Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes
Lächeln. »Ich bin nicht davon ausgegangen, dass meine Mom heute aufwachen würde, Simon. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass sie … dass sie auf etwas wartet.«
»Und weißt du auch, worauf?«
»Nein. Ich weiß nur, dass irgendetwas fehlt.« Sie sah zu Luke hinüber, der intensiv damit beschäftigt war, die eingetrockneten Essensreste von den Tellern zu kratzen. »Oder irgendjemand.«
Simon sah sie fragend an, zuckte dann aber die Achseln. »Im Institut ist es also ziemlich hoch hergegangen?«
Clary erschauderte bei dem Gedanken daran. »Die Mutter von Alec und Isabelle ist echt gruselig.«
»Wie hieß sie noch gleich?«
»Mayris«, sagte Clary und imitierte Lukes Aussprache.
»Das ist ein alter Schattenjägername«, erklärte Luke, während er sich die Hände an einem Geschirrtuch abtrocknete.
»Und Jace hat also beschlossen, dazubleiben und sich mit dieser Inquisitorin auseinanderzusetzen? Er wollte wirklich nicht lieber verschwinden?«, fragte Simon.
»Es bleibt ihm nichts anderes übrig, wenn er als Schattenjäger weiterleben will«, sagte Luke. »Und das Leben als Nephilim bedeutet ihm nun mal mehr als alles andere auf der Welt. Als ich noch in Idris gelebt habe, habe ich einige Schattenjäger gekannt, die genauso waren wie er. Wenn man ihm das nehmen würde …«
In dem Moment wurde er durch das vertraute Bimmeln der Türglocke unterbrochen. Luke warf das Geschirrtuch auf die Theke und ging hinaus. »Bin gleich wieder da.«
»Es ist echt merkwürdig, sich Luke als ehemaligen Schattenjäger vorzustellen«, sagte Simon, sobald Luke die Küche verlassen hatte. »Jedenfalls merkwürdiger als die Vorstellung, dass er ein Werwolf ist.«
»Ja? Wieso?«
Simon zuckte die Achseln. »Von Werwölfen hab ich auch vorher schon mal gehört; sie sind irgendwie nichts Neues. Okay, dann verwandelt er sich eben einmal im Monat in einen Werwolf – na und? Aber diese Schattenjägergeschichte … das ist irgendwie so ’ne Art Kult.«
»Das ist kein Kult.«
»Doch, klar. Die Schattenjagd bestimmt ihr ganzes Leben. Und sie schauen auf alle anderen herab. Sie nennen uns ›Irdische‹ … als wären sie selbst nicht von dieser Erde. Außerdem unterhalten sie keine Freundschaften mit normalen Leuten, gehen nicht in die gleichen Bars und Discos wie alle anderen, lachen nicht über die gleichen Witze und denken, sie stünden über uns.« Simon zog eines seiner langen Beine hoch und friemelte an der fransigen Kante rund um das Loch im Knie seiner Jeans. »Ich hab heute einen anderen Werwolf kennengelernt.«
»Erzähl mir nicht, dass du mit Freaky Pete im Blutmond abgehangen hast.« Clary spürte ein mulmiges Gefühl in der Magengegend, konnte aber nicht sagen, was genau es verursachte. Wahrscheinlich war das nur eine Folge von zu viel Stress.
»Nein, nicht Pete. Es war ein Mädchen«, sagte Simon. »Etwa in unserem Alter. Sie hieß Maia.«
»Maia?« Luke kam mit einer quadratischen weißen Pizzaschachtel in die Küche zurück und stellte sie auf den Tisch. Sofort beugte Clary sich vor und klappte den Deckel auf. Der aromatische Duft von heißem Teig, Tomatensauce und Käse erinnerte sie schlagartig daran, wie hungrig sie war. Sie riss sich ein Stück Pizza ab, ehe Luke ihr auch nur einen Teller über den Tisch schieben konnte. Grinsend setzte er sich neben sie und schüttelte den Kopf.
»Maia gehört zu deinem Rudel, richtig?«, fragte Simon und bediente sich ebenfalls.
Luke nickte. »Stimmt. Ein nettes Mädchen. Ich hab sie ein paarmal hier auf den Buchladen aufpassen lassen, während ich im Krankenhaus war, und sie hat ihre Sache gut gemacht. Außerdem darf ich sie mit Büchern bezahlen.«
Simon sah Luke über seine Pizza an. »Hast du finanzielle Probleme?«
Luke zuckte die Achseln. »Geld hat mir nie viel bedeutet und die Mitglieder des Rudels sorgen schon füreinander.«
»Wenn wir knapp bei Kasse waren, hat Mom immer gesagt, sie würde ein paar von Dads Aktien verkaufen«, meinte Clary nachdenklich. »Aber da der Typ, den ich für meinen Vater gehalten habe, gar nicht mein Vater war und ich stark bezweifle, dass Valentin irgendwelche Aktien besitzt …«
»Deine Mutter hat fast ihren gesamten Schmuck Stück für Stück verkauft«, sagte Luke. »Valentin hatte ihr ein paar Familienerbstücke geschenkt – Schmuck, der seit Generationen im Besitz der Morgensterns war. Selbst die kleineren Schmuckstücke würden bei einer Auktion hohe Preise erzielen.« Er seufzte. »Aber die sind ja nun mal weg … obwohl
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