Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes
zusammenrufen, wie du es dir nicht einmal vorstellen kannst. Und danach ist er nicht mehr aufzuhalten.«
»Dann wird der Rat …«
»Die Inquisitorin wird gar nichts unternehmen«, erwiderte Jace. »Sie hat den Lightwoods den Zugang zum Rat versperrt und auch keinerlei Verstärkung angefordert – nicht einmal, als ich ihr erzählt habe, was Valentin vorhat. Sie ist wie besessen von ihrem irrwitzigen Plan.«
»Was für ein Plan?«, fragte Clary.
Jace’ Stimme klang bitter. »Sie wollte mich gegen die Insignien der Engel eintauschen. Ich habe ihr gesagt, dass Valentin sich niemals darauf einlassen würde, aber sie hat mir nicht geglaubt.« Er lachte scharf und freudlos. »Isabelle und Alec werden ihr erzählen, was mit Simon und Maia passiert ist. Aber allzu optimistisch bin ich nicht. Sie glaubt mir nicht, was Valentin angeht, und sie ist nicht bereit, ihren kostbaren Plan aufs Spiel zu setzen, nur um ein paar Schattenwesen zu retten.«
»Wir können jedenfalls nicht bloß hier rumsitzen und darauf warten, dass sie sich melden«, sagte Clary. »Wir müssen sofort zu diesem Schiff. Wenn du uns dorthin bringen könntest …«
»Ich sage es dir ja nur ungern, aber um zu einem Schiff zu gelangen, brauchen wir selbst eines«, erwiderte Luke. »Soweit ich weiß, kann nicht einmal Jace übers Wasser laufen.«
In dem Moment summte Clarys Telefon – eine SMS von Isabelle. Clary runzelte die Stirn. »Sie schickt eine Adresse. Unten am Ufer.«
Jace schaute ihr über die Schulter. »Genau dort treffen wir uns mit Magnus.« Er las Luke die Adresse vor, der daraufhin eine halsbrecherische Wende machte und Richtung Süden donnerte. »Magnus transportiert uns über das Wasser«, erklärte Jace. »Das Schiff ist von Schutzschilden umgeben. Bei meinem letzten Besuch bin ich nur deshalb an Bord gekommen, weil Valentin es wollte. Dieses Mal wird das anders sein. Magnus wird sich um die Schilde kümmern müssen.«
»Das gefällt mir nicht.« Luke trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad. »Ich finde, ich sollte gehen und ihr beide solltet bei Magnus bleiben.«
Jace’ Augen blitzten. »Nein. Ich bin derjenige, der gehen muss.«
»Wieso?«, fragte Clary.
»Weil Valentin einen Angstdämon einsetzt«, erklärte Jace. »Nur auf diese Weise konnte er die Stillen Brüder töten. Sein Dämon hat diesen Hexenmeister abgeschlachtet, den Werwolf in der Gasse vor dem Blutmond und wahrscheinlich auch das Feenkind im Park. Und deswegen hatten die Brüder auch jenen Ausdruck auf ihren Gesichtern. Diese verängstigten Mienen. Sie wurden buchstäblich zu Tode erschreckt.«
»Aber das Blut …«
»Das Blut hat er erst später entnommen. In der Gasse wurde er allerdings von einem der Lykanthropen unterbrochen, ehe er das benötigte Blut vollständig abzapfen konnte. Und genau deswegen braucht er jetzt Maia.« Jace fuhr sich mit der Hand durch das Haar. »Niemand kann sich gegen einen Angstdämon zur Wehr setzen. Er nistet sich in deinem Kopf ein und zerstört deinen Geist.«
»Agramon«, sagte Luke. Er hatte stumm durch die Windschutzscheibe gestarrt. Sein Gesicht wirkte grau und erschöpft.
»Ja, genau so hat ihn Valentin genannt.«
»Das ist nicht einfach irgendein Angstdämon – er ist der Angstdämon. Der Dämon der Angst. Wie hat Valentin Agramon dazu gebracht, seinen Befehlen zu gehorchen? Selbst ein Hexenmeister hätte Schwierigkeiten, einen Dämonenfürsten in seine Schranken zu verweisen, und außerhalb eines Pentagramms …« Luke sog scharf die Luft ein. »Dann ist das Lilithkind also auf diese Weise gestorben, richtig? Als es Agramon heraufbeschwor?«
Jace nickte zustimmend und erklärte Clary rasch, mit welchem Trick Valentin Elias hereingelegt hatte. »Durch den Kelch der Engel«, schloss er, »hat er Agramon in seiner Gewalt. Offenbar verleiht der Kelch eine gewisse Macht über Dämonen. Allerdings nicht so viel wie das Schwert.«
»Jetzt habe ich noch weniger Lust, dich gehen zu lassen«, sagte Luke. »Wir haben es hier mit einem Dämonenfürsten zu tun, Jace. Man bräuchte eine ganze Stadt voller Schattenjäger, um mit ihm fertig zu werden.«
»Ich weiß, dass er ein Dämonenfürst ist. Aber seine Waffe ist die Angst. Wenn Clary mich mit der Rune der Furchtlosigkeit versehen kann, könnte ich ihn besiegen. Oder es wenigstens versuchen.«
»Nein!«, protestierte Clary. »Ich will nicht, dass deine Sicherheit von meiner blöden Rune abhängt. Was ist, wenn sie nicht wirkt?«
»Sie hat doch schon mal funktioniert«,
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