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Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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leicht. Es erschien Jace vielmehr so, als würde das Schwert versuchen, ihn nach unten zu ziehen, durch den Schiffskörper hindurch, durch die grünen Meeresfluten, sogar durch die dünne, zerbrechliche Erdkruste. Er hatte das Gefühl, als würde es ihm den Sauerstoff aus der Lunge saugen. Er riss den Kopf hoch und schaute sich um …
    Und sah, dass der Nachthimmel sich verändert hatte. Ein schimmerndes Netz dünner Golddrähte spannte sich über das Himmelszelt, durch das die Sterne herabschienen, leuchtend hell wie in die Dunkelheit gehämmerte Nagelköpfe. Jace sah die Krümmung der Erde am Horizont und war einen Moment wie gebannt von der Schönheit dieses Anblicks. Doch dann schien der Nachthimmel aufzubrechen wie eine Glaskugel und durch die Risse zwängte sich eine Horde dunkler Gestalten – bucklig und verwachsen, gekrümmt und gesichtslos –, die ein lautloses Heulen ausstießen, das ihm den Verstand zu versengen drohte. Ein eisiger Wind fuhr ihm beißend über die Haut, als mehrere sechsbeinige Pferde an ihm vorbeirasten, deren Hufe blutrote Funken auf dem Metalldeck des Schiffs schlugen. Die Kreaturen, die diese Rösser antrieben, erfüllten ihn mit unbeschreiblichem Entsetzen: augenlose Wesen mit ledrigen Flügeln, die kreischend durch die Lüfte schwebten und giftgrünen Geifer absonderten.
    Jace musste heftig würgen und beugte sich über die Reling, das Schwert noch immer in der Hand. Unter ihm brodelte das Meer wie eine infernalische Suppe – überall wimmelte es vor Dämonen. Er sah stachlige Geschöpfe mit blutigen, tellergroßen Augen, die sich vergebens gegen eine wimmelnde Masse glitschiger schwarzer Tentakel wehrten, die sie in die Tiefe zog. Eine Nixe im tödlichen Griff einer zehnbeinigen Wasserspinne schrie verzweifelt auf, als die Spinne ihre Kiefer tief in den zuckenden Schwanz seines Opfers rammte; ihre roten
    Augen funkelten wie Blutstropfen.
    Das Schwert glitt Jace aus der Hand und fiel klirrend auf das Deck. Schlagartig verschwand das Kreischen und Tosen und die Nacht war wieder erfüllt von Stille. Jace klammerte sich an die Reling und starrte ungläubig auf das wogende Meer. Es war leer – nur der Wind kräuselte seine Oberfläche. »Was war das?«, flüsterte Jace. Seine Kehle fühlte sich rau an, als wäre sie mit Sandpapier abgeschmirgelt worden. Fassungslos schaute er zu seinem Vater, der sich gebückt hatte, um das Schwert der Seelen vom Deck aufzuheben. »Sind das die Dämonen, die du bereits heraufbeschworen hast?« »Nein.« Valentin schob Mellartach wieder in seine Scheide. »Das sind die Dämonen, die vom Engelsschwert bis an die Ränder dieser Welt gelockt wurden. Ich habe mein Schiff genau an diese Position gebracht, weil der Schutzschild hier sehr dünn ist. Was du gesehen hast, ist meine Armee, die auf der anderen Seite der Schranken wartet – darauf, dass ich sie an meine Seite rufe.« Sein Blick war ernst. »Glaubst du immer noch, dass der Rat sich nicht ergeben wird?«
    Jace schloss die Augen. »Nicht alle werden kapitulieren … die Lightwoods nicht …«, erwiderte er.
    »Du könntest sie überzeugen. Wenn du auf meiner Seite stehst, dann schwöre ich dir, dass ihnen kein Leid widerfahren wird.«
    Die Dunkelheit hinter Jace’ Lidern nahm eine rötliche Tönung an. Er hatte sich die Asche von Valentins erstem Haus vorgestellt, die schwarzen Knochen seiner Großeltern, die er nie kennengelernt hatte. Nun sah er andere Gesichter vor sich:
    Alec. Isabelle. Max. Clary.
    »Ich habe ihnen schon jetzt so viel Leid zugefügt«, flüsterte er. »Keinem von ihnen darf auch nur ein Haar gekrümmt werden. Nicht das Geringste.«
    »Natürlich. Das verstehe ich.« Und Jace erkannte zu seiner Überraschung, dass Valentin ihn wirklich verstand, dass er irgendwie begriff, was anscheinend niemand anderes zu verstehen vermochte. »Du glaubst, das sei alles deine Schuld – all das Leid, das deinen Freunden, deiner Familie widerfahren ist«, sagte Valentin.
    »Das ist es auch.«
    »Du hast recht. Es ist deine Schuld.« Bei diesen Worten schaute Jace vollkommen verblüfft auf. Die Überraschung darüber, dass man ihm zustimmte, mischte sich in ihm mit Gefühlen des Entsetzens und der Erleichterung zugleich. »Tatsächlich?«
    »Natürlich machst du das nicht absichtlich. Aber du bist genau wie ich. Wir vergiften und zerstören alles, was wir lieben. Und dafür gibt es auch einen Grund.«
    »Welchen Grund?«
    Valentin schaute zum Himmel

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