Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes
Runen nehmen. Daher dachte ich, es wäre besser …«
»… dass Jace fort ist, wenn sie hier eintrifft«, sagte Luke. »Kein Wunder, dass du so begierig darauf warst, ihn fortzuschicken.«
»Wer ist diese Inquisitorin?«, fragte Clary. Das Wort weckte bei ihr Bilder von der spanischen Inquisition, von Folter, Peitsche und Streckbank. »Was macht sie?«
»Sie verhört Schattenjäger im Auftrag des Rats«, erklärte Luke. »Und sie stellt sicher, dass das Gesetz nicht von Nephilim gebrochen wurde. Außerdem war sie diejenige, die nach dem Aufstand die Ermittlungen gegen alle Mitglieder des Kreises geleitet hat.«
» Sie hat Hodge mit dem Fluch belegt? Und sie hat dich und Robert hierherverbannt?«, wandte Jace sich an Maryse.
»Ja, sie hat uns ins Exil geschickt und Hodges Strafe ausgesucht. Und während sie uns nicht gerade ins Herz geschlossen hat, hasst sie deinen Vater aufrichtig.«
»Unter diesen Umständen werde ich auf keinen Fall fortgehen«, sagte Jace, immer noch sehr bleich im Gesicht. »Was soll sie denn denken, wenn sie hier auftaucht und ich verschwunden bin? Sie wird annehmen, die ganze Familie hätte sich verschworen, um mich zu verstecken. Und dann wird sie dich bestrafen – dich und Alec und Isabelle und Max.«
Maryse schwieg.
»Maryse, sei kein Narr«, sagte Luke. »Sie wird dir größere Vorwürfe machen, wenn du Jace gehen lässt. Ihn jedoch hierzubehalten und eine Anhörung unter dem Schwert zu gestatten, wäre ein Zeichen unseres guten Willens.«
»Jace hierbehalten – das kann nicht dein Ernst sein, Luke!«, rief Clary. Sie wusste zwar, dass der Einsatz des Schwertes ihre Idee gewesen war, aber allmählich bedauerte sie, dass sie überhaupt davon angefangen hatte. »Diese Inquisitorin klingt schrecklich.«
»Aber wenn Jace jetzt geht«, gab Luke zu bedenken, »kann er nie mehr zurückkehren. Er könnte nie wieder ein Schattenjäger sein. Ob es uns nun gefällt oder nicht, aber die Inquisitorin ist die rechte Hand des Gesetzes. Wenn Jace ein Teil des Rats bleiben möchte, dann muss er mit ihr kooperieren. Er hat allerdings einen Vorteil, den die Mitglieder des Kreises nach dem Aufstand nicht hatten.«
»Und was soll das sein?«, fragte Maryse.
Luke lächelte matt. »Im Gegensatz zu dir«, erklärte er, »sagt Jace die Wahrheit.«
Maryse funkelte Luke wütend, aber stumm an. Dann wandte sie sich an Jace: »Letztendlich ist es deine Entscheidung. Wenn du eine Anhörung willst, kannst du bleiben, bis die Inquisitorin eintrifft.«
»Dann bleibe ich hier«, sagte Jace. Aus seiner Stimme klang eine Entschlossenheit, die Clary überraschte, eine Entschlossenheit frei von jeglicher Wut. Er sah an Maryse vorbei und ein Licht flackerte in seinen Augen, als reflektierten sie einen Feuerschein. In diesem Moment erinnerte er Clary außerordentlich stark an seinen Vater.
4
D AS K UCKUCKSEI
»Orangensaft, Sirup, Eier – allerdings seit Wochen über dem Verfallsdatum – und irgendetwas, das aussieht wie eine Art grüner Salat.«
»Salat?« Clary warf einen Blick über Simons Schulter in den Kühlschrank. »Oh, das. Das war mal Mozzarella.«
Simon schüttelte sich angewidert und warf die Tür von Lukes Kühlschrank zu. »Also Pizza-Taxi?«
»Längst erledigt«, sagte Luke, der in diesem Moment mit dem schnurlosen Telefon in der Hand in die Küche kam. »Ich hab gerade eine große vegetarische Pizza und drei Cola bestellt. Und ich hab im Krankenhaus angerufen«, fügte er hinzu und hängte das Telefon in die Basisstation. »Jocelyns Zustand ist unverändert.«
»Verstehe«, sagte Clary und setzte sich an den Holztisch in Lukes Küche. Normalerweise war Luke relativ ordentlich, doch im Moment stapelten sich jede Menge ungelesene Briefe und schmutziges Geschirr auf dem Tisch und Lukes grüne Reisetasche hing quer über der Rückenlehne eines Stuhls. Die Küche wirkte ohnehin recht klein und immer ein bisschen schmuddelig und Luke war kein besonders ambitionierter Koch, was sich auch daran erkennen ließ, dass das Gewürzregal über dem altmodischen Gasherd kein einziges Gewürzglas enthielt. Stattdessen diente es als Abstellfläche für Kaffeedosen und Teebeutel. Clary wusste, dass sie Luke eigentlich beim Aufräumen helfen sollte, aber dazu fehlte ihr in letzter Zeit einfach die Energie.
Während Luke das schmutzige Geschirr abräumte und in die Spüle stellte, ließ Simon sich neben Clary nieder. »Alles in Ordnung?«, fragte er leise.
»Ja, mir geht’s gut.« Clary zwang sich zu einem
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