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Chroniken der Jägerin 3

Chroniken der Jägerin 3

Titel: Chroniken der Jägerin 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Liu
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räusperte sich. »Ich habe ihm erzählt … was passiert ist.«
    Ich sah die Kerzen an, dachte an Jack und fühlte mich klein und kalt. »Und?«
    »Ich würde gerne mit dir reden«, sagte Vater Lawrence mit einer rauen Stimme, die sich fast in ein Knurren verwandelte. »Allein.«
    Nachdenklich, aber nicht überrascht, sah Grant in eine andere Richtung. »Frank.«
    »Geh raus«, gab er zurück, ohne dabei wirklich unfreundlich zu sein. »Bitte Killy, für dich an der Tür zu lauschen.«
    Killy atmete hörbar aus, blickte zu Boden und scharrte mit einem ihrer Stiefel über das zerkratzte Parkett. Grant rammte seinen Stock in den Boden und hievte sich auf seine Füße. Sein Mund verzog sich vor Schmerzen, als er sein Bein durchstreckte.
Mein erster Impuls war, ihm zu helfen, aber dann blieb ich, wo ich war, und ignorierte es, dass sich mein Herz zusammenzog. Und ich ignorierte auch dieses nagende Gefühl, dass ich tatsächlich kalt und klein war – allerdings auf eine ganz andere Art, als ich es vorhin gespürt hatte. Ich sah Frank an und stellte fest, dass er mich missbilligend musterte. So kam es mir jedenfalls vor, denn es war schwer zu sagen… unter all dem Fell.
    Ich betrachtete Grant nicht, als er an mir vorbeihumpelte, und er mich auch nicht. Aber meine behandschuhte Hand hing an meiner Seite, und da ich in dem schmalen Türrahmen stand, spürte ich, wie der kleine Finger seiner Hand sie berührte. Es war eigentlich keine richtige Berührung – mit dem Leder und den Dämonen zwischen uns –, aber Dek rührte sich in meiner Hand, und ich empfand Wärme. Ich empfand Wärme.
    Grant drehte seinen Kopf ein klein wenig zu mir. Das Einzige, was ich sehen konnte, war sein Mundwinkel, aber selbst der drückte die Intensität aus, die ich allmählich mit ihm in Verbindung brachte, so als wäre alles, was er tat, energiegeladen.
    Vielleicht geht es aber auch nur dir so, und das, was du siehst, ist das, was du fühlst.
    Als ich die Tür hinter ihm schließen wollte, fiel mein Blick auf Killy, die mich vom Flur aus beobachtete. Außer Sorge war in ihren Augen nichts zu erkennen. Die Sorge galt allerdings nicht mir.
    Ich schloss die Tür, ließ aber die Klinke nicht los. »Und?«
    »Setz dich«, sagte er leise.
    Fast hätte ich mich, wenn auch freundlich, geweigert, aber Vater Lawrence war selbst mit Fell und in Ketten noch zu ehrwürdig und ernst – und ich hatte nichts zu verlieren.

    Ich zog meine Cowboystiefel aus, ehe ich auf den Quilt trat, und glitt dann vorsichtig an der Wand neben ihm hinunter. Unsere Ellbogen berührten sich, und sein Fell schürfte über meinen Hemdsärmel. Das Einzige, was ich riechen konnte, war der Duft von Vanille und dann noch etwas, das an einen nassen Hund erinnerte.
    »Erzähl mir, was geschehen ist«, sagte er.
    »Ich mag aber nicht«, platzte es aus mir heraus, »deshalb bin ich nicht hier.«
    Vater Lawrence hielt seine haarigen Hände hoch, so dass die Ketten rasselten. »Dein Pech. Niemand von uns bekommt das, was er will.«
    Ich zog meine Handschuhe aus und rieb mir die Augen, die sich von den Tränen, die ich vorhin geweint hatte, noch immer feucht anfühlten. Es waren mehr Tränen, als ich in all den letzten Jahren geweint hatte. »Du brauchst doch die Dinger eigentlich gar nicht, oder?«
    »Nicht immer«, gab er zu. »Nicht, wenn ich in meinem menschlichen Körper stecke. Aber wenn ich schwanke … wenn ich schwanke, dann reicht ein einziger gefährlicher Moment aus. Ein Moment, um jemanden zu töten oder ein Leben zu ruinieren.
    Diese Vorsichtsmaßnahmen … sind schon gewisse Unannehmlichkeiten wert. Davon mal abgesehen«, fügte er höhnisch hinzu, »ich glaube, ich habe letzte Nacht eine Katze gefressen.«
    Ich tätschelte seinen Arm. »Die Jungs haben mal einen Grizzlybär gefressen. Bring das erst mal fertig, dann reden wir weiter.«
    Vater Lawrence grunzte. »Das mit Jack tut mir leid.«
    »Er ist ja nicht tot.«

    »Ein Teil von ihm schon. Nämlich genau der körperliche Teil, den ihr kanntet, deine Großmutter, deine Mutter und du. Du kanntest ihn nur als Jack Meddle, den alten Mann mit dem verrückten weißen Haar und den Falten. Dieser Körper war kostbar. Das kannst du ruhig zugeben, Maxine.«
    Ich starrte auf meine tätowierten Hände, auf denen rote Augen glänzten. Die Rüstung schimmerte im Kerzenlicht und hielt es fest, denn als ich meine rechte Hand drehte, gab es eine Verzögerung der Reflexion, als wenn ein Teil des Lichts in der Waffe gefangen oder

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