Chronik einer Trennung (German Edition)
Christian P.
Heute wurde ich nach der 1. Stunde von Kevin im Flur angehalten. Er forderte mich wieder auf, die Freundschaft mit Andreas endgültig zu beenden und ihm eine reinzuhauen. Er meinte in einem ziemlich unfreundlichen Ton, so ein Mensch habe kein Recht zu leben. Bei diesen Worten wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Ich hatte Angst und meine Stimme zitterte. Ich erwiderte darauf, dass Andreas trotz allem mein Freund bleiben würde und dass ich ihm schon längst verziehen habe.
Kevin schubste mich daraufhin und entfernte sich mit schnel len Schritten. Ich hoffe er wird mich jetzt in Ruhe lassen!
War in der Mittagspause bei Sören zu hause und wir haben ein bisschen Musik gemacht, wie in guten alten Zeiten, als es nur uns zwei gab. Nur wollte Sören überhaupt nichts über meine Probleme hören. Ich glaube, dass er Maria immer noch mag, obwohl er mein Freund ist und sie nicht mehr mit mir zusammen ist!
Als wir wieder in der Schule waren, wartete Maria vor meinem Klassenraum auf mich. Sie hat es mir gesagt, Andreas habe ihr gesagt, sie solle mit mir reden und das obwohl ich das doch gar nicht mehr wollte, nicht mehr heute.
Sie kam einfach auf mich zu und sagte , sie sei jetzt mit Andreas zusammen - sie sind schon zusammen! - , sie habe sich in ihn verliebt.
In ihn ist sie v erliebt, in mich war sie es nie! Ich wollte doch immer nur geliebt werden.
Gott, sage mir, was habe ich nur falsch gemacht?
* * *
Christian war sichtlich nervös, als er an diesem Dienstag die Praxis von Dr. Markus Mixa betrat. Es war sein erster Termin bei seinem Therapeuten, nach sieben Jahren.
Damals wollten seine Eltern, dass er nicht mehr dort hinging. Sie dachten, er sei wieder psychisch gesund. Alle dachten, er sei psychisch wieder gesund, nur weil er wieder angefangen hatte zu sprechen. Dass er wieder sprach, hieß jedoch noch lange nicht, er habe seine schrecklichen Erlebnisse, die `Dämonen seiner Kindheit`, verarbeitet, die ihn immer noch in seinen Träumen begleiteten.
Er war überhaupt nicht gesund, da s hatten nur wenige verstanden. Maria und Andreas hatte er im letzten Jahr offenbart wie er sich fühlte, allen anderen nicht. Er wurde einfach wieder als normal behandelt, als sei nie etwas gewesen: keine Demütigung von der Kindergärtnerin im Kindergarten, keine schreckliche Grundschullehrerin, keine lieblose Kindheit, in der seine Eltern, vor allem sein Vater, seine Probleme nicht sehen wollten.
Doch jetzt fühlte er sich noch schlechter als jemals zuvor.
Erst wollte er heimlich zum Arzt gehen, aber jetzt gab ihm sogar sein Vater die Erlaubnis, weil selbst er bemerkt hatte, dass Christian sich zu hause noch merkwürdiger als sonst verhielt.
Er betrat das Behandlungszimmer. Dr. Mixa sah ihn streng über den oberen Rand seiner Brillengläser an.
„Bitte, setz dich, Christian.“
Christian setzte sich auf die andere Seite des Schreibtisches.
„Du hast um einen dringenden Termin gebeten, was kann ich für dich tun?“
Immer noch blickte ihn Dr. Mixa über seine Brillengläser hinweg scharf an.
Es dauerte eine Minuten, dann begann Christian zu erzählen: Er litt an Depression, fühlte sich kraftlos und müde. Er konnte nachts, wegen schlimmen Albträumen, nur bis zu vier Stunden schlafen.
E r begann über Maria zu erzählen: dass er mit ihr eine vierzehnmonatige Beziehung geführt hatte und dass sie ihn vor acht Tagen verlassen hatte. Dass er, seit sie ihn verlassen hatte, nicht mehr klar denken konnte und all die Depressionen noch schlimmer wurden. Dass er es nicht aushielt sie nicht mehr bei sich zu haben. Dass er darunter litt, nicht geliebt zu werden, weder von Maria noch von seinen Eltern. Dass er sich einfach nur wünschte geliebt zu werden. Dass Maria offensichtlich nur eine Beziehung aus Mitleid mit ihm geführt hatte und nicht weil sie auch nur ein wenig in ihn verliebt war.
Er redete über Sören, seine m besten Freund, auf den er so oft eifersüchtig war, und der auch nie verstanden hatte, dass Christian nicht gesund war, der jetzt aber als einziger von seinen Freunden noch zu ihm hielt und ihn am vergangenen Wochenende zum ersten Mal auf eine `Sauftour` mitgenommen hatte.
Und er erzählte, dass er sich für zwei Tage in ein Mädchen verliebt hatte, diese Gefühle aber schnell vorbei waren, nachdem sie seine E-Mail nicht beantwortet hatte.
Auch redete er über Andre as und auch über seine Mitschüler, die ihn in dieser schwierigen Situation helfen wollten, aber vor allem redete er
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