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Chroniken der Jägerin 3

Chroniken der Jägerin 3

Titel: Chroniken der Jägerin 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Liu
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mir dann die Hand vor den Mund pressen, um mich nicht zu übergeben. »Du verstehst nicht. Man sagt, die Schlächterkönige würden – einmal losgelassen – alles vernichten. Du hast den Dämon gehört. Er wollte, dass ich sein Volk anführe, um Menschen zu jagen. Als Nahrung.«
    »Ich habe ihn gehört, ja. Aber ich habe auch gehört, wie du nein gesagt hast. Und zwar ziemlich leidenschaftlich.« Grant nahm meine Hand. »Manche nennen mich einen Lichtbringer. Für andere bin ich ein Gräuel. Aber ich selbst spüre nichts von diesen Dingen. Ich weiß, wer ich bin. Und ich kenne meine Bestimmung. Genau wie du, Maxine.«

    Ich entzog ihm meine Hand. »Willst du mir etwa sagen, du hättest keine Angst gehabt?«
    »Ich hatte schon Angst. Und wäre ich ein schwächerer Mann, dann müsste ich jetzt die Hosen wechseln.«
    »Das ist nicht lustig. Dies Ding in mir …«
    »Hat uns gerettet.« Er rieb sich die Brust. »Ich glaube … es hat mich berührt.«
    Ich spürte wieder die Übelkeit in mir aufsteigen. Dann senkte ich den Kopf, schloss die Augen und konzentrierte mich auf den Dämon, der so eng zusammengerollt in den Winkeln meiner Seele nistete. Ich konnte ihn wie einen Fremdkörper spüren, wie einen Krebs aus Eisen, schwer und stumpf, mit einem metallischen Blutgeschmack.
    Vielleicht war es aber auch meine zerbissene Zunge, die so schmeckte. Sie tat weh. Ich biss noch einmal zu.
    Lass ihn in Ruhe , befahl ich der Finsternis in mir. Halt dich verdammt noch mal fern von ihm!
    Ich spürte, wie das Wesen in mir lächelte, und drehte meinen Kopf von Grant weg, weil ich fürchtete, auf meinen Lippen könnte sich das Wohlgefallen dieser Kreatur widerspiegeln.
    Wir sind du, du bist er, und er ist du. Wir alle sind eins, zusammen , flüsterte jene seidenweiche Stimme. Du kannst diesen Bund nicht mehr brechen, nun, da du von ihm gekostet hast.
    Ich werde nicht zulassen, dass du ihn verletzt.
    Wir würden uns nicht selbst verletzen.
    Davon war ich überzeugt. Aber es gibt viele Arten, jemanden zu verletzen, und das Ding in mir hatte vollkommen andere Vorstellungen davon, was richtig und was falsch war. Noch immer schmeckte ich die Asche in meinem Mund und das Zehren eines namenlosen Hungers, den ich niemals stillen zu können glaubte.

    Jage, um dich zu sättigen , sagte die Stimme. Schlürfe den Tod, und dein Durst wird gestillt .
    Leck mich , dachte ich, öffnete die Augen und starrte direkt auf den alten Blutfleck vor mir. Ich betrachtete ihn, dann streckte ich den Arm aus und drückte meine Hand auf die stumpfe Stelle im Linoleum. Ich spürte gar nichts, aber Dek zog an meiner Haut, und Zee wand sich im Schlaf. Die Jungs waren unruhig.
    »Es hat unsere Verbindung benutzt, um dich zu berühren«, sagte ich. »Wenn es das noch mal macht…«
    Ich konnte meinen Satz nicht vollenden. Grant warf mir einen scharfen Blick zu. »Woher weißt du von der Verbindung?«
    Ich hob die Schultern zu einem müden Achselzucken. »Vielleicht sind da doch noch andere Dinge, an die ich mich erinnern kann.«
    Liebe, Freundschaft, Verständnis. Alles, was ich um keinen Preis verlieren wollte. All die Gründe, warum ich ihn vor mir selbst beschützen musste.
    Im Nebenraum knackte ein Dielenbrett. Wir erstarrten und blickten zur Tür. Dann hörte ich es wieder.
    Es war ein altes Bauernhaus. Fast jedes Scharnier, jede Treppenstufe und jedes Regalbrett hatte seinen eigenen Klang, der mir vertraut war, auch noch nach sieben Jahren. Immer noch hörte ich meine Mutter auf diesen Dielen oder mich oder die Jungs, so dass ich mich kaum bewegen mochte.
    Ich stand auf und bedeutete Grant, er solle unten bleiben. Ich hüpfte über die knarrenden Stellen im Küchenboden und warf einen Blick ins Wohnzimmer.
    Im Schatten stand die Botin.
    Sie war allein und schaute zur Küche hinüber. Sie gehörte
einfach nicht in das Zuhause meiner Mutter. Niemand gehörte hierher. Nicht mal ich.
    Dann gab ich meine Deckung auf. Die Botin rührte sich nicht und schien mich auch nicht zur Kenntnis zu nehmen. Sie starrte nur geradeaus, so als sei ihr Geist weit, weit fort.
    Grants Gehstock klackte über den Boden. Aber erst, als er in ihr Blickfeld kam, bewegte sie sich. Auch nur ein wenig. Sie blinzelte, ihr Mund zuckte, sie zitterte.
    »Du hast überlebt«, flüsterte sie.
    »Hast du geglaubt, wir würden nicht durchkommen?«, fragte ich barsch. Grant berührte mich warnend an der Seite. Seine Berührung löste ein Déjà-vu aus, eine ganze Flut von Erinnerungen, die ich

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