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Chroniken der Dunkelheit - 02 - Kristallschwert

Chroniken der Dunkelheit - 02 - Kristallschwert

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 02 - Kristallschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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Geschöpfen sprechen!«
    »Doch, wenn sie mir weiterhelfen können.«
    »Aber das sind Ungeheuer – sie fressen sich gegenseitig auf!« Ari zog eine Grimasse.
    »Ihr meint, sie waren einst Bewohner des Eises wie Ihr – bevor der Gefesselte sie ergriff?« Cluaran sprach freundlich, doch Ari wandte sich ab und kehrte zu den Pferden zurück. Cluaran seufzte und zog das Messer aus seinem Gürtel. Er schnitt sich in den Arm, ließ drei Blutstropfen durch das gezackte Loch ins Wasser fallen und trat rasch zurück.
    Das Wasser schäumte auf und dunstige Schemen krümmten und wanden sich an seiner Oberfläche. Cluaran beugte sich vor, streckte den Arm mit dem Schnitt über das Loch und wartete. Ein dünner grünlicher Arm kroch aus dem Loch und tastete nach seinen Füßen, gefolgt von einem zweiten Arm. Cluaran trat einen Schritt zurück und nach einer Weile verschwanden die Arme wieder in dem Loch.
    »Kommt schon!«, brummte Cluaran. Er schüttelte seinen Arm und ein weiterer Blutstropfen fiel ins Wasser – und noch bevor der Tropfen auf dem Wasser auftraf, schnellte eine magere Gestalt aus dem Loch und wollte sich auf Cluaran stürzen.
    Doch der war darauf vorbereitet. Er packte das verzweifelt zappelnde Geschöpf mit seiner freien Hand, zog es aus dem Wasser und drückte es aufs Eis. Das Geschöpf war glitschig und nahezu körperlos und rutschte ihm durch die Finger wie die Stängel der Wasserpest, doch Cluaran hielt es unerbittlich an Hals und Hüfte fest und nach einer Weile gab es keuchend auf.
    »Was willst du?«, fragte es mürrisch mit einer gurgelnden Stimme. »Ich sterbe, wenn ich noch länger draußen bleibe – lass mich zurück!«
    »Gewiss«, versicherte Cluaran, »sobald du meine Fragen beantwortet hast. Und Antworten, die der Wahrheit entsprechen, belohne ich mit Blut.«
    Der Wassergeist öffnete seine großen grünen Augen. »Was für Fragen?«
     
    Es dauerte lange, bis Cluaran alle Antworten hatte, die er brauchte, und am Ende war das Geschöpf trotz eines Dutzends Blutstropfen geschwächt und fast ausgetrocknet. Als er es endlich losließ, verabschiedete es sich mit einem bösen Blick und verschwand mit einem lauten Plumps, der Cluaran verriet, wie viel Körpergewicht es durch sein Blut gewonnen hatte. Bevor er zu den Pferden zurückkehrte, verband er sich den Arm und zog den Mantel darüber. Ari würde nicht wissen wollen, was er im Einzelnen gemacht hatte. Der bleiche Mann blickte ihm mit missbilligend zusammengepressten Lippen entgegen, hörte aber zu, was der Sänger zu sagen hatte.
    »Ein Mann und ein Menschenmädchen fielen gestern kurz vor Sonnenuntergang ins Wasser«, berichtete Cluaran. »Beide sind wunderbarerweise nicht ertrunken. Und das Mädchen befand sich laut den Geistern in Begleitung von Ioneth.«
    Aris Augen funkelten und die beiden Männer sahen einander einen Moment lang schweigend an.
    »Das Mädchen und seine Gefährten wurden von den Fischern bedroht und flohen über das Eis«, fuhr Cluaran fort. »Sie gingen in Richtung des Eigg Loki und stiegen den Berg hinauf. Wegelagerer, die sich dort herumtrieben, folgten ihnen. Später am Abend wurde der Berg von einem blauen Drachen angegriffen.«
    »Kvöl-dreki« ,murmelte Ari.
    Cluaran nickte. »So sieht es aus. Sie scheinen also, durch schlechten Rat oder unglücklichen Zufall geleitet, am Berg angelangt zu sein – und der Gebieter des Drachen weiß es.«
    »Wir müssen sofort aufbrechen!«, rief Ari. »Sie haben fast einen Tag Vorsprung – vielleicht hat er sie schon gefangen.«
    Cluaran lächelte schmallippig. »Genau das habe ich soeben auch gedacht«, sagte er. »Doch kann er das Schwert noch nicht haben.«
    »Woher wollt Ihr das wissen?«, fragte Ari. Sie stiegen auf ihre Pferde und galoppierten am Ufer entlang um den See.
    »Der Berg brennt noch nicht!«, rief Cluaran über die Schulter zurück.
     
    Die Sonne stand noch hoch am Himmel, als sie an dem Sims anlangten, der in den Berg hineinführte. Ihre Pferde waren am Fuß des Berges einfach stehen geblieben und sie hatten sie zurücklassen müssen, doch waren sie den Weg beide schon früher gegangen. Sie waren rasch hinaufgeklettert. Kopfschüttelnd betrachtete Ari die Spuren des Drachenangriffs: ein Messer, das jemand hatte fallen lassen, einige an den Felsen hängen gebliebene Stofffetzen und weiter oben eine getrocknete Blutlache. Der Sims selbst wurde, wie sie beim Näherkommen entdeckten, durch einen gewaltigen Eisklotz blockiert, der von dem Gletscher darüber

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