Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes
neutralem Ton. »Sie sind unsere Verbündeten.«
»Er hat gesagt, es würde keine Rolle spielen«, entgegnete Bat wütend. »Josephs Tod …«
»Ich weiß«, sagte Luke leise. Sein Blick wanderte zu dem blonden Jungen. »Bist du nur deshalb hierhergekommen, um einen Streit vom Zaun zu brechen, Jace Wayland?«
Der Junge – Jace – lächelte, wobei sich seine aufgeplatzte Lippe dehnte und ein dünnes Blutrinnsal an seinem Kinn herablief. »Luke.«
Bat starrte Jace verblüfft an; er war sprachlos, dass der Schattenjäger seinen Rudelanführer beim Vornamen kannte, und ließ ihn los. »Ich wusste ja nicht …«
»Da gibt es auch nichts zu wissen«, sagte Luke und die Müdigkeit, die in seinen Augen stand, sickerte auch in seine Stimme.
»Er hat gesagt, der Rat würde sich für den Tod eines einzelnen Lykanthropen nicht interessieren, selbst wenn es um ein Kind geht. Und dabei wurde das Abkommen gerade mal vor einer Woche unterzeichnet, Luke«, mischte Freaky Pete sich ein, wobei seine Stimme wie ein tiefes Grollen klang.
»Jace spricht nicht für den Rat«, sagte Luke, »und es gibt nichts, was er hätte tun können, selbst wenn er es gewollt hätte. Hab ich recht?«
Er sah Jace an, der sehr blass geworden war. »Woher …« »Ich weiß, was passiert ist«, erwiderte Luke. »Die Geschichte mit Maryse.«
Jace erstarrte und einen Moment konnte Maia durch die Maske des jungen Wilden sehen und einen kurzen Blick auf das werfen, was darunter lag – eine dunkle, gequälte Verzweiflung, die sie eher an den Blick in ihren eigenen Augen erinnerte als an den ihres Bruders. »Wer hat dir davon erzählt? Clary?«
»Nein, nicht Clary.« Maia hatte Luke diesen Namen nie zuvor erwähnen hören, aber er sprach ihn auf eine Weise aus, die ahnen ließ, dass es dabei um jemanden ging, der ihm viel bedeutete – ihm und auch dem Schattenjäger. »Ich bin der Anführer dieses Rudels, Jace. Ich habe überall Ohren. Und jetzt komm. Lass uns in Petes Büro gehen und dort weiterreden.«
Jace zögerte einen Moment und zuckte dann die Achseln. »Okay«, sagte er, »aber du schuldest mir einen Whisky.«
»Das war meine letzte Vermutung«, seufzte Clary resigniert. Sie ließ sich auf die Stufen vor dem Metropolitan Museum of Art sinken und starrte niedergeschlagen auf die Fifth Avenue.
»Jedenfalls war es keine schlechte Idee.« Simon hockte sich neben sie und streckte die langen Beine aus. »Ich meine, er steht nun mal auf Waffen und Töten, also hätte er sich durchaus in der größten Waffensammlung der Stadt herumtreiben können. Und außerdem bin ich immer für einen Besuch in der Abteilung ›Waffen und Rüstung‹ zu haben. Das bringt mich jedes Mal auf neue Ideen für meine Kampagne.«
Überrascht sah Clary ihn an. »Spielst du etwa noch immer mit Eric und Kirk und Matt?«
»Klar. Warum auch nicht?«
»Ich dachte, diese Computerspiele hätten etwas von ihrem Reiz verloren, seit …« Seit unser richtiges Leben mehr und mehr einer deiner Kampagnen ähnelt – mit Guten und Bösen, mit schwarzer Magie und verzauberten Gegenständen, die man unbedingt finden muss, wenn man das Spiel gewinnen will.
Der einzige Unterschied bestand darin, dass im Spiel immer die Bösen vernichtet wurden und die Guten gewannen und mit dem Schatz nach Hause zurückkehrten – wohingegen sie im richtigen Leben den Schatz verloren hatten. Und manchmal war Clary sich nicht hundertprozentig sicher, wer nun die Guten und wer die Bösen waren.
Sie warf Simon einen Blick zu und spürte eine Woge der Trauer aufkommen. Falls er seine Computerspiele aufgeben würde, wäre das ihre Schuld – genau wie alles andere, das ihm in den vergangenen Wochen zugestoßen war. Sie erinnerte sich an sein kreidebleiches Gesicht, als er am Morgen an der Spüle gestanden hatte – kurz bevor er sie geküsst hatte.
»Simon …«, setzte sie an.
»Im Moment spiele ich einen Halbtroll-Kleriker, der sich an den Orks rächen will, die seine Familie getötet haben«, erzählte er heiter. »Das ist total klasse.«
Clary musste lachen, doch im nächsten Moment klingelte ihr Mobiltelefon. Sie holte es aus der Jackentasche und klappte es auf; auf dem Display stand Lukes Name. »Wir haben ihn nicht gefunden«, seufzte sie, bevor er auch nur Hallo sagen konnte.
»Nein, aber ich.«
Sie setzte sich ruckartig auf. »Im Ernst? Ist er da? Kann ich mit ihm reden?« Sie fing Simons scharfen Blick auf und senkte die Stimme. »Geht es ihm gut?«
»Im Großen und Ganzen.«
»Was
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