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Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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Wirklichkeitsgehalt meiner Erlebnisse abzuwägen und zu entscheiden, ob er diesen Bericht anderen zugänglich macht.
    Ich habe gesagt, dass die fürchterliche Wahrheit hinter meinen Jahren der qualvollen Träume vollständig von der Wirklichkeit dessen abhängt, was ich in den zyklopischen versunkenen Ruinen zu sehen meinte. Es fällt mir äußerst schwer, diese wesentliche Offenbarung in Worte zu fassen, obgleich kaum einem Leser entgangen sein wird, worum es sich handelt. Natürlich hat diese Offenbarung mit dem Buch zu tun, das die Metallkassette enthielt – die Kassette, die ich ihrem Platz im Staube von Millionen Jahrhunderten entrissen hatte.
    Seit dem Erscheinen des Menschen auf diesem Planeten hatte kein Auge dieses Buch gesehen, keine Hand es berührt. Und doch – als ich in diesem entsetzlichen Abgrund meine Taschenlampe darauf richtete, sah ich, dass die eigentümlich pigmentierten Buchstaben auf den zerbrechlichen, seit Äonen vergilbten Zellstoffseiten gewiss keinen der namenlosen Schriftzeichen aus der Frühzeit der Erde entsprachen. Vielmehr handelte es sich um die Lettern des uns vertrauten Alphabets, und die englischen Worte waren in meiner eigenen Handschrift geschrieben.

Vorwort zu »Jäger der Finsternis« (The Haunter of the Dark)
    Wir begegnen nun Lovecrafts letzter unter eigenem Namen erschienenen Erzählung. Es war dies allerdings nicht der letzte literarische Text, an dem der Autor intensiv gearbeitet hat: Dieses Prädikat kommt Robert Barlows ›The Night Ocean‹ zu. Die Gedichtzeile, die der Erzählung voransteht, stammt aus Lovecrafts Gedicht ›Nemesis‹, das er (wie er in einem Brief schreibt) »in den sinistren Stunden nach Mitternacht Allerheiligen« 1917 geschrieben hatte und das zuerst in der Zeitschrift Vagrant (Juni 1918) erschienen war.
    ›The Haunter of the Dark‹ hat eine bemerkenswerte Vorgeschichte. Im September 1935 erschien in Weird Tales eine Erzählung des jungen Robert Bloch, ›The Shambler from the Stars‹, in der ein (namentlich nicht genannter) Protagonist, in dem jeder Leser H. P. Lovecraft wiedererkennen musste, ein grausiges Ende findet. Natürlich hatte der junge Autor den älteren Kollegen um seine Einwilligung für diese besondere Art eines literarischen Komplimentes gebeten – und Lovecraft hatte ihm diese bereitwillig in einem Brief vom 30. April 1935 erteilt – in einem vergnüglichen formalen Schreiben, welches neben Lovecraft als Zeugen auch Abdul Alhazred, Gaspard du Nord (eine Gestalt aus den Erzählungen von C. A. Smith), Friedrich von Junzt und der Tcho-Tcho Lama von Leng unterschrieben haben. In der folgenden Erzählung reagiert Lovecraft auf Blochs schmeichelhaften literarischen Mord: und lässt nun seinerseits Bloch (Robert Blake) durch das mythische Wesen Nyarlathothep zu Tode kommen.
    Interessanterweise hat Lovecraft niemals mit Bloch (1917–1994) förmlich zusammengearbeitet (obwohl das Bloch natürlich gerne gehabt hätte): Am ehesten kann man davon noch in Blochs ›Satan’s Servants‹ (Februar 1935) sprechen. Später wurde Bloch natürlich weltberühmt, nicht zuletzt durch seinen bemerkenswerten Roman Psycho (1959), den Alfred Hitchcock dann 1960 verfilmte. Bloch und Lovecraft standen seit April 1933 in regelmäßigem Briefverkehr, wobei Lovecraft dem angehenden Autor allerlei Ratschläge gab (vor allem den, seine historischen Recherchen sehr viel ernster zu nehmen). Das Manuskript von ›The Haunter of the Dark‹ ist meines Wissens nicht erhalten. Die Erzählung erschien zuerst in Weird Tales im Dezember 1936. Sie stellt Lovecrafts geistreiche und in manchem ironische Entgegnung auf ›The Shambler from the Stars‹ dar.
    Viele Leserinnen und Leser wundern sich vielleicht über die Intensität von Lovecrafts Briefkontakten (hier mit Robert Bloch), während ihm der persönliche Umgang nicht so wichtig war. »Heute habe ich natürlich nicht mehr so viele Gelegenheiten zum Gespräch über Literatur wie damals«, schreibt Lovecraft in einem Brief an Donald Wandrei vom 10. Februar 1927 im Rückblick auf seine New Yorker Zeit. »Aber das ist schließlich nur ein Teil des Lebens. Es ist wichtiger, selbst zu leben – zu träumen und zu schreiben – als Gespräche zu führen, und in New York konnte ich nicht leben«. Lovecraft spricht hier von der ästhetischen Notwendigkeit, in Providence zu wohnen, und beiläufig erfahren wir, was ihm das Wichtigste im Leben war: Schreiben und Träumen. Darin ähnelt er seinem Protagonisten Robert

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