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Chroniken der Jägerin 3

Chroniken der Jägerin 3

Titel: Chroniken der Jägerin 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Liu
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Verwahrung zu überlassen.
    Dann streckte ich meine Hand aus. Meine Fingerspitzen waren kalt. Ich wurde von furchtbarem Heimweh überwältigt, das so stark war, dass mir das Atmen schwerfiel. »Hab Dank, dass du ihn mir zurückgebracht hast.«
    Oturu gab die Scheibe noch nicht frei. »Aber sieh dich vor. Als du den Ring der Saat beim letzten Mal benutztest, gingst du aus dieser Zeit in eine andere. Du bist hingereist, wo du nicht hindarfst.«

    Vier Mal schon. Vier Mal bin ich durch die Zeit gereist. Vier Mal schon hatte ich dieselbe Luft geatmet wie jene Frauen, die gestorben waren.
    »Es ist doch nichts passiert«, entgegnete ich. Aber das war eine Lüge. Ich hatte nie viel davon erzählt, von den wenigen Malen, in denen ich meine Mutter und meine Großmutter gefunden hatte. Aber vielleicht war ich auch schon weiter gereist, als mir klar war.
    Vielleicht hatte meine Mutter mehr über das Leben gewusst, das mir bevorstand, als ich begriff. Ein Leben, das damals noch in der Zukunft lag.
    Ein Leben, auf das sie mich vorzubereiten versuchte.
    Oturu hielt den Ring der Saat noch immer zurück. »Wenn du dich nicht vorsiehst, wirst du wieder ein Loch in die Zeit reißen. Der Ring der Saat hat keine Macht, aber vor dem, was du auf deiner Hand trägst, musst du dich fürchten.« Sein Haar schlängelte sich durch die Luft und rieb an der Rüstung meiner rechten Hand. »Im Labyrinth geboren und geschmiedet«, sagte er leise und bewegte kaum seinen Mund. »Aus Erz geformt, das im Zentrum des Labyrinths abgebaut wurde.«
    »Schlüssel einer jeden Tür, eines jeden Ortes und eines jeden Zeitalters«, fuhr ich fort. Ich erinnerte mich noch an die Worte, die er mir schon einmal mitgegeben hatte.
    »Schlüssel, der öffnet, was, wer ihn nutzet, begehrt«, vollendete Oturu den Satz und fuhr noch leiser fort: »Geübt musst du sein in der Kunst, deine Gedanken zu beherrschen. Mit solcher Macht darfst du nicht lange allein sein. Nicht, wenn die Hatz bevorsteht, und nicht bei dem, was in dir schläft. Nicht ohne Aufsicht.«
    »Die Hatz«, wiederholte ich und ignorierte den Rest. »Weißt du, welchen Dämonen ich begegnet bin?«

    »Wir konnten es spüren.« Oturus Haare zuckten so scharf wie Peitschenhiebe. »Wir erinnern uns, wie es war, als die Mahati frei waren. Sie jagen nicht, um im Tode wiedergeboren zu werden, sondern ganz allein darum, Schmerzen zu bereiten.«
    »Sie wollen mich als das Gefäß der Schlächterkönige, damit wir sie anführen.«
    Seine Mundwinkel verzogen sich. »Willst du ihre Königin sein?«
    Du bist es schon , ließ sich die tiefe Stimme aus der Finsternis vernehmen.
    Ich schloss die Augen. »Maxine«, murmelte Zee.
    Ganz gleich, ob du es dir erwählt hast, ganz gleich, wie töricht sie sind, es nicht zu erkennen .
    Seidiges Haar streichelte meine Stirn.
    Und wie es Könige gab, so gibt es jetzt die Königin.
    »Der Schleier ist offen«, sagte Oturu mit gedämpfter Stimme. »Was schlief und träumte, spricht.«
    »Meinetwegen soll es gern das Maul halten.« Ich rieb mein Gesicht, mir war kalt, und ich fühlte mich sehr allein. »Es ist doch bescheuert. Schon der Gedanke daran ist verrückt. Ich werde sie nicht anführen.«
    Oturus Mund zeigte noch immer jenes feine Lächeln. »Warum nicht?«
    Zee zischte ihn an. Ich fixierte ihn. »Weil sie den Leuten Verderben bringen.«
    »Wenn der Schleier erst gefallen ist, werden sie das ohnehin tun.« Oturu neigte den Kopf. »Jetzt, da der Schleier Risse zeigt, werden sie beginnen. Jemand muss sie kontrollieren. Wenn du es nicht tust, dann übernimmt es einer der Ihren. Wer wäre dir lieber an der Spitze der Hatz?«

    Ich riss meinen Blick von ihm los und schaute zu Zee, Rohw und Aaz herab. Alle drei Dämonen hatten sich reglos zusammengekauert und starrten auf ihre Füße. Dek und Mal waren stumm.
    »Ihr fünf«, flüsterte ich. »Ich kann es nicht glauben.«
    »Ein anderes Leben, ein anderer Traum«, schnarrte Zee und schloss die Augen. »Wir wurden zu dem, was in uns fuhr. Aber nur, weil wir keinen anderen Traum kannten.«
    Ich kniete mich vor ihn hin. »Das Ding, das jetzt in mir ist… ist auch in euch gefahren? Ihr wurdet von ihm besessen?«
    »So einfach ist das nicht«, murmelte Oturu. »Es gibt keine Worte, um zu beschreiben, was in deiner Seele wohnt. Und in ihrer.«
    Ich warf ihm einen raschen, prüfenden Blick zu. »Woher kommt es, dass du so viel darüber weißt?«
    Er schwieg. Zee sah ihn vorwurfsvoll an. Alle Jungs taten es.
    »Das werden wir dir nicht

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