Chroniken der Schattenkrieger (German Edition)
nächste
Richtungsänderung des Verrückten zu erahnen.
Plötzlich
hörte Aragon fremde Schritte hinter seinem Rücken, gefolgt von schweren
Atemzügen. Er drehte sich um und sah Nummer sechs und Nummer neun auf sich
zulaufen. Seine Hoffnung, es könnte sich bei einem der Nachzügler um Elias
handeln, der ihm zu Hilfe eilte, schwand, denn dieser war immer noch damit
beschäftigt, Anthony am Durchbrechen der Mauer zu hindern. Die beiden Verfolger
gehörten der gegnerischen Mannschaft an und wollten nicht ihm, sondern Jeremy
helfen. Dass ihre Hilfe in keinster Weiser erforderlich war, wussten sie nicht.
Aragon
hatte keine Angst vor den beiden Jungs. Er kannte sie und wusste, dass er ihnen
bei Weitem überlegen war. Was ihm zu schaffen machte, war der Zeitverlust, den
er nicht wieder wettmachen konnte, wenn er sich die beiden vom Hals schaffen
wollte.
Nummer
sechs und Nummer neun stürmten entschlossen auf Aragon zu und richteten ihre
Strategie auf eine Umzingelungstaktik aus. Die beiden scherten in
entgegengesetzte Richtungen aus und kamen von zwei Seiten auf den blonden
Spieler zugerannt. Aragon blieb stehen und versuchte, mit seinen Füßen einen
festen Stand zu bekommen. Die Spikes seiner Schuhe bohrten sich dabei in die
weiche Erde und zertraten dabei das weiche grüne Gras.
Aragon
erkannte schnell, was sie vorhatten. Sie wollten ihn von rechts und links
gleichzeitig angreifen und zu Boden werfen. Der blonde Spieler durchschaute
ihren Plan schnell; es war kein besonders durchdachter, sondern eher ein
spontaner Spielzug. Er konzentrierte sich auf die beiden Angreifer und richtete
sein Gehör auf die Laute ihrer Schuhe aus.
Im
Bruchteil einer Sekunde, einen Lidschlag, bevor sie ihn erreichten, sprang
Aragon in die Luft und zog dabei seine Knie bis fast zum Kinn hoch.
Markerschütternd hallte der Aufprall, als die beiden Spieler der gegnerischen
Mannschaft ineinanderstießen. Sie hatten ein ungeheures Tempo erreicht und
krachten sich gegenseitig die Schädel ein. Die Wucht schleuderte sie mehrere
Schritte weit und sie landeten stöhnend auf dem Rasen. Im Augenwinkel erkannte
Aragon dicke Blutspritzer, die das Gras mit einem roten Schimmer überdeckten.
Nummer sechs hatte eine lange Platzwunde an der Augenbraue, sein Blut strömte,
einem kleinen Wasserfall gleich, das Gesicht herunter und bedeckte seine Augen;
Nummer neun blutete aus der Nase. Nach einem Bruch sah die Verletzung zwar
nicht aus, doch die Nase des Jungen blutete schrecklich. Zu der roten Soße, die
aus seiner Nase triefte, gesellten sich salzige Tränen, die eine
Nasenverletzung immer mit sich brachte.
Aragon
hatte nicht die Absicht, Rücksicht auf die Verletzungen der beiden zu nehmen,
denn er musste Jeremy einholen und hatte somit keine Zeit zu verlieren.
Erstaunt sah er, dass Jeremy regungslos dastand und die Szene beobachtete. Sein
Stolz war zu groß, um die sich ihm bietende Gelegenheit zu nutzen und auf
Kosten anderer den Punkt zu verzeichnen. Er wartete, bis sich Aragon von seinen
Angreifern befreit hatte, und rannte erst dann weiter. Dieses Verhalten
versetzte den blonden Spieler in Rage. Jeremy spielte mit ihm wie mit einem
Anfänger.
Aragon
blickte über die Schulter und sah seinen Bruder, der es zwischenzeitlich
irgendwie geschafft hatte, sich Anthony vom Hals zu schaffen. Nun rannte auch
er los und versuchte, noch etwas an diesem Spielzug zu retten. Aragon schaute
wieder nach vorne und sah seinen Gegner nun fast am Ziel. Mit allerletzter
Anstrengung sprintete er so schnell, wie es ging, vorwärts, doch es war zu
spät. Jeremy legte den Ball hinter die weiße Linie und holte den ersten
erkämpften Punkt für seine Mannschaft.
Die
beiden Winson-Brüder wussten, dass ihnen nicht mehr viel Zeit blieb, um den
Punkt auszugleichen. Übungsspiele dauerten meist nur einen Bruchteil eines
normalen Spiels, und man musste in jeder Sekunde damit rechnen, dass Trainer
Joe seine Pfeife betätigte, um das Training für diesen Tag zu beenden. Jeder
Spielzug konnte somit der letzte sein.
Elias
sah Aragon in die Augen und deutete ein schwaches Nicken an. Sein Gegenüber
verstand sofort die Anspielung und die dahinterstehende Strategie für den
nächsten Angriff.
Die
Spieler stellten sich auf der Mittellinie auf und richteten ihre Blicke nach
vorne. Der laute Pfiff der Trainerpfeife ertönte, und der Ball flog erneut in
die Höhe. Diesmal sah Aragon weder der Flugrichtung des Balles hinterher, noch
hatte er vor, diesen zu fassen zu bekommen. Mit einem
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