Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
Vom Netzwerk:
Sophie das Gesicht. »Sie haben doch gar keine Ahnung«, fauchte sie. »Nicht die geringste Ahnung, was er alles für uns tun würde ...«
    »Du meinst das Training ?«, fragte Tessa ungläubig. »Sophie, also wirklich ...«
    Doch Sophie schüttelte nur den Kopf, raffte die Röcke und rauschte aus dem Zimmer, wobei sie die Tür mit einem Knall hinter sich zuwarf.

    Charlotte saß im Salon, die Ellbogen auf dem Tisch aufgestützt, seufzte und zerknüllte dann den x-ten Papierbogen und warf ihn ins Feuer. Einen Moment lang loderten die Flammen auf und fraßen sich gierig in das Papier, bis es schwarz wurde und schließlich zu Asche zerfiel.
    Resigniert nahm Charlotte die Schreibfeder, tauchte die Spitze in das Tintenfass und setzte erneut an:
    Hiermit reiche ich, Charlotte Mary Branwell, Tochter der Nephilim, in meinem eigenen Namen und im Namen meines Mannes, Henry Jocelyn Branwell, meine Kündigung als Leiterin des Londoner Instituts ein, und zwar mit sofortiger Wirkung ...
    »Charlotte?«
    Ihre Hand zuckte und verteilte einen Tintenklecks über das Papier, sodass auch dieser sorgfältig aufgesetzte Brief ruiniert war. Charlotte schaute auf und entdeckte Henry, der mit einem besorgten Ausdruck auf seinem schmalen, sommersprossigen Gesicht unschlüssig vor ihrem Schreibtisch stand. Langsam legte Charlotte die Schreibfeder beiseite. Wie immer in Henrys Gegenwart - und selten zu anderen Gelegenheiten - empfand sie eine gewisse Befangenheit wegen ihres Erscheinungsbildes: ihr Haar, das sich aus dem Knoten gelöst hatte, das abgetragene Kleid mit dem Tintenfleck am Ärmel und ihre vom Weinen geröteten und geschwollenen Augen. »Was gibt es denn, Henry?«, fragte sie müde.
    Henry zögerte. »Ich wollte dir eigentlich nur sagen, dass ich ... Was schreibst du denn da, meine Liebe?« Er ging um den Tisch herum und schaute über ihre Schulter. »Charlotte!« Hastig schnappte er sich das Schreiben, das sich trotz der verschmierten Buchstaben noch gut lesen ließ. »Du willst kündigen? Wie kannst du nur?!«
    »Es ist besser, ich kündige von mir aus, als von Konsul Wayland zwangsweise abgesetzt zu werden«, sagte Charlotte leise.
    »Meintest du nicht ›wir‹?«, fragte Henry gekränkt. »Sollte ich bei dieser Entscheidung nicht auch ein Wörtchen mitreden dürfen?«
    »Du hast dich doch bisher auch nicht für die Leitung des Instituts interessiert. Wieso dann jetzt auf einmal?«
    Henry sah aus, als hätte seine Frau ihm eine Ohrfeige verpasst, und Charlotte musste sich zwingen, nicht aufzustehen, ihn in die Arme zu nehmen und seine sommersprossigen Wangen mit Küssen zu bedecken. Wehmütig dachte sie daran zurück, wie sie nach ihrem ersten Kennenlernen, als sie sich in ihn verliebt hatte, überlegt hatte, dass er sie an einen allerliebsten Welpen erinnerte - mit Händen, die ein wenig zu groß für den Rest seines Körpers waren, großen haselnussbraunen Augen und seinem eifrig bemühten Verhalten. Und sie war immer der Überzeugung gewesen, dass der Verstand, der sich hinter diesen Augen verbarg, ebenso scharf und intelligent war wie ihr eigener - ganz gleich, was andere denken mochten, die sich über Henrys exzentrisches Verhalten und seine verschrobenen Einfälle lustig machten. Charlotte hatte immer angenommen, dass es ihr reichen würde, wenigstens in seiner Nähe sein und ihm ihre Liebe schenken zu können, ob er diese nun erwiderte oder nicht. Aber das lag lange zurück.
    »Charlotte«, setzte Henry nun an. »Ich weiß, warum du so böse auf mich bist.«
    Überrascht hob Charlotte das Kinn. War es möglich, dass er wirklich ein solch scharfes Wahrnehmungsvermögen besaß? Trotz ihres Gesprächs mit Bruder Enoch hatte sie gedacht, dass niemand sonst etwas bemerkt hätte - sie hatte ja selbst kaum darüber nachdenken können, geschweige denn über Henrys mögliche Reaktion, wenn er davon erfuhr. »Tatsächlich?«
    »Ja. Weil ich dich nicht zu dem Gespräch mit Woolsey Scott begleitet habe.«
    Erleichterung und Enttäuschung rangen in Charlottes Brust. »Henry«, seufzte sie. »Das ist wohl kaum ...«
    »Mir war das nicht bewusst«, fuhr er unbeirrt fort. »Manchmal bin ich mit meinen Gedanken einfach zu sehr bei meinen Erfindungen und Plänen. Aber das kennst du doch von mir, Lottie.«
    Charlotte errötete; es kam so selten vor, dass er sie mit diesem Kosenamen ansprach.
    »Wenn ich könnte, würde ich es sofort ändern. Ich habe immer gedacht, von allen Menschen auf dieser Welt würdest du das verstehen. Denn du

Weitere Kostenlose Bücher