Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones
deine Gäste kümmern?«, fragte er den Hexenmeister.
Doch ehe Magnus antworten konnte, war Isabelle bei ihnen. Ihr Gesicht wirkte rot und fleckig und sie roch stark nach Alkohol.
»Jace! Alec! Wo wart ihr denn? Ich habe überall …«
»Wo ist Simon?«, unterbrach Clary sie.
Isabelle schwankte. »Er ist eine Ratte«, sagte sie düster.
»Hat er dir was getan?«, fragte Alec mit brüderlicher Besorgnis. »Hat er dich angefasst? Wenn er irgendwas versucht hat …«
»Nein, Alec«, erwiderte Isabelle gereizt. »Nicht, was du denkst. Er ist eine Ratte .«
»Sie ist betrunken«, sagte Jace und wollte sich angewidert abwenden.
»Bin ich nicht«, protestierte Isabelle entrüstet. »Okay, vielleicht ein bisschen, aber das spielt jetzt keine Rolle. Viel wichtiger ist, dass Simon einen dieser blauen Drinks getrunken hat. Ich habe ihm gesagt, er soll die Finger davonlassen, aber er wollte nicht auf mich hören, und dann hat er sich in eine Ratte verwandelt .«
»Eine Ratte? «, fragte Clary ungläubig. »Du meinst doch nicht …«
»Ich meine eine Ratte«, sagte Isabelle. »Klein. Braun. Schuppiger Schwanz.«
»Das wird dem Rat nicht gefallen«, meinte Alec nachdenklich. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass es gegen das Gesetz verstößt, Irdische in Ratten zu verwandeln.«
»Genau genommen hat sie ihn nicht in eine Ratte verwandelt«, bemerkte Jace. »Das Schlimmste, was man ihr vorwerfen könnte, wäre Fahrlässigkeit.«
»Wen interessiert das blöde Gesetz?«, schrie Clary und packte Isabelle am Handgelenk. »Mein bester Freund ist eine Ratte!«
»Au!« Isabelle versuchte, ihre Hand wegzuziehen. »Lass mich los!«
»Erst wenn du mir sagst, wo er ist.« Noch nie zuvor hatte Clary einen so übermächtigen Drang verspürt, jemanden zu schlagen. »Ich kann nicht glauben, dass du ihn einfach allein gelassen hast! Wahrscheinlich ist er schon halb wahnsinnig vor Angst …«
»Wenn nicht sogar schon jemand auf ihn draufgetreten ist«, warf Jace nicht sehr hilfreich ein.
»Ich habe ihn nicht allein gelassen. Er ist unter die Bar gelaufen«, protestierte Isabelle. »Lass los, du zerquetschst meinen Armreif.«
»Miststück«, sagte Clary aufgebracht und schleuderte Isabelles Hand mit Wucht zurück. Sie wartete nicht auf eine Reaktion, sondern lief zur Bar, wo sie sich hinkniete und unter die Theke spähte. Sie glaubte, in der muffig-feuchten Dunkelheit ein Paar funkelnder Knopfaugen zu sehen.
»Simon?«, fragte sie mit erstickter Stimme. »Bist du das?«
Simon, die Ratte, krabbelte mit zitternden Schnurrhaaren ein paar Zentimeter auf sie zu. Clary erkannte die Form seiner kleinen, flach am Kopf anliegenden runden Ohren und seine scharfe, spitze Nase. Mühsam unterdrückte sie einen Anflug von Ekel. Sie konnte Ratten mit ihren gelblichen scharfen und beißwütigen Zähnen nicht ausstehen und wünschte, er hätte sich in einen Hamster verwandelt.
»Ich bin es, Clary«, sagte sie gedehnt. »Alles in Ordnung?«
Jace und die anderen traten hinzu und Isabelle wirkte inzwischen eher verärgert als zerknirscht. »Ist er da drunter?«, fragte Jace neugierig.
Clary, die noch immer auf Händen und Knien hockte, nickte. »Schhh. Ihr verscheucht ihn noch.« Vorsichtig schob sie ihre Finger unter die Bar und lockte ihn damit. »Bitte komm raus, Simon. Magnus wird den Zauber aufheben. Es wird alles gut.«
Sie hörte ein Quieken und dann schaute die rosa Nase der Ratte unter der Bar hervor. Mit einem erleichterten Aufschrei nahm Clary die Ratte hoch. »Simon. Du hast mich verstanden!«
Die Ratte, die sich in Clarys Hände schmiegte, quiekte mürrisch. Voller Freude drückte sie sie an ihre Brust. »Oh, mein armes Baby«, säuselte Clary, fast so, als sei ihr Freund wirklich ein Haustier. »Armer Simon, es wird alles gut, das verspreche ich …«
»An deiner Stelle hätte ich nicht zu viel Mitleid mit ihm«, sagte Jace. »So nah wie jetzt war er deiner Brust wahrscheinlich noch nie.«
»Halt den Mund!« Clary warf Jace einen wütenden Blick zu, hielt die Ratte aber ein wenig von sich weg. Simons Schnurrhaare zitterten, ob vor Zorn, vor Aufregung oder aus nackter Angst, konnte sie nicht sagen. »Hol Magnus«, befahl sie in scharfem Ton. »Wir müssen ihn zurückverwandeln.«
»Nicht so eilig – wir wollen schließlich nichts überstürzen.« Jace, der Mistkerl, grinste doch wahrhaftig. Er streckte seine Hand nach Simon aus, als wolle er ihn streicheln. »So ist er richtig niedlich. Sieh dir nur seine kleine rosa Nase
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