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Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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sie hinab auf eine schimmernde Wasserfläche, die sich unter ihr wie ein unendliches Spiegelglas erstreckte und den Nachthimmel reflektierte. Und genau wie ein Spiegel war auch die Wasserfläche hart und solide und sie konnte darauf laufen. Sie lief los, roch die Nachtluft, das feuchte Laub und den Duft der Stadt, die in der Ferne glitzerte wie ein Märchenschloss – und bei jedem ihrer Schritte bildeten sich haarfeine Risse unter ihren Füßen und Glassplitter spritzten hoch wie Wasser unter berstendem Eis.
    Plötzlich begann der Himmel zu leuchten – Funken flackerten auf wie lodernde Zündholzer. Und dann fielen sie herab, ein Regen aus glühender Kohle, und Clary duckte sich und riss schützend die Arme über sich. Ein brennender Funke fiel ihr direkt vor die Füße, doch als er auf dem Boden auftraf, verwandelte er sich in einen Jungen: Es war Jace, der gleißend-golden strahlte, mit seinen goldbraunen Augen und den goldblonden Haaren. Weißgoldene Schwingen ragten aus seinem Rücken hervor, breiter und dichter gefiedert als die eines Vogels.
    Er lächelte wie eine Katze und zeigte auf etwas hinter ihr und Clary drehte sich um und entdeckte einen dunkelhaarigen Jungen – war das Simon? Er sah aus wie immer, abgesehen von den Schwingen auf seinem Rücken, mit Federn so schwarz wie die Nacht und blutbedeckten Spitzen.
     
    Keuchend wachte Clary auf; ihre Hände umklammerten Jace’ T-Shirt. In seinem Zimmer war es dunkel; nur durch das schmale Fenster neben dem Bett fiel etwas Licht. Sie setzte sich auf. Ihr Kopf fühlte sich schwer an und ihr Nacken schmerzte. Langsam sah sie sich um und zuckte erschrocken zusammen, als ihr plötzlich etwas Helles entgegenblitzte wie Katzenaugen in der Dunkelheit.
    Jace saß in einem Sessel neben dem Bett. Er trug eine frische Jeans und einen grauen Pullover und seine Haare waren fast vollständig getrocknet. In seiner Hand hielt er etwas, das wie Metall glänzte. Eine Waffe? Allerdings konnte Clary sich nicht vorstellen, wovor er sie hier im Institut beschützen wollte.
    »Hast du gut geschlafen?«
    Sie nickte. Ihr Mund war trocken. »Warum hast du mich nicht geweckt?«
    »Ich dachte, du könntest etwas Ruhe gebrauchen. Außerdem hast du so fest geschlafen wie eine Tote. Du hast sogar gesabbert«, fügte er hinzu. »Auf mein Shirt.«
    Verlegen schlug Clary eine Hand vor den Mund. »Tut mir leid.«
    »So was kriegt man nicht oft geboten … dass man zusehen kann, wie jemand sabbert«, bemerkte Jace. »Vor allem nicht so hingebungsvoll. Mit weit geöffnetem Mund und allem Drum und Dran.«
    »Ach, sei still.« Sie tastete zwischen der Bettwäsche, bis sie ihr Mobiltelefon fand, und überprüfte erneut das Display, obwohl sie längst wusste, was dort stand. Keine neuen Anrufe. »Es ist inzwischen drei Uhr«, stellte sie bestürzt fest. »Glaubst du, Simon ist in Ordnung?«
    »Ehrlich gesagt, glaube ich, dass er merkwürdig ist«, erwiderte Jace. »Allerdings hat das nur wenig mit der Uhrzeit zu tun.«
    Clary schob das Telefon in die Tasche ihrer Jeans. »Ich werd mir mal was anderes anziehen.«
    Jace’ weiß gestrichenes Bad war nicht größer als Isabelles, aber bedeutend sauberer. Die Zimmer im Institut unterschieden sich nicht sehr voneinander, dachte Clary, als sie die Tür hinter sich schloss. Sie schälte sich aus ihrem feuchten T-Shirt und hing es über den Handtuchständer. Dann spritzte sie sich etwas frisches Wasser ins Gesicht und fuhr mit einem Kamm durch ihre stark gekräuselten Haare.
    Jace’ T-Shirt war ihr zu groß, aber der Stoff fühlte sich weich auf ihrer Haut an. Sie rollte die Ärmel hoch, kehrte in sein Zimmer zurück und fand ihn genau dort, wo er auch zuvor schon gesessen hatte. Düster starrte er auf den glitzernden Gegenstand in seiner Hand. Clary beugte sich über die Rückenlehne seines Sessels. »Was ist das?«
    Statt einer Antwort drehte er das Objekt um, damit sie es genauer betrachten konnte. Es war eine zersplitterte Spiegelscherbe, die allerdings nicht Clarys Gesicht reflektierte, sondern einen Bildausschnitt mit grünem Gras, blauem Himmel und kahlen schwarzen Ästen.
    »Ich wusste gar nicht, dass du das aufbewahrt hast«, sagte sie. »Dieses Bruchstück des Portals.«
    »Deswegen wollte ich unbedingt hierher … um es zu holen«, erklärte er. Eine Mischung aus Sehnsucht und Abscheu schwang in seiner Stimme mit. »Ich muss dauernd daran denken, dass ich in der Scherbe vielleicht eine Reflexion von meinem Vater erhaschen könnte und so

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