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Chroniken der Jägerin 3

Chroniken der Jägerin 3

Titel: Chroniken der Jägerin 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Liu
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er.
    »Meine Mutter«, wiederholte ich, während Rohw und Aaz leise Würgegeräusche machten. Zee weigerte sich, mich anzusehen. Dek und Mal hörten auf zu schnurren.

    »Sie rief uns zusammen. Sie hatte Fragen über unsere Mistress der Hatz, über ihren Wahnsinn und über die, die sie betrogen hatten.«
    Ich schloss die Augen.
    »Deine Mutter war gerade aus dem Labyrinth gekommen. Sie war mit dir schwanger.«
    Unter meinem Herzen regte sich die Finsternis. Ein Zittern, eine kaum wahrnehmbare Bewegung. Ich unterdrückte sie nicht, sondern umkreiste jene Kraft ruhig und kalt. Betrachtete sie leidenschaftslos mit meinem inneren Auge, das völlig losgelöst war von Furcht und Schmerz oder irgendeinem anderen menschlichen Gefühl. Ich existierte doch. Und sie existierte auch. Wir waren zusammen.
    Endlich war ich unwiderruflich gefühllos geworden.
    Oturu baute sich vor mir auf. Er war gewaltig und mächtig, sein Umhang flatterte wild. »Jägerin, da ist noch etwas.«
    Ich bewegte mich nicht. Ich würde hierbleiben, bis ich Wurzeln schlug. Dek und Mal wickelten ihre Schwänze locker und warm um meinen Hals und summten etwas, das ungefähr nach Bon Jovis Keep The Faith klang. Verlier nicht den Glauben , leichter gesagt als getan. Die anderen Jungs pressten sich an meine Beine und an meine Taille und hielten meine Hände. Tapfere kleine Soldaten.
    Ich sah zu, wie eine lange Strähne von Oturus Haaren in dem Abgrund seines wallenden Umhangs versank, der nicht allein aus Stoff zu bestehen schien, sondern auch aus Schatten, den Ausbuchtungen anderer Sphären; vielleicht jener Leere, die ich durchquert hatte, als ich hierhergekommen war, vielleicht war es auch etwas anderes, Energie und Fleisch und fremde Dimensionen, die hier zusammenfanden, um Oturu hervorzubringen.

    Er hatte mir erzählt, dass er der Letzte seiner Art war. Ich wollte den Grund dafür wissen. Vielleicht hätte ich gefragt, aber dann schaute ich mir seinen Umhang etwas genauer an und sah Gesichter an der Oberfläche erscheinen, flüchtige Schemen verdrehter Schatten, die sich aus dem Abgrund hervordrängten, mit Mündern, die wie zu einem stummen Schrei aufgerissen waren.
    Dann erkannte ich ein Gesicht.
    Spürhund.
    Dieser Anblick erinnerte mich an einen Horrorfilm. Der Abgrund hatte seine Gesichtszüge nachgeformt, wie aus Öl, und es floss seinen Mund hinunter. Ich wusste nicht, ob er mich sehen konnte. Ich streckte die Hand aus und wollte versuchen, ihn herauszuziehen. Zee griff nach meinem Arm und bremste mich.
    »Lass«, murmelte er.
    Ich versuchte, Zee abzuschütteln, aber er ließ nicht locker. Ich versuchte zu sprechen, aber meine Stimme versagte. Bei meinem zweiten Versuch gelang mir ein heiseres Krächzen. »Was tust du ihm an?«
    Oturu senkte den Kopf und musterte mich. »Tut es dir leid?«
    »Er kämpft um sein Leben. Alle diese Leute tun es. Du hast kein Recht dazu.«
    »Wir haben jedes Recht dazu. Es gibt ausreichend Gründe.«
    »Gründe …«, setzte ich an, aber Zees Griff wurde fester, und er sah mich warnend an.
    »Gerechtigkeit«, sagte er. »Gerechtigkeit und Versprechen.« Ich hielt den Mund.
    Oturus Haare befreiten sich aus den tosenden Schatten in seinem Umhang.
    Dunkle Strähnen umklammerten eine kleine Steinscheibe
von der Größe meiner Handfläche. In ihre Oberfläche waren konzentrische Kreise hineingeätzt, und sogar in der Dunkelheit schimmerte noch ein Licht aus ihr, das in ihrem Inneren brannte. Mir stockte der Atem, als ich das sah. Mein Herz rumpelte, als wollte es sich einen Weg aus meiner Brust heraus bahnen oder sich zu meinem Bauch durcharbeiten.
    Ein Ring der Saat. Ein Fragment des Labyrinths, so wie es die Rüstung auf meiner Hand war. Mit dem Unterschied, dass ein Ring der Saat Erinnerungen enthielt. Spiegelbilder von Seelen und Energie, die einen dauerhaften Abdruck des Lebens hinterließen. Mir war erzählt worden, so ein kleiner Ring der Saat könnte nicht mehr als ein Jahr an Erinnerungen enthalten. Ein einziges Jahr, um das Wesentliche einer ganzen Existenz einzufangen.
    Dieser Ring hatte meiner Mutter gehört… und er enthielt ihr Leben. Sie hatte ihn Jack hinterlassen, damit er ihn mir geben könnte, wenn wir uns jemals begegneten. Sie verließ sich auf das Schicksal, oder vielleicht auch auf eine Zukunft, von der sie schon wusste.
    Ich hatte meinen Großvater gefunden. Ich hatte den Ring benutzt, um ein paar Erinnerungen meiner Mutter abzurufen. Aber ich war gezwungen gewesen, ihn Oturu zur sicheren

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