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Chroniken der Jägerin 3

Chroniken der Jägerin 3

Titel: Chroniken der Jägerin 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Liu
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den Blättern schwebten. »Wir werden es dir zeigen, Jägerin. Sie hätte gewollt, dass du es siehst.«
    Ich hatte die Warnung vernommen, ich hatte es gespürt, aber ich war zu langsam.
    Eine verknotete Faust aus Haaren schoss hervor, so schnell wie ein Peitschenschlag, und traf die Narbe unter meinem Ohr. Blitzartig durchfuhr mich ein Schmerz. Dann weißes Licht. Ich hörte Donner und Schreie und ein Heulen, als sängen Wölfe gegen den Sturm an. Ich fiel rückwärts. Ich fiel und fiel …
    … und strömte durch einen endlosen Fluss in eine andere Welt.
    Kein Übergang, keine Erklärung. Ich landete nirgendwo, verletzte mich zwar nicht, spürte aber die Bewegung. Und ich merkte auch, dass ich plötzlich anhielt.
    Ich öffnete die Augen und fand mich ausgebreitet auf nassem Gras, mit gebundenen Händen und Füßen. Ich war geknebelt. Es schien mir so wirklich. Ich konnte den Regen in der Luft riechen, und den Rauch.
    Ich spürte die Jungs auf meiner Haut, sie tobten mit einer
Wut, die ich nie zuvor bei ihnen gespürt hatte … mit einer Bösartigkeit und einem wilden Hunger, der durch mich hindurchströmte, als würden meine Eingeweide in Galle und Säure eingeweicht werden.
    Ich war umzingelt. Drei Männer. Eine Frau.
    Die Frau hatte Flügel. Sie war groß und bleich und erinnerte mich mit ihrem roten Haar und ihrem langen Hals an die Botin.
    Auf ihren herausstehenden Schlüsselbeinen lag schwer ein silberner Halsring, in dessen geflochtene Enden Türkise eingearbeitet waren. Ihre Flügel hatten die Farbe von Perlen. Neben ihr wuchs ein Mann mit einem riesigen Auge in der Mitte seiner Stirn in die Höhe. Der Mann war außerordentlich groß, seine Hände so riesig, dass er mit nur einer einzigen Hand zweimal meine Hüfte hätte umfassen können. Er hockte sich hin, starrte mich an und zog seine gummiartigen Mundwinkel nach unten. »Dies hier ist nicht richtig.«
    »Es geht ums Überleben«, erwiderte die geflügelte Frau. »Wir dürfen nichts riskieren.«
    »Die Jägerin hat nichts getan. Sie ist unsere Wächterin. Sie hat sogar Freunde. Wenn die anderen herausbekommen, dass …«
    »Wenn du es ausplauderst, kannst du ihr gleich Gesellschaft leisten«, bellten die anderen beiden Männer, deren Stimmen in einer eigentümlichen Harmonie miteinander verschmolzen. Es waren Zwillinge. Mit langen schwarzen Bärten. In ihre Brauen waren Rubine eingelassen, und in ihren Harnischen schimmerten Obsidianplättchen. »Oder ziehst du es vor, diese Plage bis in alle Ewigkeit zu ertragen?«
    »Aber wir haben eine Aufgabe bekommen …«
    »Und wir erfüllen sie auch«, sagte die Frau gebieterisch und
schlug mit den Flügeln. »Solange die Dämonen ihre Haut bedecken, solange wird sie unsterblich sein. Dort, wo wir sie hinschicken, wird sie niemals sterben. Niemals wird sie getötet werden. Das Gefängnis ihrer Blutlinie wird standhalten.«
    »Und was ist mit uns?«, dröhnte der Gigant und runzelte über seinen unbewegten Augen die Stirn. »Was ihr vorschlagt, ist unserer Herzen nicht würdig. Oder unserer Schöpfung. Für eine solche Aufgabe wurden wir nicht erschaffen. Unsere Götter würden es nicht erlauben. Das ist die Verdammnis.«
    »Deshalb wird sie auch in die Ödnis verbannt«, sagten die Zwillinge mit heiseren Stimmen. »Und wir vielleicht zusammen mit ihr, aber es gibt keinen anderen Weg.«
    Der Gigant drehte sich weg, und seine Stiefel stampften so laut, dass es donnerte. »Wenn wir sie verdammen, verdammen wir auch einen von uns.«
    »Das ist doch kein Vergleich. Überhaupt keiner. Und das weißt du auch.«
    »Aber wenn wir es den anderen sagten …«
    »Nein, das Geheimnis bleibt unter uns. Unsere Aetar-Meister haben uns auferlegt, über das, was sie ist, die Wahrheit zu wissen. Was alle in ihrer Blutlinie sind.«
    Die Frau hockte sich hin und legte die Flügel wie einen weichen Umhang um sich.
    Ich schmeckte Tränen, salzig und heiß, und erlebte ein Schluchzen, das nicht von mir kam, aber mit wilder Macht anschwoll. Die Jungs tobten.
    »Jägerin«, sagte die geflügelte Frau, ihre Schönheit war so kalt wie Eis. »Jägerin, es muss getan werden. Du bist zu gefährlich. Was du auf deiner Haut trägst, ist eine zu große Bedrohung. Wenn eine Frau aus deiner Blutlinie stirbt, ohne zuvor ein Kind ausgetragen zu haben, oder falls der Schleier fällt…«
    Die Frau wandte sich ab und zog die Flügel über das feuchte Gras. »Es tut mir leid, meine Süße. Mehr, als du glaubst. Du wirst es uns natürlich nie

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