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Chroniken der Jägerin 3

Chroniken der Jägerin 3

Titel: Chroniken der Jägerin 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Liu
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Antwort.
    Ich nahm das Schulterhalfter und schnallte es mir um. Die Messer in ihren Scheiden schmiegten sich behaglich an meine Rippen. Ich zog die Lederjacke meiner Mutter an. Sie gab mir das Gefühl, eine zusätzliche Rüstung zu tragen.
    Aus dem Treppenhaus vor der Wohnung hörte ich Schritte und ein Summen. Mary. Es schien mir sinnvoll, dass die anderen sie nicht mitgenommen hatten, vor allem, weil die Botin dabei war. Feuer und Öl. Sehr explosiv.
    Der Türgriff bewegte sich.
    Ich hatte darüber nachgedacht, ob ich zu Jacks Wohnung fahren sollte, um dort nach dem Rechten zu sehen. Nach zwei Sekunden hatte ich mich entschieden.

    Fünf Sekunden später stand ich in einer dunklen Allee.
    Zuerst war ich noch etwas desorientiert, aber dann begriff ich, dass ich mich auf der Rückseite von Jacks Wohnhaus befand. Es nieselte, und mein Kopf kühlte in der kalten Luft aus. Dek umarmte meinen Schädel. Rote Augen funkelten in den Schatten.
    Eine tiefe Stimme sagte: »Liebes.«
    Ich drehte mich um und sah eine schlanke Gestalt, die an der Wand neben einer offen stehenden Tür lehnte. Dunkle Haare, blasse Haut, diese vertrauten Augen, die viel zu alt wirkten. Eigentlich fehlte nur noch, dass er eine Zigarette rauchte.
    »Alter Wolf«, sagte ich. »Ich hab mir schon Sorgen gemacht, als ich zur Wohnung zurückgekommen bin.«
    »Dort konnte ich mich nicht konzentrieren. Ich kann es noch immer nicht. Ich brauchte etwas Luft.« Er drückte sich von der Wand ab und sah mich prüfend an. »Was ist mit den Mahati passiert?«
    »Ich habe sie … ziemlich hart rangenommen.« Ich ignorierte den Regen, während ich dastand und meinen Großvater genauso aufmerksam beobachtete wie er mich. Ich sog ihn geradezu in mich ein. »Es ist ein Haufen Waschlappen, wenn du mich fragst.«
    »Tatsächlich?« Jack zog seine Augenbrauen hoch. »Mir fallen noch ein paar andere Wörter für sie ein.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Also keine Fortschritte bei deiner Planung?«
    Er lächelte mich müde an. »Meine Spezies ist aus unendlich komplexen Energiefäden geknüpft. Gehirne ohne Fleisch, könnte man sagen. Das ist auch der Grund dafür, dass wir in der Lage sind, bestimmte, sehr schwer fassbare Konzepte zu begreifen und in die Tat umzusetzen.«

    Ich lächelte zurück. »Wie zum Beispiel ein interdimensionales Gefängnis aus einem Riss in der Raumzeit zu bauen, das groß genug ist, um eine ganze Dämonenarmee aufzunehmen.«
    Mein Großvater legte den Kopf auf die Seite. »Ja, so in etwa.«
    »Wir sind also nicht schlau genug, um den Schleier zu schließen? Ist es das, was du damit sagen willst?«
    »Ich will damit sagen, dass niemand die Fähigkeit besitzt zu verstehen, was wir gebaut haben. Selbst ich habe Schwierigkeiten, es zu begreifen. Dabei war ich einer der Baumeister.«
    »Richtig«, sagte ich langsam. Hunderte von anderen Dingen, die ich sagen oder fragen wollte, drängten sich schon in mir, aber es gab nichts darunter, das nicht noch einen Augenblick hätte warten können. »Wie bringst du es ihnen bei?«
    Jack tippte sich an den Kopf. »Wir befanden uns an der Oberfläche unserer jeweiligen Gedanken. Wäre ich auch nur eine Spur neugierig, ich hätte zweifellos einen wundervollen Tag erleben können.«
    »Na, das sind ja großartige Neuigkeiten.« Ich lehnte an der Wand und hielt mein Gesicht in den Regen. »Dann sollte ich wohl besser weiter versuchen, die Mahati einzuschüchtern.«
    Er seufzte. Ich wusste nicht, ob vor Lachen oder weil er traurig war. »Maxine …«
    »Sie hat ihre eigene Mutter umgebracht«, sagte ich. »Meine Ahnfrau.«
    Ich hatte nicht gewusst, dass ich das sagen würde, bis der Satz vollständig ausgesprochen war. Es fühlte sich allerdings falsch an … nicht das Sprechen an sich, aber die Wörter und ihre Bedeutung, die Wahrheit. Ich fühlte mich grässlich, weil ich sie herausgelassen hatte.
    Jack schloss hörbar den Mund.

    »Du sagtest, dass du diesmal alles anders machen wolltest. Du hast die Finsternis vorher nur ignoriert, ist es das? Hast sie frei herumlaufen lassen, bis es zu spät war?« Ich erwiderte seinen Blick und musste trotzdem weiterreden. »Hast du gewusst, dass einige der Wächter sie in die Ödnis geworfen haben?«
    Zee hatte gesagt, dass Jack nichts davon wusste, aber ich musste es von ihm selbst hören. Ich wurde auch nicht enttäuscht. Die Miene meines Großvaters verriet aufrichtigen Schreck. Zitternd und ungläubig schüttelte er den Kopf und trat einen Schritt

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