Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes
gestreiftem Pullover im Wohnzimmer, wo sie Luke vorsichtig wach rüttelte. Stöhnend setzte er sich auf; sein Haar war verwuschelt und sein Gesicht vom Schlaf zerknittert.
»Wie fühlst du dich?«, fragte Clary und reichte ihm einen angestoßenen Keramikbecher mit heißem, dampfendem Kaffee.
»Schon besser.« Luke schaute an sich herab; sein T-Shirt war zerrissen und blutbeschmiert. »Wo ist Maia?«
»Sie schläft noch … du hast ihr dein Zimmer angeboten, weißt du nicht mehr?« Clary hockte sich auf die Sofalehne.
Luke rieb sich die Augen, unter denen sich tiefe Ringe gebildet hatten. »Ich kann mich kaum an das erinnern, was letzte Nacht passiert ist«, räumte er ein. »Ich bin raus zum Wagen gegangen … aber danach? Keine Ahnung.«
»Draußen lauerten weitere Dämonen, die dich dann angegriffen haben. Aber Jace und ich haben uns um sie gekümmert.«
»Weitere Drevakdämonen?«
»Nein.« Clary zögerte einen Moment. »Jace hat sie als Raumdämonen bezeichnet.«
»Raumdämonen?« Luke richtete sich kerzengerade auf. »Das ist heftig. Drevakdämonen sind lästige Biester, aber Raumdämonen …«
»Keine Sorge, es ist alles in Ordnung«, beruhigte Clary ihn. »Wir sind sie losgeworden.«
» Ihr seid sie losgeworden? Oder Jace? Clary, ich möchte nicht, dass du …«
»So war es doch gar nicht.« Sie schüttelte den Kopf. »Wir sind nach draußen gegangen und …«
»War Magnus denn nicht da?«, unterbrach Luke sie aufgebracht. »Warum hat er sich nicht mit euch zusammen auf die Suche gemacht?«
»Weil ich damit beschäftigt war, Maia zu heilen«, erwiderte Magnus, der in dem Moment ins Wohnzimmer kam, in eine Wolke von Grapefruit-Duft gehüllt. Seine Haare waren in ein Handtuch gewickelt und er trug einen blauen SatinJogginganzug mit silbernen Streifen an den Seiten. »Wo bleibt denn da die Dankbarkeit?«
»Ich bin dir dankbar.« Luke sah aus, als wäre er wütend und müsste gleichzeitig ein Lachen unterdrücken. »Ich mache mir einfach Sorgen … wenn Clary irgendetwas zugestoßen wäre …«
»Maia wäre gestorben, wenn ich die anderen nach draußen begleitet hätte«, erwiderte Magnus und ließ sich in einen Sessel fallen. »Clary und Jace haben die Sache mit den Dämonen ganz prima allein geregelt, stimmt’s?« Er drehte sich zu Clary.
Clary wand sich. »Also, das ist genau der Punkt …«
»Was ist genau der Punkt?«, fragte Maia, die ins Wohnzimmer kam. Sie trug noch die Sachen vom Abend zuvor, hatte sich aber eines von Lukes großen Karohemden übergeworfen. Etwas steif durchquerte sie den Raum und setzte sich vorsichtig in einen Sessel. »Rieche ich da frischen Kaffee?«, fragte sie hoffnungsvoll und schnupperte interessiert.
Es schien wirklich nicht fair, dass ein Werwolfmädchen so hübsch und kurvenreich war, dachte Clary; sie hätte korpulent und stark behaart sein sollen, am besten mit Haarbüscheln in den Ohren. Und genau deswegen , fügte Clary stumm hinzu, habe ich keine einzige Freundin und verbringe meine ganze Zeit mit Simon. Ich muss mich mal langsam zusammenreißen. Entschlossen stand sie auf. »Soll ich dir einen holen?«
»Gern.« Maia nickte. »Mit Milch und Zucker!« Als Clary kurze Zeit später mit einem dampfenden Becher zurückkehrte, schaute das Werwolfmädchen sie stirnrunzelnd an. »Ich kann mich kaum noch an gestern Abend erinnern«, sagte sie, »aber da war irgendwas mit Simon, irgendetwas, das mich bedrückt …«
»Na ja, du hast versucht, ihn umzubringen«, erwiderte Clary und ließ sich erneut auf der Sofalehne nieder. »Vielleicht bedrückt dich das ja.«
Maia wurde blass und starrte in ihren Kaffee. »Das hatte ich ganz vergessen. Er ist ja jetzt ein Vampir«, sagte sie und schaute dann zu Clary auf. »Ich wollte ihn nicht verletzen. Ich war nur …«
»Ja?« Clary zog die Augenbrauen hoch. »Nur was? « Maias Gesicht lief langsam dunkelrot an. Sie stellte den Kaffeebecher auf das Tischchen neben ihrem Sessel.
»Vielleicht solltest du dich lieber hinlegen«, meinte Magnus. »Meines Erachtens hilft das in Augenblicken, in denen das erdrückende Gefühl einer entsetzlichen Erkenntnis allmählich durchsickert.«
Plötzlich schossen Maia Tränen in die Augen. Bestürzt schaute Clary zu Magnus, der nicht weniger erschrocken dreinblickte, und dann zu Luke. »Tu was« , zischte sie ihm leise zu. Magnus mochte zwar ein Hexenmeister sein, der tödliche Verletzungen mit einer wabernden blauen Flamme heilen konnte, aber wenn es darum ging, weinende Teenies zu
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