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Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Woolsey. »Und für die hast du eigentlich nie viel übrig gehabt. Wie viel hat er dir dafür gezahlt, dass du Marbas für ihn heraufbeschworen hast?«
    »Nichts«, sagte Magnus. Und nun sah er nichts mehr von dem, was vor ihm lag - weder Will noch den Fluss. Stattdessen erschien vor seinem inneren Auge eine Reihe verschwommener Bilder: Augen, Gesichter, Lippen, verblasste Erinnerungen, eine Liebe, die er nicht mehr mit einem Namen verbinden konnte. »Will hat mir einen Gefallen getan ... einen Gefallen, an den er sich nicht einmal selbst erinnert«, fügte Magnus hinzu.
    »Er ist sehr attraktiv - für einen Menschen«, stellte Woolsey fest.
    »Er ist seelisch gebrochen«, erwiderte Magnus. »Wie eine schöne Vase, die jemand zertrümmert hat. Und die nur mit sehr viel Glück und Erfahrung wieder zusammengesetzt werden kann - so wie sie einst gewesen ist.«
    »Mit Glück und Erfahrung oder mithilfe von Magie.«
    »Ich habe alles in meiner Macht Stehende getan«, sagte Magnus leise, während Will endlich den Riegel herunterdrückte und das Tor aufschwang.
    »Er sieht nicht sehr glücklich aus«, bemerkte Woolsey. »Was auch immer du für ihn getan haben magst ...«
    »Im Moment steht er unter Schock«, erläuterte Magnus. »Er hat fünf Jahre lang fest an etwas geglaubt und nun ist ihm bewusst geworden, dass er die Welt die ganze Zeit aus einer falschen Perspektive gesehen hat - dass all die Dinge, die er im Namen dessen geopfert hat, was er für gut und nobel hielt, in Wahrheit reinste Vergeudung waren und dass er dabei nur diejenigen verletzt hat, die er liebt.«
    »Du meine Güte«, sagte Woolsey. »Bist du sicher, dass du ihm wirklich geholfen hast?«
    Will trat hinaus auf den Gehweg und ließ das Tor hinter sich zufallen.
    »Ja, ziemlich sicher«, erwiderte Magnus. »Es ist immer besser, mit der Wahrheit zu leben als mit einer Lüge. Und diese Lüge hätte bewirkt, dass er den Rest seines Lebens allein gewesen wäre. Möglicherweise hatte er fünf Jahre lang so gut wie nichts, doch nun kann er alles haben, was er sich wünscht. Ein junger Mann mit seinem Aussehen ...«
    Woolsey lachte leise.
    »Obwohl er sein Herz bereits verschenkt hat«, fuhr Magnus fort. »Und vielleicht ist das auch gut so. Was er jetzt braucht, ist Liebe ... jemanden zu lieben und seinerseits geliebt zu werden. Für einen so jungen Menschen hat er kein leichtes Leben gehabt. Ich kann nur hoffen, dass sie das verstehen wird.«
    Selbst aus der Entfernung konnte Magnus erkennen, dass Will tief Luft holte, die Schultern straffte und sich dann auf den Weg machte. Und sein Schritt wirkte fast ein wenig federnd - da war Magnus sich ziemlich sicher.
    »Du kannst nicht jeden aus dem Nest gefallenen Vogel retten«, bemerkte Woolsey, lehnte sich an die Wand im Flur und verschränkte die Arme vor der Brust. »Nicht einmal die attraktiven.«
    »Einer würde schon reichen«, sagte Magnus, und als er Will nicht länger sehen konnte, ließ er die Haustür sanft ins Schloss fallen.

18
BIS IN DEN TOD
    Mein Leben lang lernt’ ich zu lieben.
In dieser Stund’, zur Kunst getrieben,
Verkünd’ ich's ihr. Himmel, Hölle, was allemal?
Sie verweigert mir den Himmel? ’s ist mir egal!
    ROBERT BROWNING,
»ONE WAY OF LOVE«
    »Miss. Miss!«
    Tessa erwachte langsam aus ihren Träumen. Sonnenlicht strömte durch die hohen Fenster über ihr.
    Sophie stand an ihrem Bett, schüttelte sie an der Schulter und lächelte sie strahlend an. »Mrs Branwell hat mich geschickt, um Sie auf Ihr Zimmer zurückzubringen. Sie meinte, Sie könnten schließlich nicht ewig auf der Krankenstation bleiben.«
    »Oh Gott, bloß nicht!« Tessa setzte sich auf und schloss dann hastig die Augen, als ein Schwindelanfall sie erfasste. »Ich glaube, du musst mir helfen, Sophie«, sagte sie entschuldigend. »Ich fühle mich noch nicht ganz sicher auf den Beinen.«
    »Selbstverständlich, Miss.« Sophie beugte sich zu Tessa hinunter und half ihr resolut beim Aufstehen. Trotz ihrer schlanken Gestalt war sie sehr kräftig. Das musste sie auch sein, überlegte Tessa, nachdem sie tagein, tagaus große Wäschekörbe und schwere Kohleneimer durch das ganze Haus schleppte ...
    Als Tessas nackte Füße den kalten Boden berührten, zuckte sie leicht zusammen und warf einen raschen Blick auf Wills Bett, um nachzusehen, ob er noch schlief.
    Aber das Bett war leer.
    »Ist mit Will alles in Ordnung?«, fragte Tessa, während Sophie ihr half, in die Pantoffeln zu schlüpfen. »Ich bin gestern kurz aufgewacht

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