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Chroniken der Jägerin 3

Chroniken der Jägerin 3

Titel: Chroniken der Jägerin 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Liu
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die Wollknäuel fielen auf den Boden zu meinen Füßen. Der Junge rührte sich nicht ein bisschen. Er atmete, schlief ganz tief. Ich nahm sein Handgelenk und fühlte den Puls. Stark und gleichmäßig.
    »Ich erinnere mich«, sagte ich. »Ich erinnere mich daran, wie Jack einmal davon erzählte, aber die Details sind so undeutlich.«
    »Wahrscheinlich, weil es mit mir zu tun hat«, seufzte Grant und strich sich über das Gesicht. »Ich bin nicht von dieser Welt, Maxine. Meine Mutter brachte mich her, als ich noch ein Baby war. Wir sind durch das Labyrinth gekommen.«

    »Ihr seid den Avataren entkommen?«
    »Ja.« Er sah mich aufmerksam an. »An was erinnerst du dich noch?«
    Ich wusste nur das, was Jack mir erzählt hatte, aber das reichte mir auch. Ich hatte seine unbarmherzige Stimme immer noch im Ohr.
    Die Lichtbringer und die Wesen, über die sie wachten, waren die ersten Menschen. Sie wurden auf einer Welt gefunden. Auf einer fernen, längst untergegangenen Welt. Alle Menschen, Liebes, jeder einzelne Mensch stammt von ihnen ab.
    Wir haben ihre Körper gestohlen. Wir haben sie gezüchtet, ihre Körper geformt. Und als schließlich eine besondere Rasse von Menschen herangebildet worden war, suchten wir mit Hilfe des Labyrinths eine Welt und siedelten diesen Stamm von Lebewesen dort an. Wir erlaubten ihnen, sich zu entwickeln und zu entfalten. Im Labyrinth verläuft die Zeit anders. Was Millionen und Milliarden von Jahren dauert, konnten wir sofort haben, indem wir einfach nur im Labyrinth eine Tür öffneten und wieder schlossen.
    Welten, deren Leben von Avataren ausgesät wurden. Welten, die wie Spielplätze und Luftschlösser benutzt wurden. Welten, phantastische Welten, verbunden durch das Labyrinth, dem Irrgarten der Unendlichen Möglichkeiten.
    Menschen wurden als Proteine und Moleküle auf diesen Planeten gebracht. Produkt der Laborforschung, der Farm, wie mein Großvater es genannt hatte. Das große Experiment. Ein Reservoir für Körper.
    Körper, die von den Lichtbringern abstammten. Den ersten Menschen.
    Endlich erinnerte ich mich an diesen Namen und was er in seinem vollen Ausmaß bedeutete. Jack sprach von den Lichtbringern in verzweifeltem Ton, bezeichnete sie als Hüter, Richter,
Wahrheits-Sager und Krieger, die gejagt und ermordet wurden, weil sie in der Lage waren, Energie zu lenken. Und damit – auf lange Sicht – also auch die Avatare.
    Mama-Blut hatte recht. Ich wusste nicht, ob die Dämonen schlimmer sein konnten.
    Und wenn Grant ein Lichtbringer war, dann würde das ja bedeuten … es würde heißen …
    Ich schloss die Augen und versuchte mich zu konzentrieren. »Das einzig Wichtige im Moment ist, dass diese Frau dich … gesehen hat. Sie hat erkannt, was du bist. Wir können doch nicht zulassen, dass sie losgeht und herumerzählt, dass sie hier einen Lichtbringer angetroffen hat.«
    »Gut möglich, dass sie diese Welt bereits verlassen hat«, sagte Grant.
    Mary zupfte an dem Garn und schüttelte den Kopf. »Nicht ohne den Wolf. Sklaven gehorchen.«
    »Sie sucht Jack, was bedeutet, dass wir zuerst einmal ihn finden müssen. Wir müssen ihn beschützen und sie aufhalten.«
    Grant gab einen frustrierten Ton von sich. »Ich hasse das alles.«
    Ich stand auf. »Was können wir tun, damit dem Jungen nichts passiert? Er hat sie doch schon einmal angezogen. Wahrscheinlich aufgrund seiner Verbindung zu Jack.«
    Mary schob die Decke zur Seite. Ein goldenes Amulett lag schwer auf Byrons Brust. Eine massive Scheibe, eigentlich nichts weiter als eine zusammengeknäulte Spule ohne Anfang und Ende. Es waren einfach nur verschiedene Lagen aus verknotetem Draht, der in einem bestimmten Muster zusammengefügt war, was eine perfekte Täuschung ergab. Als ich das Amulett betrachtete, schien es mir, als ob seine Mitte unerreichbar tief und weit entfernt war, und dass es meine Hand
verschlucken würde, sobald ich es berührte. Mir wurde schwindelig bei dem Anblick.
    Aber das Muster kam mir irgendwie bekannt vor. Gerade hatte ich etwas Ähnliches an Marys Brust gesehen.
    »Das gehörte meiner Mutter«, sagte Grant.
    »Es verdeckt sein eigenes Zeichen«, antwortete Mary mit einem verschmitzten Lächeln. Mehr sagte sie nicht. Ich hörte ein Scheppern vor der Tür und dann das Geräusch von Stimmen.
    »Polizei«, murmelte Rex. »Mist.«
    Grant verstärkte den Griff um seinen Gehstock. »Ich werde mich darum kümmern. Passt auf den Jungen auf.«
    Er humpelte aus Marys Zimmer. Ich folgte ihm einen Augenblick

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