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Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis

Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Lake
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gekümmert.«
    »Aber waren das nicht seine Eltern?«
    »Vielleicht nicht.« Adrian machte ein nachdenkliches Gesicht. »Er sagte doch, sie seien Händler. Wir wissen, dass sie einen Karren hatten und Waren zum Verkaufen. Hätten sie ihm nicht wenigstens richtige Schuhe besorgt, wenn er ihr Sohn gewesen wäre? Schließlich war es kalt und sie lebten auf der Straße.«
    Elsa dachte an Wulf – an sein boshaftes Lächeln und seine unerschöpfliche Energie. Aber Adrian hatte Recht: Bei ihrer ersten Begegnung war er ein mageres, verwahrlostes Kind mit mitleiderregend dünnen Kleidern und Lumpen an den Füßen gewesen. »Glaubst du, er war ein Sklave?«, fragte sie.
    Adrian nickte. »Einige Händler halten welche. Das würde erklären, warum Wulf nie von seinen Eltern spricht.«
    »Vielleicht hast du Recht.« Vielleicht kannte er seine Eltern gar nicht! ,dachte Elsa. Mitleid mit dem verstoßenen Kind stieg in ihr auf.
    »Ich glaube, wir haben ihn gefunden«, sagte Adrian. In dem weichen Boden am Ufer des Baches war der Abdruck eines kleinen Fußes zu sehen. Im nächsten Augenblick hörte Elsa ein Rascheln in den Büschen und aus dem Laub lugte das Gesicht des Jungen hervor.
    »Wulf!«, rief sie. »Warum läufst du immer weg?«
    »Ich habe Beeren gefunden, Elsa! Komm und sieh sie dir an!«
    »Die kann man bestimmt nicht essen, Wulf«, sagte Adrian. »Es ist erst Frühjahr.«
    »Komm und sieh sie dir an!«, beharrte der Junge. Elsa und Adrian wechselten einen Blick und folgten ihm.
    Wulf führte sie vom Bach weg. »Aber wir dürfen nicht weit gehen«, sagte Elsa warnend.
    Wulf nickte. Er bewegte seinen Kopf, als ob er einen steifen Hals hätte, dachte Elsa, und als er sich wieder nach vorn umdrehte, meinte sie zu sehen, dass er zusammenzuckte. »Tut dir was weh, Wulf?«, fragte sie. Der Junge antwortete nicht, hob aber die Hand zum Hals.
    Elsa blieb stehen. »Lass mich sehen«, befahl sie.
    Wulfs Hals war an beiden Seiten aufgeschürft. Das dünne Kettchen, das er trug, hatte sich verknotet und schnitt in die Haut ein.
    »Tut mir leid, Wulf«, sagte Elsa. »Ich weiß, wie sehr du an dieser Kette hängst …«
    »Nein«, erwiderte der Junge. »Ich hasse sie.«
    »Aber ist sie nicht ein Geschenk deines Vaters?«
    »Ich habe sie von dem Vater, stimmt«, sagte Wulf. Seine Miene verdüsterte sich. »Er hat mich schlecht behandelt, genauso wie auch sein Sohn. Sein wirklicher Sohn.«
    Elsa hatte die Luft angehalten und atmete tief aus. Also hatte Adrian doch Recht gehabt. Wulf war ein Sklave und er war misshandelt worden.
    »Man hat ihn gefesselt!«, rief Adrian hinter ihr.
    »Dann machen wir die Kette jetzt ab!«, rief Elsa entschlossen. Die Kette sah nicht besonders stabil aus. Mit einem Messer konnten sie bestimmt eines der Glieder zertrennen.
    »Hier.« Adrian stand bereits neben Wulf und hatte sein Messer gezogen. »Nicht bewegen, Wulf.«
    Doch Wulf duckte sich weg und jammerte laut: »Nein! Elsa soll das machen!«
    Adrian zuckte die Schultern und gab Elsa das Messer. Sie nahm es und spürte auf einmal wie damals, als Cathbar ihr das Schwert gegeben hatte, dass etwas nicht stimmte. Obwohl es doch diesmal kein Schwert ist, dachte sie – da fuhr ihr ein heftiger Stoß von der Schulter durch den Arm bis in die Fingerspitzen. Sie hatte das Gefühl schon fast vergessen.
    Ioneth?
    Regte sich da eine Antwort? Wenn nun Ioneth zu ihr zurückkehrte, dachte sie aufgeregt … Aber zuerst musste sie die Kette durchschneiden. Hilf mir, wenn du da bist!
    Sie setzte die Spitze des Messers an ein Kettenglied, bemüht, die aufgeschürfte Haut nicht zu berühren. Wulf bog den Kopf zur Seite und kniff die Augen zusammen. Wieder fuhr ihr ein Stoß durch den Arm. Diesmal tat er weh, aber sie achtete nicht darauf.
    »Sei tapfer, Wulf!«, sagte sie. »Gleich bist du frei.«
    »Ja«, flüsterte der Junge.
    Sein Hemd war ihr im Weg, also wartete sie, während Adrian das Hemd öffnete und zur Seite schob.
    »Ob seine Besitzer daran auch schuld sind?«, murmelte Adrian.
    Elsa sah auf die Brust des Jungen hinunter. Eine Narbe verlief von der Schulter bis zum Bauchnabel. Sie hob sich tiefrot von der weißen Haut ab und kam ihr irgendwie bekannt vor … Dann fuhren ihr wieder die Schmerzen durch den Arm, diesmal so heftig, dass sie fast das Messer hätte fallen lassen. Plötzlich stand ihr ein Bild vor Augen: Sie sah Feuer und Stein, eine gefesselte Gestalt und das grelle Aufblitzen des Kristallschwerts, mit dem sie zuschlug. Und dann sah sie Loki. Die

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