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Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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schätzte es nicht, wenn die Menschen ihn überraschten. 
    »Du hast mir gesagt, er wäre nicht länger mein Bruder«, erwiderte Amatis nun. »Dann hast du mir Stephen genommen. Meine Familie zerstört. Du behauptest zwar, du wärst kein Feind der Nephilim, aber du versuchst, uns gegeneinander aufzustacheln, Familie gegen Familie, und zerstörst dabei Leben ohne jeden geringsten Skrupel. Du sagst zwar, du würdest den Rat hassen, aber du bist auch derjenige, der ihn zu dem gemacht hat, was er heute ist - engstirnig und paranoid. Früher haben wir einander vertraut, wir Nephilim. Das hast du geändert. Und das werde ich dir niemals verzeihen.« Ihre Stimme zitterte. »Genauso wenig wie die Tatsache, dass du mich dazu gebracht hast, Lucian nicht länger als meinen Bruder zu betrachten. Das werde ich weder dir noch mir jemals verzeihen … Und ich werde mir nicht verzeihen, dass ich auf dich gehört habe.« 
    »Amatis …« Luke trat einen Schritt vor, aber seine Schwester hielt eine Hand hoch, um ihn aufzuhalten. In ihren Augen schimmerten Tränen, doch ihr Rücken war kerzengerade und ihre Stimme fest und unerschütterlich.
    »Es hat einmal eine Zeit gegeben, da waren wir alle mehr als bereit, auf dich zu hören, Valentin«, fuhr sie fort. »Und wir alle werden das unser Leben lang mit unserem Gewissen ausmachen müssen. Doch diese Zeit ist jetzt vorbei. Endgültig vorbei. Oder ist hier irgendjemand im Saal, der nicht mit mir übereinstimmt?« 
    Clary riss den Kopf hoch und schaute über die versammelten Schattenjäger: Die Männer und Frauen wirkten auf sie wie die Rohskizze einer größeren Menschenmenge, mit weißen, verschwommenen Gesichtern. Sie sah Patrick Penhallow, mit fest zusammengepresstem Kiefer, und den Inquisitor, der wie ein zartes Bäumchen im Wind zitterte. Und Malachi, dessen dunkles, glänzendes Gesicht seltsam unergründlich wirkte.
    Niemand sagte auch nur ein Wort.
    Falls Clary erwartet hatte, dass Valentin verärgert reagieren würde über diesen Mangel an Begeisterung vonseiten der Nephilim, die er zu führen gehofft hatte, wurde sie nun enttäuscht. Bis auf ein Zucken seiner Kiefermuskulatur blieb sein Gesicht vollkommen ausdruckslos. Als ob er mit dieser Reaktion gerechnet hätte. Als ob er seine Pläne bereits darauf abgestimmt hätte.
    »Also schön«, sagte er. »Wenn ihr nicht auf die Stimme der Vernunft hören wollt, dann werdet ihr euch eben der Macht beugen müssen. Ich habe euch ja bereits demonstriert, dass ich die Schutzschilde der Stadt niederreißen kann. Wie ich sehe, wurden sie inzwischen repariert, aber das ist völlig bedeutungslos; ich kann sie jederzeit wieder deaktivieren. Also werdet ihr entweder meine Forderungen annehmen oder jedem Dämon gegenübertreten, den das Engelsschwert heraufbeschwören kann. Und ich werde meinem Dämonenheer den Befehl erteilen, nicht einen Einzigen von euch zu verschonen, keinen Mann, keine Frau, kein Kind. Die Entscheidung liegt ganz bei euch.«
    Ein Raunen ging durch den Saal. Luke starrte Valentin fassungslos an. »Du würdest absichtlich dein eigenes Volk zerstören, Valentin?« 
    »Manchmal muss man kranke Pflanzen herausreißen, um den Garten zu retten«, erwiderte Valentin. »Und wenn alle Gewächse verseucht sind …« Erneut wandte er sich der entsetzten Menge zu. »Die Entscheidung liegt ganz bei euch«, wiederholte er. »Ich habe den Engelskelch in meinem Besitz. Wenn nötig, werde ich damit eine ganz neue Schattenjägerwelt errichten, mit neuen Nephilim - jeder einzelne von mir persönlich erschaffen und unterrichtet. Aber ich gebe euch eine letzte Chance. Wenn der Rat sämtliche Befugnisse der Kongregation auf mich überträgt und meine unumschränkte Macht und Herrschaft akzeptiert, werde ich mich zurückhalten. Sämtliche Schattenjäger werden einen Unterwerfungseid leisten und eine permanente Treue-Rune akzeptieren, die sie an mich bindet. Das sind meine Bedingungen.« 
    Im Saal herrschte betroffene Stille. Clary sah noch, dass Amatis die Hand vor den Mund geschlagen hatte, dann begann der Rest der Menge vor ihren Augen zu verschwimmen. Sie können seiner Forderung unmöglich nachgeben, dachte sie. Das können sie nicht tun! Aber welche andere Chance blieb ihnen schon? Welche andere Chance hatte jeder Einzelne von ihnen? Valentin hat sie in eine Falle gelockt, dachte sie niedergeschlagen, so wie Jace und ich in der Falle sitzen, durch das, was er aus uns gemacht hat. Wir alle sind durch unser Blut an ihn gebunden.

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