren durch den Sand der australischen Wüste, und rings um mich her schrie ein solcher tumultartiger Wind, wie ich ihn noch nie zuvor auf dieser Erde erlebt hatte. Meine Kleider hingen in Fetzen an mir herunter und mein Körper war über und über mit Quetschungen und Schrammen bedeckt.
    Erst allmählich erlangte ich wieder mein volles Bewusstsein, und zu keinem Zeitpunkt konnte ich sagen, wo der fieberhafte Traum endete und die wirkliche Erinnerung einsetzte. Anscheinend hatte ich Folgendes erlebt: einen Haufen titanischer Steinblöcke, einen darunterliegenden Abgrund, eine ungeheuerliche Offenbarung aus der Vergangenheit und ein albtraumhaftes Grauen zum Schluss – doch wie viel davon war wirklich geschehen?
    Meine Taschenlampe war mir ebenso abhanden gekommen wie die Metallkassette, die ich vielleicht entdeckt hatte. Hatte es diese Kassette – oder diesen Abgrund, oder diesen Steinhaufen – denn wirklich gegeben? Ich hob den Kopf, sah zurück und erblickte nichts als die unfruchtbaren Sandwogen der Wüste.
    Der dämonische Wind erstarb und der aufgeblähte, pilzartige Mond versank rötlich im Westen. Ich kämpfte mich auf die Beine und taumelte langsam gen Südwesten, in Richtung des Lagers. Was war bloß in Wirklichkeit mit mir passiert? War ich lediglich in der Wüste zusammengebrochen und hatte einen von Träumen geplagten Leib über Kilometer voller Sand und begrabener Steinblöcke geschleppt? Und falls nicht, wie könnte ich dann noch weiterleben?
    Denn in diesem teuflischen neuen Zweifel löste sich mein Glaube an die mythengeborene Unwirklichkeit meiner Visionen erneut auf. Sollte dieser Abgrund tatsächlich existieren, dann war auch die Große Rasse Realität und ihre gotteslästerlichen Vorgriffe und Einschnitte im kosmischen Strudel der Zeit keine Mythen oder Albträume, sondern schreckliche, die Seele zerstörende Wirklichkeit.
    War ich in den dunklen, rätselhaften Tagen meines Gedächtnisverlustes wirklich und unabänderlich in die vormenschliche Welt von vor 150 Millionen Jahren zurückgeschleudert worden? War mein eigener Körper wirklich das Gefäß für ein fürchterliches außerirdisches Bewusstsein aus dem unermesslichen Zeitenschlund geworden?
    Hatte ich als gefangener Geist dieser watschelnden Schrecknisse tatsächlich die verfluchte Stadt aus Stein zu ihren längst vergangenen Glanzzeiten gekannt, hatte ich mich wirklich in der widerlichen Gestalt dessen, der mich gefangen genommen hatte, diese vertrauten Korridore entlanggewunden? Waren die quälenden Träume der letzten zwanzig Jahre tatsächlich die Frucht von grausigen, monströsen Erinnerungen?
    Hatte ich dereinst wirklich mit Geistern aus undenkbar fernen Winkeln von Raum und Zeit gesprochen, die vergangenen und zukünftigen Geheimnisse des Universums erfahren und die Annalen meiner eigenen Welt für die Metallkassetten jener titanischen Archive niedergeschrieben? Und handelte es sich bei jenen anderen, jenen schockierenden Älteren Wesen in den irren Winden und dämonischen Pfeiflauten in Wirklichkeit um eine noch vorhandene, lauernde Bedrohung, die in den schwarzen Abgründen nur allmählich schwächer wurde, während unterschiedliche Lebensformen ihre vieltausendjährigen Entwicklungsspannen auf der altersgegerbten Oberfläche der Erde verbrachten?
    Ich weiß es nicht. Falls dieser Abgrund und das, was sich darin befand, der Wirklichkeit entspricht, dann gibt es keine Hoffnung. Dann liegt über der Welt der Menschen wahrhaftig ein unglaublicher, ein höhnischer Schatten aus der Zeit. Es ist jedoch eine Gnade, dass es keinen Beweis gibt, dass diese Dinge mehr sind als eine neue Phase meiner mythengeborenen Träume. Ich hatte die Metallkassette, die einen Beweis dargestellt hätte, nicht mit zurückgebracht, und bislang wurden auch die unterirdischen Korridore nicht entdeckt.
    Falls das Universum von gütigen Gesetzen gelenkt wird, dann werden sie auch niemals entdeckt. Aber ich muss meinem Sohn berichten, was ich gesehen habe – oder was ich zu sehen glaubte; er soll dann seine Erfahrung als Psychologe dazu verwenden, den

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